Mit dem E-Lastenrad durch die Stadtbezirke Stadtmuseum sammelt Geschichten der Bonner
Bad Godesberg · Mit der Frage „Was macht Bonn eigentlich zu der Stadt, die sie ist?“ beschäftigen sich derzeit Mitarbeiter des Stadtmuseums Bonn. Mit der Aktion „Dein Bonn Ballon“ sammeln sie nach und nach Geschichten in den Stadtbezirken. Der Start mit einem E- Lastenfahrrad war nun in Bad Godesberg.
Welche Erinnerungen verbinden Sie so mit Bonn? Danach fragt das Stadtmuseum Bonn in der Aktion „Dein Bonn Ballon“ : Am Samstag sammelten Mitarbeiter diese Erinnerungen auf dem Theaterplatz in Bad Godesberg. Passanten konnten Zettel ausfüllen, diese wurden mit Luftballons an Ort und Stelle aufgehängt, als „Erinnerungswolken“ – davonfliegen sollten sie aber nicht. Denn diese Texte werden noch gebraucht.
Alles war erlaubt, es mussten keine spektakulären Geschichten sein. Ein Passant erinnerte sich an die Steinbrüche am Lyngsberg, in denen er in seiner Kindheit oft spielte – zum Grausen seiner Eltern, „weil dort früher mit Sprengstoff gearbeitet wurde“. Eine Mutter schrieb über den Kreißsaal im früheren Malteser Krankenhaus, in dem ihr Kind geboren wurde, und den es heute nicht mehr gibt. Ein Mann hat einfach schöne Erinnerungen an den Theaterplatz.
Neunjähriger schreibt eindringlichen Text
Eine eindringliche Geschichte schrieb ein Neunjähriger auf: Auf einem Spielplatz, auf dem er mit OGS-Kindern und einem Betreuer war, hatten Männer Jugendliche mit Metallgegenständen angegriffen. Der OGS-Betreuer ging dazwischen, die Kinder hatten Angst, die Polizei musste kommen. Für eine 63-Jährige war die Erinnerung an eine schöne Vorstellung im Theater Bonn einen Eintrag wert, für einen 41-Jährigen ist die Parkbuchhandlung ein besonderer Ort: „Der Alltag schreibt die schönsten Geschichten.“
Seinen Großvater hat Josef Roth zwar nicht mehr selbst getroffen, aber er ist „der größte Held meines Lebens“ und gehört für ihn deshalb auch in diese Erinnerungssammlung: Joseph Roth war Lehrer, Politiker und „größter Nazi-Gegner von Bad Godesberg“, der 1944 mit Konrad Adenauer zusammen verhaftet wurde und am 22. Januar 1945 an einer Vergiftung starb, die man ihm im Konzentrationslager verabreicht hatte. „Er hat zwei Stolpersteine in Bonn.“
Stadtmuseum sammelt Geschichten
All diese Geschichten werden dokumentiert und bilden kleine Antwort-Mosaiksteine zur Frage, die das Stadtmuseum stellt: „Was macht Bonn eigentlich zu der Stadt, die sie ist?“ Man möchte das „neue Stadt-Bild“ gestalten. Dafür geht man in die Stadtbezirke – zu diesem Zweck wurde ein Lastenfahrrad angeschafft, das am Samstag zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Darüber hinaus kann man seine Geschichten demnächst auch in dem neuen Studio_bnx erzählen, das an der Franziskanerstraße 3 eröffnet wird. Derzeit muss dort noch ein Wasserschaden behoben werden. Das werde aber bis zur offiziellen Eröffnung am 1. März erledigt sein, kündigte Yvonne Katzy vom Stadtmuseum an.
Bis dahin wird mobil gesammelt, ab Mai auch im Stadtbezirk Hardtberg, danach in Beuel und Bonn. „Wir wollen das Museum mit den Bonnern und Bürgern, die hier mal gelebt haben, gemeinsam gestalten“, sagte Katzy. Ihre Geschichten sollen Teil der Stadtgeschichte werden. Außerdem konnten die Leute ihre Meinung abgeben: In einer Vitrine war eine Mokkatasse mit Godesburg-Motiv zu sehen, die Frage lautete, ob diese den Stadtteil widerspiegele. Die Mehrheit klebte Punkte bei „Ja“. Für Josef Roth war das gar keine Frage, schon wegen des Motivs, aber auch wegen der Erinnerung an die Kindheit: „Damals haben Kinder solche Tassen zur Kommunion geschenkt bekommen, warum auch immer.“