Fahrradversteigerung in Bonn Zuschlag bei schlappen drei Euro

BONN · Eines der größten Schnäppchen ist gleich zu Beginn der Auktion über den Tisch gegangen: ein Mountainbike für schlappe drei Euro. Da ließ sich auch Auktionator Karsten Kühne zu einem Scherz hinreißen: "Wollen Sie schon gehen?", fragte er Klara Schmitz, die das Rad ersteigert hatte, und fügte hinzu: "Na dann haben Sie ja jetzt noch den ganzen Tag, um das Rad zu reparieren."

 Wer bietet hierfür? Auktionator Karsten Kühne versteigert rund 80 Fahrräder. Bereits morgens um 8 Uhr kamen die ersten Interessenten.

Wer bietet hierfür? Auktionator Karsten Kühne versteigert rund 80 Fahrräder. Bereits morgens um 8 Uhr kamen die ersten Interessenten.

Foto: Barbara Frommann

Rund 80 Fahrräder aus der Verwahrung des Bonner Fundbüros fanden am Dienstagmorgen bei einer Sonderversteigerung im Stadthaus neue Eigentümer. Koffer, Taschen, Kinderwagen und Handys, die bei den regelmäßigen Auktionen üblicherweise auch angeboten werden, gab es diesmal nicht.

Dafür hatten die Besucher im voll besetzten Versteigerungssaal eine extra große Auswahl an Fahrrädern unterschiedlicher Qualität - von alten reparaturbedürftigen Hollandrädern über Mountainbikes mit und ohne Platten bis zu sofort fahrbereiten Trekking- oder Kinderrädern, die fast wie neu wirkten.

"Die Gebote fangen bei einem oder fünf Euro an und enden bei höherwertigen Markenfahrrädern auch schon mal bei über hundert Euro oder mehr", sagte Uwe Brenner vom Bonner Fundbüro. Der Erlös geht auf das Konto der Stadt, "es sei denn, der ursprüngliche Eigentümer taucht auf und kann den Besitznachweis erbringen. Dann bekommt er das Geld in Höhe des in der Auktion eingebrachten Gewinns."

Bereits früh um acht Uhr kamen die ersten Interessenten, um die Räder zu begutachten und zu schauen, für welche Modelle sich das Bieten aus ihrer Sicht lohnt. Unter ihnen fand sich auch Klara Schmitz. "Ich schätze, ich muss wohl die Reifen flicken. Dass das Licht nicht funktioniert, ist nicht schlimm, denn ich habe noch Beleuchtung zum anklippen", sagte die Studentin. Sie hatte Glück, dass niemand sonst auf das kleine Mountainbike mitgeboten hatte.

Ein halbes Jahr bewahrt das Fundbüro die Fahrräder auf, die zuvor im Bonner Stadtgebiet von Bürgern gefunden oder vom Ordnungsamt sichergestellt worden sind.

Wenn sich in der Zeit kein Eigentümer meldet, landen sie unter dem Hammer von Vollzugsbeamten Karsten Kühne. "Ich wunder mich immer wieder, dass es doch erstaunlich viele Menschen geben muss, die ihre verlorenen Gegenstände scheinbar nicht vermissen oder zumindest nicht im Fundbüro suchen."

Eine Überraschung erlebte Bianca Bortot, als sie feststellte, dass ihr ersteigertes Damenrad noch abgeschlossen war. Die Bonnerin musste daher ihr neues Gefährt zunächst einmal tragen. Viele Bieter, die das gleiche Problem wie Bortot hatten fanden es schade, dass die Mitarbeiter des Fundbüros keine Hilfsmittel zur Verfügung stellten.

Auch ein nahe gelegenes Fahrradgeschäft lehnte ihre Bitte, das Schloss zu öffnen, trotz Vorlage einer Quittung ab. So stellte sich der Abtransport des Rades für Bortot als echtes Problem dar.

Die Räder werden angeboten, wie sie gefunden werden, sagte Brenner. Eine Funktionsprüfung führen die Mitarbeiter nicht durch. Werkzeuge zum Öffnen von Schlössern sollten Interessenten daher sicherheitshalber selbst mitbringen.

Die nächste Fundsachen-Auktion im Stadthaus, Berliner Platz, beginnt am Dienstag, 9. April, um 8.30 Uhr.

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