Fahrerbewertung.de Zwei Bonner betreiben Portal zur Beurteilung von Autofahrern

Bonn · Heute mal wieder so richtig Frust gehabt im Straßenverkehr? Vielleicht von einem bösen Mercedes geschnitten worden? Oder hat der rücksichtslose BMW wieder mit einem Rad auf der Sperrfläche geparkt? Und Sie haben keinen, an den Sie sich wenden können?

So ein Ärger, dachten sich Arno und Henrik Wolter. Und deswegen betreiben die zwei Bonner seit Januar das Internetportal fahrerbewertung.de.

Die Idee: Jedermann kann auf der simpel gestalteten Homepage ein Kennzeichen eingeben und nach dem Ampelprinzip bewerten. Anschließend können Zusatzangaben gemacht werden, um die Bewertung zu konkretisieren. Etwa, ob der mit Rot abgestrafte Audi gestern um 16.30 Uhr in Roleber mal wieder einen zu geringen Sicherheitsabstand gehalten hat. "Die Straßen werden voller, und damit wird es ruppiger", sagt Henrik Wolter. "Wir sind nicht die Polizei, aber wir wollen dem ein oder anderen einen Denkanstoß geben, wenn er viele negative Bewertungen hat."

Damit das aber passiert, müsste derjenige gezielt auf das Portal gehen und nach seinem Kennzeichen suchen. Laut Wolter sind bisher rund 70 000 Bewertungen eingegangen. Nicht gerade repräsentativ, bedenkt man, dass es in Deutschland rund 44 Millionen angemeldete Pkw und knapp 60 Millionen angemeldete Fahrzeuge insgesamt gibt. "Ob sich irgendwann ein sinnvoller Mittelwert ergibt, wissen wir nicht", sagt Wolter dazu.

Ein weiteres Problem: Letztlich bewertet man auf der Seite nicht den Fahrer, sondern das Kennzeichen. Das fällt in erster Linie auf den Halter zurück. Wer tatsächlich gefahren ist, lässt sich nur schwer feststellen. Und auch wer überhaupt eine Bewertung abgibt, wird nicht kontrolliert. So ist es ein Leichtes, sich selbst eine positive Bewertung zu geben. Oder sich mit mehreren abzusprechen, um einem Kennzeichen gleich mehrere negative Einträge zu verpassen - ob ernst gemeint oder aus Spaß.

Allerdings haben die Wolter-Brüder versucht, Missbrauch so weit wie möglich auszuschließen: So ist eine Sperre im System eingebaut, wenn ein Kennzeichen zu viele Bewertungen in kurzer Zeit erhält, oder jemand zu viele Bewertungen hintereinander abgibt. "So wollen wir ausschließen, dass Freizeit-Sheriffs durch die Stadt gehen und Verstöße in Serie melden." Ausschließen könne er Missbrauch jedoch nicht, sagt Wolter. "Wir wollen aber keinen Internet-Pranger oder ein Denunzianten-Portal schaffen, sondern hoffen auf einen positiven Effekt." Geld verdienen die Brüder nach eigenen Angaben nicht mit der Seite, sondern mit Vergleichsportalen.

Ob Fahrerbewertung.de allerdings in dieser Form überhaupt weiter existieren darf, wird derzeit geprüft. Es gibt seitens des Datenschutzbeauftragten von NRW die Bitte um Stellungnahme bei "Bo-Mobile", dem Unternehmen der Brüder. "Das Portal ist rechtlich gesehen grenzwertig", sagt Nils Schröder, Sprecher des Datenschutzbeauftragten. "Hier treffen Datenschutz und Meinungsfreiheit aufeinander. Gerade über die Zusatzangaben auf der Seite lässt sich leicht nachvollziehen, wer wann und wo gefahren ist.

Das Kfz-Kennzeichen lässt sich leicht dem Halter zuordnen. Hier sind personenbezogene Daten im Spiel", sagt Schröder. Ein abschließendes Urteil könne aber noch nicht gefällt werden. Henrik Wolter sagt: "Unsere rechtliche Beratung hat ergeben, dass alles zulässig ist." Die Bonner Polizei möchte die Seite nicht kommentieren. Sprecherin Daniela Lindemann sagt nur: "Wir setzen auf direkte Ansprache, Aufklärung und Information der Verkehrsteilnehmer."

Das sagen GA-Leser

Über Facebook haben wir unsere Leser gefragt, was sie von Fahrerbewertung.de halten. Das Portal ist überwiegend auf Ablehnung gestoßen. "Da werden die Oberlehrer der Nation sicherlich begeistert sein", schreibt ein Leser. "Cybermobbing wird in unserer Gesellschaft immer mehr ein Problem", ein anderer. Manche vermuten einen verspäteten Aprilscherz. Einer schreibt aber auch: "Habe schon ein paar eingetragen. SUV-Fahrer, Raser, Drängler und Radwegzuparker." Das Problem für viele ist jedoch die Anonymität der Bewerter. Und, wie einer fragt: Wer sollte einen Grund haben, eine ihm unbekannte Person positiv zu bewerten? "Foren und ähnliche Portale werden doch nur genutzt, um sich über jemanden zu beschweren."

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