Schuss an der Immenburgstraße Zeugin: Polizisten schossen mehrfach

Bonn · Auch einen Tag, nachdem am späten Dienstagnachmittag ein 43-jähriger Mann in der Immenburgstraße von der Polizei angeschossen wurde, herrschte gestern noch Unklarheit über die genauen Umstände.

Die Aachener Polizei, die aus Neutralitätsgründen am Abend die Ermittlungen in der Sache übernommen hatte, wollte sich gestern mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht äußern. Auch von der ebenfalls zuständigen Bonner Staatsanwaltschaft war nichts zu erfahren. Deren Pressesprecherin Karen Essig verwies auf Anfrage ebenfalls auf die noch laufende Untersuchung.

Bereits am Dienstagabend hatte Daniela Lindemann, Pressesprecherin der Bonner Polizei, dem General-Anzeiger gesagt, dass der Einsatz erforderlich geworden sei, nachdem der 43-jährige Bewohner des Mehrfamilienhauses in der Immenburgstraße randaliert habe. Polizeibeamte, die auf den Anruf einer anderen Hausbewohnerin hin ausgerückt seien, habe der Mann mit einem Messer angegriffen. In der Folge sei ein Schuss aus einer Dienstwaffe gefallen. Der 43-Jährige sei dabei verletzt worden.

Eine 29-jährige Hausbewohnerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, schilderte dem General-Anzeiger ihre Sicht der Dinge. Im Gespräch mit ihr behauptete sie, dass der Mann nicht willkürlich randaliert, sondern ganz konkret sie angegriffen habe. Als sie daraufhin die Polizei gerufen habe, sei die Situation eskaliert.

"Ich bin den Hausflur hochgegangen, als ich hörte, dass jemand sehr zügig hinter mir herkam. Das kam mir komisch vor", sagte sie. Als sie sich umgedreht habe, habe sie den Mann erkannt, der wie sie ebenfalls in der dritten Hausetage lebt. "Du Verräter, du Verräter", habe der gerufen. In der Hand habe der 43-Jährige einen schwarz-silbernen Gegenstand gehalten. Schnell habe sie versucht, in ihre Wohnung zu kommen. Der hinter ihr hereilende Mann habe dann noch eine Tür vor ihrem Wohnungseingang eingetreten. Sie habe dann die Polizei gerufen. Der Mann sei in seine Wohnung zurückgekehrt.

"Die Polizei kam dann etwa fünf Minuten später", so die Frau, die mit ihrem Sohn und einem Mitbewohner in dem Haus lebt. Sie habe die beiden Streifenwagenbesatzungen vor dem Messer gewarnt. "Die Polizisten haben dann mehrfach gegen die Tür geklopft. Und nachdem er geöffnet hatte, kam er auch schon auf die Polizisten zugerannt." Ohne zu zögern, hätten die Beamten mehrfach von der Pistole Gebrauch gemacht. "Wahrscheinlich waren auch sie geschockt", sagte sie.

Eine besondere Vorgeschichte zwischen ihr und dem Mann gibt es ihren Angaben zufolge nicht. Sie räumte jedoch ein, dass sie sich in der Vergangenheit in dem 21-Parteien-Haus nicht nur Freunde gemacht habe. Mehrfach habe sie das Verhalten von "zwei bis drei Bewohnern" - Gewalttätigkeiten, Pöbeleien sowie Alkohol- und Drogenkonsum - bei der Polizei moniert. Jedoch vergeblich. Dennoch, so glaubt sie, hätte es auch jemand anderen treffen können, da der 43-Jährige unter Drogeneinfluss gestanden habe. Sie hoffe, dass nun Ruhe einkehre.

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