Kommentar zum Bonner Beethoven-Orchester Zu lange gewartet

Meinung | Bonn · Für alle, die wie das Deutsche Museum unter städtischen Sparmaßnahmen ächzen, dürfte die Nachricht schwer verdaulich sein: Das Beethoven Orchester braucht in den nächsten Jahren nicht weniger, sondern deutlich mehr Zuschüsse als geplant.

 Ein hochkarätiger Klangkörper in Aktion: Das Orchester spielte vor einem Jahr die Eröffnungsmatinee des Beethovenfestes.

Ein hochkarätiger Klangkörper in Aktion: Das Orchester spielte vor einem Jahr die Eröffnungsmatinee des Beethovenfestes.

Foto: barbara frommann

Denn die Umsetzung der neun Jahre alten Vorgabe des Rates, den hochkarätigen Klangkörper um sechs Stellen zu verkleinern, ist weiter aufgeschoben.

Dem neuen Generalmusikdirektor Dirk Kaftan kann man nicht vorwerfen, dass er diese Bedingung gestellt hat, bevor er in Bonn unterschrieb. Er weiß natürlich, wie hoch die Erwartungen an die Musiker für das Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 sind.

Komplexe Eingriffe ins Orchester

Betriebsbedingte Kündigungen gibt es bei der Stadt nicht, und es ist auch kaum vorstellbar, einen Streicher demnächst als Sachbearbeiter im Steueramt einzusetzen. Bleibt also nur die Fluktuation als Hebel für Sparmaßnahmen. Aber: Wenn ein Bläser in Ruhestand geht, man aber eigentlich die Zahl der Streicher reduzieren will, zeigt das, wie komplex Eingriffe in ein Orchester sind. Ein Prozess, der Jahre dauert.

Die Kulturverwaltung hat die Zügel zu lange schleifen lassen – der Rat aber auch. Die Mehrheit akzeptierte 2011 die Aussetzung des Sparbeschlusses bei der Vertragsverlängerung für Stefan Blunier ebenso wie 2016 die Bedingungen für Kaftan.

Der neue GMD hat offenbar 106 Planstellen in seinem Vertrag stehen. Wenn er bis Laufzeitende 2022 alle sechs Stellen kürzen sollte, wäre das sein Entgegenkommen – verpflichtet ist er dazu nicht.

Verstörender Eindruck

Verstörend für die Bürger: Der Sachverhalt wurde erst bekannt, nachdem hinter verschlossenen Türen Fakten geschaffen worden waren. Zeitgleich mit der vorzeitigen Vertragsverlängerung für Generalintendant Bernhard Helmich, die den Zuschuss für Oper und Schauspiel bis 2023 bei jährlich rund 30 Millionen Euro festzurrt.

So entsteht der Eindruck, dass Stadttheater und Orchester von schmerzhaften Einschnitten verschont bleiben.

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