Stadt möchte Hansa-Haus nun doch behalten

Überraschende Wende in der Diskussion um die Zukunft des Hansa-Hauses: Anders als bisher will die Stadtverwaltung das städtische Gebäude im Herzen Bad Godesbergs nun doch im städtischen Eigentum belassen und stufenweise renovieren.

Bad Godesberg. Überraschende Wende in der Diskussion um die Zukunft des Hansa-Hauses: Anders als bisher will die Stadtverwaltung das städtische Gebäude im Herzen Bad Godesbergs nun doch im städtischen Eigentum belassen und stufenweise renovieren.

Damit wären die Mieter, sechs gemeinnützige Vereine und Verbände, unverhofft eine große Sorge los: Sie waren schon dabei, sich angesichts der drohenden Räumung nach einer neuen Bleibe umzusehen. Konkret geht es um das Musiknetzwerk, den Bonner Shantychor, die Marinekameradschaft, die Circusschule Don Mehloni, das Deutsche Rote Kreuz und den Godesberger Turnverein (GTV).

Verschachtelte Verwaltungsvorlage Möglicherweise inspiriert vom aktuellen Heinrich-von-Kleist-Jahr, enthielt die Sitzungsvorlage zum Hansa-Haus unter anderem folgende Einschätzung der Verwaltung:

"Aus Sicht der Liegenschaftsverwaltung wird angemerkt, dass bei einer weiteren Unterstützung der Vereine und Einrichtungen durch Bereitstellung (städtischer oder privater) Immobilien sich die Frage stellt, ob es wegen des ansonsten gut funktionierenden Vereinsstandortes Hansa-Haus und der offenen Frage, ob und mit welchem Erfolg eine Vermarktung einer leergezogenen Immobilie überhaupt möglich wäre, angeraten sein kann, die notwendigen Ertüchtigungen zu leisten und den Vereinen damit langfristig einen gesicherten Standort zu bieten."Es war Alfred Beißel, Abteilungsleiter im Liegenschaftsamt, der in der Bezirksvertretung den Schwenk der Stadtverwaltung erklärte. Ausgangspunkt seiner Erläuterungen war die Annahme, die frühere Michaelschule könnte als Alternative für das Hansa-Haus genutzt werden.

Das Problem: Auch das Schulgebäude im Norden der Altstadt ist, gelinde gesagt, nicht im besten Zustand. Mit einem entsprechenden Bebauungsplan aber könnte das Gelände an der Friesdorfer Straße durchaus zu einem attraktiven Wohnquartier umfunktioniert werden und auf diese Weise zu einer lukrativen Einnahmequelle für die Stadt werden.

Für das Hansa-Haus, zwei Meter neben der Hauptstrecke der Deutschen Bahn gelegen, sind solche Prognosen schon schwieriger. "Geld muss man da wie dort in die Hand nehmen", argumentierte Beißel, der zudem auf die zentrale Lage und gute Erreichbarkeit des Hansa-Hauses verwies.

Den Nachholbedarf beim Brandschutz in dem wilhelminischen Bau, bis vor kurzem eines der Hauptargumente in der Verkaufsempfehlung der Stadt, konnte Beißel relativieren. "Es wäre möglich, zunächst die Gefährdung abzustellen und das Gebäude dann stufenweise zu sanieren", sagte er. Das Geld dafür könnte beispielsweise erwirtschaftet werden, indem die Stadt die alte Michaelschule in den nächsten Jahren vermarktet.

Bei den Kommunalpolitikern kam der Stimmungswandel im Stadthaus durchweg gut an. In Anträgen und Anfragen hatten SPD und FDP im Vorfeld mehrfach Kritik an einem möglichen Verkauf des Hansa-Hauses geübt.

"Die Vereine brauchen ein Konzept, das eine langfristige Planungssicherheit ermöglicht", bekräftigte Hillevi Burmester (SPD) in der Sitzung. Benedikt Hauser (CDU) nannte die jüngste Entwicklung ein "gutes Beispiel dafür, dass Nachdenken manchmal hilft", kritisierte jedoch die Folgenabschätzung im Vorfeld und forderte alle Beteiligten für die Zukunft dazu auf, in kniffligen Fragen häufiger "um die Ecke zu denken".

Hausers Parteifreund Philipp Lerch kritisierte angesichts mehrfach veränderter Zahlen zum nötigen Investitionsvolumen das "klassische Tohuwabohu auf dem Rücken der Bad Godesberger Vereine, das sich dieser Form nicht wiederholen darf", und Monika Heinzel (Grüne) bezeichnete den Sinneswandel der Verwaltung als "bemerkenswert".

Respekt oder Anerkennung dafür, dass die Stadtverwaltung ihre Haltung angesichts der Kritik aus den Fraktionen noch einmal revidiert hat, blieb ihren Vertretern in der Sitzung versagt. Die Rolle des einsamen Rufers blieb da nur Alo von der Kall, dem Leiter der Bezirksverwaltungsstelle: Er warnte mit Blick auf die Michaelschule davor, sämtliche Reserven an Unterrichtsflächen aufzugeben, weil man diese im Notfall gut gebrauchen könnte.

Für Heiterkeit sorgte hingegen Ulli Hauschild (FDP) mit einem ganz anderen Nebenaspekt: Ein Umzug der Rockbands in die Michaelschule würde wegen der Akustik wohl nur Probleme machen. "Im Hansa-Haus ist das egal, weil der Bahnlärm dort sowieso alles übertönt", so Hauschild.

Die Verwaltung, so beschloss es die Bezirksvertretung einstimmig, wird jetzt ein Konzept ausarbeiten. Vor allem aber wird sie die Vereine informieren, die nach neuestem Stand die Umzugskisten auf dem Dachboden lassen können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort