Aktion Stadt und Bahn starten gemeinsame Offensive gegen Graffiti

Bonn · "Das ist wie ein Kampf", beschreibt Helmut Tils seine tägliche Arbeit. "Wir machen es weg, und am nächsten Tag ist schon eine neue Schmiererei da." Er putzt und schrubbt die Liegenschaften der Deutschen Bahn.

 Seit 13 Jahren sein täglicher Job: Helmut Tils beseitigt mit seinen Kollegen Graffiti. Am Mittwoch im Tunnel unter dem Hauptbahnhof.

Seit 13 Jahren sein täglicher Job: Helmut Tils beseitigt mit seinen Kollegen Graffiti. Am Mittwoch im Tunnel unter dem Hauptbahnhof.

Foto: Volker Lannert

Sein Spezialgebiet: Graffiti. "Seit 13 Jahren bin ich dabei", berichtet der 62-Jährige. "Von der Beseitigung können die Reinigungsunternehmen bequem leben." Alleine in diesem Jahr wird die Stadt Bonn dafür rund 60 000 Euro ausgeben. Zwischen 2007 und 2011 waren es insgesamt 290.000 Euro.

Tils gestriges Einsatzgebiet war der südliche Personentunnel im Bonner Hauptbahnhof. Da die Unterführung sowohl der Stadt Bonn als auch der Deutschen Bahn gehört, starteten beide gemeinsam die Offensive "Frühjahrsputz". "Damit wollen wir den Bahnhof schöner und den Aufenthalt angenehmer machen", erklärte Bernhard Christ, Leiter des Bahnhofsmanagements Bonn der DB Station und Service AG. Kosten der Aktion: rund 1000 Euro.

Drei Mitarbeiter einer Spezialfirma reinigten in einer Nachtaktion die Unterführung. "Manchmal dauert es nur ein paar Minuten, bis so eine Schmiererei weg ist, und ein anderes Mal brauchen wir bis zu einer Stunde", weiß Tils. Für Neubauten besteht mittlerweile die Möglichkeit, sie mit einer bestimmten Farbe anzustreichen, so dass es einfacher ist, Graffiti zu entfernen. Die Natursteinwände im Bahnhof sind allerdings unbehandelt und saugen obendrein die Farben auch noch besonders gut auf.

Teilweise bleibt ein Schatten des Vandalismus zurück. Ein wirkliches Patentrezept, wie die Schmierereien dauerhaft bekämpft werden können, gibt es bisher nicht. "Leider können wir gelungene Bilder auch nicht an den Wänden lassen", erklärt Christ. "Das animiert nur andere Sprayer, das Bild zu verschandeln oder sein Markenzeichen daneben zu platzieren." Da gebe es auch keinen Ehrenkodex untereinander.

"Nur wenn wir immer wieder die Bilder und Schriftzüge entfernen, verlieren die Täter dauerhaft die Lust an einer Wand", weiß Willi Schmidt vom Städtisches Gebäudemanagement Bonn. Um das zu gewährleisten, initiierte die Stadt eine sogenannte schnelle Eingreiftruppe. Sie kümmert sich um kleinere Schäden, wie zum Beispiel Tags - die Signatur eines Graffiti-Sprayers. Kritzeleien, die mit Graffiti-Kunst, wie sie auch schon in Galerien und Museen ausgestellt wird, nichts zu tun haben.

Auch Schmidt hat keine Strategie, um Vandalen dauerhaft davon abzuhalten, Fassaden zu bemalen. "Wir haben kürzlich vor dem Alten Rathaus eine Kamera installiert, das Gebäude überwacht", berichtete er. Vielleicht wird künftig auch die Beethovenhalle auf diese Weise geschützt. Regelmäßig eine Woche vor Beginn des Beethovenfests nehmen laut Schmidt die Beschädigungen an der Halle zu.

Bürger, die Graffiti an städtischen Gebäuden entdecken, können sie bei der Stadt unter der Telefonnummer 0228/775576 melden. Wichtig ist, dass die Straße und das Gebäude genau benannt werden können.

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