Seit 40 Jahren auf dem Bonner Weihnachtsmarkt Zuckerverzierte Herzen und Paradiesäpfel im Lebkuchenhäuschen

BONN · Wenn Marlies Eisbusch vom Tresen ihres schmucken Lebkuchenhäuschens das Treiben auf dem Weihnachtsmarkt beobachtet, dann denkt sie manchmal an ihre Urgroßmutter. Sie war nämlich die erste in der Schaustellerfamilie, die hier einen Stand hatte. "Vor dem heutigen Kaufhof, also ungefähr da, wo wir uns jetzt auch befinden, hat sie weihnachtliche Grußkarten verkauft", erzählt Eisbusch.

 Zum perfekten Lebkuchenherzen gehört natürlich der perfekte Zuckerguss-Text. Mit ruhiger Hand und gekonntem Schwung spritzt Marlies Eisbusch die Namen oder Zahlen aufs Herz.

Zum perfekten Lebkuchenherzen gehört natürlich der perfekte Zuckerguss-Text. Mit ruhiger Hand und gekonntem Schwung spritzt Marlies Eisbusch die Namen oder Zahlen aufs Herz.

Foto: Barbara Frommann

Die nächste Generation bot vor dem Postamt Lose feil, Marlies Eltern führten ein Fahrgeschäft. "Als ich acht Jahre alt war, haben sie sich selbstständig gemacht. Und ab dann habe ich jede Woche eine andere Schule besucht - in Bad Münstereifel, in Daun, in Gerolstein." Das "Mädchen von der Kirmes", wie ihre Schulkameraden sie damals nannten, hatte in der Folge ein unstetes Leben. Vielleicht gelingt es ihr deshalb so gut, mit ihrem Verkaufsstand samt mobiler Backstube ein Gefühl von zeitloser Behaglichkeit zu vermitteln.

Mittlerweile ist sie schon seit 40 Jahren auf dem Bonner Weihnachtsmarkt vertreten. Und auch im Jahr 2014 weckt der Anblick von zuckerverzierten Herzen, Paradiesäpfel und Schokoladenleckereien die Vorfreude auf Weihnachten - genauso, wie schon seit Jahrzehnten. Inzwischen mehr als 60 Jahre alt und Großmutter einer vierjährigen Enkelin, ist Eisbusch immer noch viel unterwegs. Mit ihrem Mann tourt sie über die Jahrmärkte der Region - Pützchens Markt kann dabei als "Heimspiel" gelten. Doch ein großer Teil der Arbeit findet hinter den Kulissen statt.

In der eigenen kleinen "Lebkuchen-Fabrik" in Alfter-Volmershoven wird das ganze Jahr über immer wieder für Kirmes, Karneval und Märkte gebacken. Auch nach 40 Jahren zwischen Mehl und Mandeln, Nüssen und Zimt ist Marlies Eisbusch es noch nicht leid, Herzen und Bäumchen in Serie zu fertigen. "Das Rezept ist zwar das gleiche, aber die Formen und Dekorationen, die ändern wir ja jedes Jahr. Mein Mann und ich denken uns immer wieder etwas Neues aus und deshalb verliere ich auch den Spaß nicht."

Das merken auch die Weihnachtsmarkt-Kunden, wenn sie an der mobilen Backstube mit Eisbusch über den perfekten Zuckerguss-Text auf ihrem personalisierten Herz nachgrübeln. Das Datum vom Hochzeitstag? Oder doch der Kosename? Die Lebkuchendame lacht: "Wir haben hier schon öfter etwas auf Spanisch geschrieben und auf Russisch auch. Neulich musste ich sogar mal schwierige japanische Schriftzeichen machen - und die sind richtig echt geworden."

Die letzten Tage vor Weihnachten überlässt Marlies Eisbusch den Stand ihrer Freundin und Mitarbeiterin, damit sie zu Hause in Alfter endlich auch ein paar Weihnachtsvorbereitungen treffen kann. Bei Roastbeef und Gemüseplatte wird sie mit ihrem Mann Heiligabend feiern, ganz ohne Trubel und Besuch. "Nach fünf Wochen Weihnachtsmarkt ist man dann doch einfach nur froh über Ruhe."

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