Motorrollerdiebstähle in Bonn Zwölfjähriger verlieh gestohlene Fahrzeuge

BONN · Kriminalhauptkommissar Klaus Roost, der sich in der Wache an der Bornheimer Straße in Bonn mit Intensiv- und Serientätern beschäftigt, hat einiges in seinem Job erlebt.

Was ihm bereits als Leiter der Ermittlungsgruppe "Konrad" aufgefallen war und zunehmend Sorgen bereitet: "Die Intensivtäter werden immer jünger." Bestes Bespiel dafür ist der jüngste, spektakuläre Fahndungserfolg der von ihm geleiteten Ermittlungsgruppe "Goofy".

Wie bereits anlässlich der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PIK) berichtet, konnten die Ermittler eine Serie von Motorrollerdiebstählen aufklären und neun zumeist jugendliche Tatverdächtige überführen. Der jüngste Dieb war zwölf Jahre alt, die meisten zwischen 15 und 16 Jahren, der älteste 22 Jahre. Dabei betonte Roost, dass er nicht nur Täter dingfest machen, sondern ihnen auch Auswege aufzeigen will. Auch wenn das oft nicht von Erfolg gekrönt ist.

Was Roost berichtete, machte schlicht sprachlos. Schließlich werden der lose agierenden Gruppe Gleichgesinnter mehr als 150 Diebstähle zur Last gelegt, begangen im Bonner Norden und Alfter. Seit Sommer 2013 waren die dreisten Diebe unterwegs, worauf die Polizei eine Ermittlungsgruppe einrichtete. Die kam dann auch dem Zwölfjährigen auf die Schliche, "weil der schon mal als Beschuldigter in einem Fall geführt worden war", berichtete Roost.

Was die Beamten ermittelten, war starker Tobak: Keiner der Rollerdiebe ging zur Schule. Stattdessen hatten die Jungs bis mittags geschlafen und dann ihr kriminelles Rollergeschäft begonnen. Das bestand allein daraus, Fahrzeuge zu stehlen, zu zerlegen, Fahrgestellnummer abzuflexen, und die Teile wieder zu neuen Fahrzeugen zusammenzubauen. Einige Jugendliche hatten laut Roost sogar die Chuzpe besessen, auf der Polizeiwache vorstellig zu werden, um sich dort bestätigen zu lassen, "dass der Roller nicht gestohlen war".

Der Zwölfjährige habe zudem noch in Tannenbusch eine Art Rollerverleih aufgebaut und betrieben: "Der Junge war geschäftstüchtig", so Roost. War ein Roller nicht mehr zu gebrauchen, wurde das Gefährt kurzerhand in Brand gesetzt: "Die Jungs haben zum Teil sogar noch zugesehen, wie die Feuerwehr löschte", so der Kriminalist. Für ihn ist unvorstellbar, "mit welcher Energie hier vorgegangen wurde".

Alle Versuche des Ermittlers, den Zwölfjährigen vor einer kriminellen Karriere zu bewahren, schlugen fehl: Einen Aufenthalt im Kriseninterventions- und Diagnosezentrum KIDZ in Bad Godesberg brach der aus Marokko stammende Junge ebenso ab wie den Besuch einer Förderschule. Als der Zwölfjährige erklärte, ihn könne ohnehin keiner belangen, weil er strafunmündig sei, war Roost mit seiner Geduld am Ende: In Abstimmung mit dem Jugendamt wurde er zu Pflegeeltern nach Südfrankreich gebracht.

Die "Konrad-Bande" und ihre Nachfolger

2009 führte Klaus Roost die ersten Ermittlungen zur sogenannten "Konrad-Bande". Damals hatte eine elfköpfige Bande aus 14- bis 17-Jährigen rund um den Konrad-Adenauer-Platz in Beuel Angst und Schrecken verbreitet. Vor allem Jugendliche wurden Opfer von Raubüberfällen in der Rheinaue, in Bussen und Bahnen und auf Straßen.

Die Täter hatten es auf Wertgegenstände, Handys und iPods abgesehen. Insgesamt 42 Verfahren wurde gegen die Gruppe eingeleitet. Im Januar 2010 verurteilte das Amtsgericht drei Jugendliche, 15 und 16 Jahre alt, zu mehrmonatigen Freiheitsstrafen, mit und ohne Bewährung. Seit Anfang 2013 leitete Klaus Roost die Ermittlungsgruppe "Konrad".

Erneut war eine Gruppe jugendlicher Täter am Konrad-Adenauer-Platz in Beuel in Erscheinung getreten, diesmal wurden potenzielle Opfer ausspioniert und zwischen Beuel und Oberkassel abgezogen, so Roost. Im September 2013 mussten sich sechs Jugendliche wegen 52 Taten verantworten, Drei wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, drei zu Bewährungsstrafen. Einer muss laut Roost die Haft antreten, weil er Auflagen wieder straffällig wurde.

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