9. März 1945 Die dramatischen Stunden vor der Befreiung Bonns

Bonn · Am 9. März 1945 ist die Stadt Bonn fest in der Hand der US-Truppen. Zuvor erlebte die Stadt einige dramatische Stunden. Bad Godesberg hatten die US-Truppen schon am Vorabend kampflos eingenommen.

US-Soldaten mit einem aufgegebenen deutschen Panzer am 9. März 1945 vor der zerstörten Beethovenhalle an der Brückenstraße, heute Berliner Freiheit.

US-Soldaten mit einem aufgegebenen deutschen Panzer am 9. März 1945 vor der zerstörten Beethovenhalle an der Brückenstraße, heute Berliner Freiheit.

Foto: GA

Sandwiches und Kaffee gibt es an diesem Morgen um 3.30 Uhr zum Frühstück. Eine halbe Stunde später formiert sich die Kompanie K des dritten US-Bataillons in Doppelreihen. Ihr Marschbefehl: „Roisdorf, Alfter und dann schnurstracks nach Bonn hinein.“ Es ist der 8. März 1945. In drei Bataillonen rückt das 16. Infanterieregiment vor, von Süden her stößt das 18. Regiment dazu. Am nächsten Tag ist die Operation erfolgreich abgeschlossen: Die US-Truppen haben die am Boden liegende Stadt befreit, für Bonn ist damit der Krieg zu Ende.

Die Dramatik dieser historischen Stunden beschreiben später Augenzeugen. Am Abend des 8. März löst Polizeimeister Stürz Großalarm aus und meldet an den deutschen Führungsstab im Windeckbunker: „Der Markthallenbunker ist von Amerikanern besetzt!“

Das ist das Signal. Kampfkommandant Richard von Bothmer weiß: „Mit unausgebildeten Soldaten kann ich keine Festung verteidigen.“ Er will kapitulieren. Die US-Soldaten nehmen den Windeckbunker unter schweren Artilleriebeschuss. Generaloberst Georg von Küchler stimmt zu: „Nicht verteidigen!“ Es wäre Wahnsinn, das Leben von 6000 Frauen, Kindern und alten Männern aufs Spiel zu setzen, die im Bunker kauern.

Amerikanische Infanteristen in der Bonner Innenstadt.

Amerikanische Infanteristen in der Bonner Innenstadt.

Foto: GA

Flucht über den Rhein nach Beuel

Von Küchler flüchtet als einer der letzten Wehrmachts-Führungskräfte über die Rheinbrücke nach Beuel. Wenige Stunden später, um 20.20 Uhr, sprengen sie die deutschen Soldaten in die Luft. Für die Amerikaner steht fest: „Damit gaben die Deutschen zu, daß die Stadt unwiderruflich verloren war“, steht später in ihrem Bericht. Kurz vor Mitternacht verlässt von Bothmer die Stadt. Seine letzte Anweisung: „Retten, was zu retten ist!“ Er weigert sich, den Kampf um Bonn „bis zur letzten Patrone“ zu führen und verhindert damit weitere Opfer und Zerstörungen der Stadt.

Wenige Stunden später haben die US-Truppen Bonn komplett in ihrer Hand, am Nachmittag des 9. März hört jeder organisierte Widerstand auf. An zahlreichen Häusern und Ruinen flattern weiße Fahnen. Rechtsdezernent Max Horster übergibt die Stadt endgültig den einrückenden US-Truppen. Bonn ist zu diesem Zeitpunkt zu etwa 30 Prozent zerstört, über die Hälfte aller Wohnungen sind unbewohnbar. Insgesamt sterben mehr als 6300 Bonner, 1564 Bewohner haben bei den Bombenangriffen ihr Leben verloren.

Bad Godesberg haben die US-Truppen schon am Vorabend kampflos eingenommen. Dort ist dem entschlossenen Einsatz einiger beherzter Bürger zu verdanken, dass die damals noch eigenständige Stadt ohne größere Zerstörungen davonkommt. Der nationalsozialistische Bürgermeister Heinrich Alef hat die Stadt schon am Vortag verlassen, die Amtsgeschäfte hat er Stadtrat Heinrich Ditz übergeben. Am 7. März sind die Amerikaner auf dem Vormarsch durch den Kottenforst. Der deutsche Kommandeur Richard Schimpf, der seinen Divisionsgefechtstand im Keller des Rheinhotels Dreesen eingerichtet hat, erhält noch einmal den Befehl, Bad Godesberg bis zum letzten Mann zu verteidigen. Er ist sich der völligen Aussichtslosigkeit jedoch bewusst. Die Amerikaner verlangen kampflose Übergabe und drohen anderen Falles mit vernichtendem Artillerieangriff und neuen Bombengeschwadern. Schimpf stellt den Soldaten frei, sich auf das rechte Rheinufer zu retten oder in Gefangenschaft zu gehen.

Es sind unter anderem der katholische Priester Hermann Josef Drießen, Kriminalobersekretär Otto Kessel, Dolmetscherin Annemarie Steeg und Ditz, die Kopf und Kragen riskieren und in ersten Gesprächen mit einem amerikanischen Oberst die Übergabe der Stadt verhandeln. Und sie haben damit Erfolg... In Bad Godesberg wehen weiße Fahnen. Die rechtsrheinischen Städte und Dörfer wie Königswinter und Beuel werden sich erst Mitte März ergeben, da die US-Truppen dort erst später ankommen werden.

Auf seinen Internetseiten zeichnet der General-Anzeiger das Kriegsende in Bonn und der Region im Tagebuchstil nach. Zu finden sind die bisherigen Beiträge unter der Adresse ga-story.de. Zeitzeugen können sich gern per E-Mail unter r.franz@ga.de melden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort