Kritik von CDU und Grünen "Zu wenig Toiletten in der Rheinaue"

BAD GODESBERG · Wer jemals in der Rheinaue unterwegs war, wird das Problem kennen. Egal ob rund um die Spielplätze, an den Grillstellen oder entlang der Spazierwege: In dem Freizeitpark fehlt es an öffentlichen Toiletten. Das soll sich ändern, meint Philipp Lerch (CDU), dessen Fraktion gemeinsam mit den Grünen einen Antrag gestellt hat.

Der Inhalt: Die Stadt soll prüfen, ob man den Neubau der Gärtnerunterkunft auf dem Gelände der Kläranlage nutzen kann, um dort (oder in der Nähe) eine öffentliche Toilettenanlage zu installieren.

Eine weitere Idee steuert Student Andreas Krause, der seine (noch nicht veröffentlichte) Bachelor-Arbeit über die Rheinaue geschrieben hat, bei: Mobile Toiletten, die unter anderem die Eiswagen hinter sich herziehen, könnten die Lösung des Problems sein.

Öffentliche sanitäre Anlagen, die für alle zugänglich sind, gibt es am Postpavillon - allerdings nur dann, wenn der Kiosk geöffnet ist, sagt Lerch. Ansonsten gebe es nur noch die Möglichkeit, die Toiletten unterhalb des Rheinpavillons zu nutzen. Eigentlich nicht öffentlich sind die WCs im Rheinpavillon, im Rheingarten und im Kindergarten, aber auch sie werden von Rheinauenbesuchern genutzt. Ansonsten sucht man vergeblich. "Es gibt bis zum Rheinufer keine weitere Toilettenanlage. Das sind Luftlinie 700 bis 800 Meter", sagt Lerch. Nicht jeder Parkbesucher schafft es bis dahin, so werden teilweise Büsche und Bäume zweckentfremdet.

Der Vorschlag, der nun in den politischen Gremien beraten wird, ist nicht neu: Bereits 2007 forderte der Arbeitskreis Umweltpolitik der Bonner CDU zusätzliche öffentliche Toiletten in dem Freizeitpark. Als geeigneter Standort wurde schon damals das Areal an der Kläranlage gewertet: Dort wäre laut Lerch die Infrastruktur vorhanden, auch die Kanalanbindung wäre kein Problem. "Außerdem liegt das Gelände ungefähr in dem Bereich, in dem Bedarf besteht."

Nun sei der Neubau der Gärtnerunterkunft eine Chance, den Vorschlag zu realisieren, sagt Lerch. Wie berichtet, wird das alte Gebäude, das laut Verwaltung wegen "unbefriedigender hygienischer Zustände in der maroden Bausubstanz" geschlossen werden musste, abgerissen. Für rund eine Million Euro wird dann an derselben Stelle, in unmittelbarer Nähe der Kläranlage, eine neue Unterkunft für die Gärtner gebaut - Toiletten inklusive.

"Natürlich müsste man die Toiletten dann irgendwie unterhalten. Aber es ist eine gute Chance, sie jetzt einzurichten", meint Lerch. Wenn so viel Geld investiert würde, könnte man rund 65 000 Euro für eine öffentliche Anlage in die Hand nehmen.

Schützenhilfe kommt von Krause. Der 23-Jährige hat in seiner Arbeit, die er am Lehrstuhl für Anthropogeografie der Universität zu Köln bei Frauke Kraas geschrieben hat, vor allem auch die (fehlenden) Toiletten thematisiert. Während seiner Untersuchungen hat er 145 Rheinauenbesucher befragt, rechnet man die vorgehende Erhebung dazu, sind es 350.

Das Ergebnis: Gerade ältere Besucher haben ein Problem mit den fehlenden Anlagen, viele meinen, dass der Park deswegen weniger attraktiv ist. Außerdem nutzen sie die Rheinaue nicht vollständig, weil sie sich nicht zu weit von den vorhandenen Toiletten entfernen wollen. Und die seien häufig "übernutzt". Sprich: Sie sind in einem mehr oder weniger guten Zustand. "Viele haben zugegeben, dass sie das Gebüsch nutzen", sagt der 23-Jährige. Von 145 waren es 114.

All das beweise, dass in Bonns beliebtem Freizeitpark dringend etwas getan werden muss. Eine fest installierte Toiletten sei die eine Idee - die mobile Variante eine andere. Eisverkäufer und andere, die mit ihren Wagen in der Rheinaue stehen, könnten diese mobilen Anlagen durch die Rheinaue ziehen. "Sie sind im Sommer unterwegs, fahren durch die Rheinaue und sind in der Regel dort, wo viele Menschen sind", sagt der 23-Jährige. Eine solche Anlage würde mit ungefähr 12 000 Euro zu Buche schlagen, sagt Lerch, der die Idee sehr gut findet.

Wie die Anlagen finanziert, ob ihre Anschaffung bezuschusst werden könnte - das müsse man prüfen. "Aber eine gepflegte Toilette wäre ja auch ein Aushängeschild."

Das sagt die Verwaltung:
Die Kläranlage sei ein eingezäuntes Gelände, so die Verwaltung in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung. Es sei nicht sinnvoll, dort eine öffentliche Toilette zu installieren, weil das Areal abends und am Wochenende geschlossen sei. Außerdem sei es nicht möglich, dass die Besucher über den Betriebshof laufen, und das nicht nur wegen des dort herrschenden Verkehrs, sondern auch wegen der Maschinen und anderer Dinge, die dort gelagert würden.

Diese seien sehr teuer, "außerdem könnten sie zu Vandalismus verleiten". Würde die öffentliche Toilette in der Nähe der Kläranlage errichtet, "wäre es ein separates Gebäude. Das ist möglich, aber wir würden kein Geld sparen, wenn wir es jetzt bauen". Generell gelte: Wenn die Politiker sich dafür aussprechen, dass in der Rheinaue eine weitere öffentliche Toilette gebaut werden soll, werde die Verwaltung diesen Beschluss umsetzen.

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