Girls' Day in Bonn Zwischen Schlosserei und Ideenschmiede

BONN · An der Tür zur Plastikabteilung der Bonner Theaterwerkstätten hängt ein Plakat im 40er-Jahre-Stil: "We can do it" verkündet eine Frau mit Pünktchen-Kopftuch kämpferisch.

 Blick hinter die Kulissen: In der Schlosserei der Theaterwerkstätten erhalten die Mädchen erste Instruktionen und Informationen über die unterschiedlichen Tätigkeiten.

Blick hinter die Kulissen: In der Schlosserei der Theaterwerkstätten erhalten die Mädchen erste Instruktionen und Informationen über die unterschiedlichen Tätigkeiten.

Foto: Barbara Frommann

Ein gutes Motto für die elf Mädchen, die zum Girls' Day hergekommen sind, um Einblick in die Arbeit der Schlosser und Schreiner, Maler, Plastiker und Raumausstatter zu bekommen. Nach einem Rundgang durch die Hallen an der Siegburger Straße, vorbei an Riesengemälden, meterhoch getürmten Holzvorräten und einem Gipsfuß in der Größe eines Kleinwagens, werden sie per Losverfahren auf die einzelnen Gewerke verteilt. Hannah (14) hat die Schreinerei gezogen und muss ein bisschen schlucken - Modellieren oder Malen wäre näher an dem gewesen, was sie schon kann.

"So etwas habe ich noch nie gemacht, das ist ja eher baustellenmäßig." Doch dann entwickelt sie Zuversicht: "Mal sehen, was draus wird." Girls'-Day-Betreuerin Katharina Meier, Mitarbeiterin der Dekorationsabteilung, lächelt sie ermutigend an. "Das ist doch Sinn der Sache, dass man mal was kennenlernt, das man sonst nicht machen würde." Die 14-jährige Janna freut sich auf die kommende Herausforderung als Tagespraktikantin in der Schlosserei. "Ich finde es interessant, wie man Sachen zusammenschweißt und wie man alles berechnet, damit es hält."

Berechnungen sind auch den Girls'-Day-Teilehmerinnen im Endenicher Max-Planck-Institut für Radioastronomie nicht fremd. Viele Hände schnellen nach oben, als Direktor Karl Menten in seiner Einführung danach fragt, wer sich für Astronomie interessiert. Organisatorin Ute Teuber, Ingenieurin und Gleichstellungsbeauftragte, weiß um den augenöffnenden Effekt, den ein abwechslungsreicher Naturwissenschafts-Tag für Mädchen haben kann. Deshalb hat sie eine lange Reihe spannender jugendgeeigneter Experimente entworfen: Die Schülerinnen stellen mit Hilfe von Stickstoff selber Speiseeis her, bauen einen kleinen Gedächtnistrainer, bei dem sie die Platinen selber löten, und konstruieren einen Supermagneten mit Motor.

"Wir haben sehr viel Kompetenzen bei den Mädchen, die oft einfach deshalb nicht zum Tragen kommen, weil sie sich nicht trauen", bedauert Teuber. "Wer sich heute angesprochen fühlt, soll wieder vorbeikommen und nach einem Schülerpraktikum fragen", schlägt Direktor Menten vor. Vielleicht wird Lilli das tun, schließlich würde die 14-Jährige später gerne Physik studieren. Für das Programm im Max-Planck-Institut hat sie sich entschieden, weil sie sich von Kindesbeinen an für Astronomie interessiert. "Die Vorstellung, dass die Erde so klein ist in einem riesigen Raum mit Sternen, finde ich faszinierend."

An der Kaiserstraße machen sich zur gleichen Zeit noch andere Mädchen Gedanken um die Erde, hauptsächlich um ihre Schutzbedürftigkeit. Im hellen Tagungsraum der Entwickungs- und Umweltorganisation Germanwatch überlegen sie gemeinsam, wie sie nicht nur ihre ökologischen Fußabdrücke verkleinern, sondern zugleich ihren sozialen Handabdruck - das eigene Engagement und seine inspirierende Wirkung auf andere - vergrößern können. In kleinen Gruppen tragen sie ihre Ideen zusammen: den Schulcaterer nach Nachhaltigkeit auswählen, im Klassenverband Kräuterbeete für die Kantine anlegen, einen "Mit-dem-Fahrrad-zur-Schule-Tag" pro Woche einführen.

"Wir haben ganz schön oft die Schule auf unserem Plakat", stellt Marta (14) fest. "Ja, aber da können wir auch am leichtesten was ändern", gibt ihre Altersgenossin Maren zu bedenken. "Viele junge Frauen kommen erst während ihres Studiums auf die Idee, für Organisationen wie unsere zu arbeiten", erklärt Pressereferent Stefan Küper das Girls'-Day-Engagement von Germanwatch. "Wir würden aber gerne erreichen, dass sie es schon viel früher als berufliche Perspektive ins Auge fassen."

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