Statthalter in Bonn

Der Jesuitenpater Hans Langendörfer organisiert als Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) die Deutschland-Reise des Papstes. Geboren wurde er vor 59 Jahren in Bonn - wo er auch heute noch arbeitet.

 Hans Langendörfer.

Hans Langendörfer.

Foto: dpa

Bonn. Er würde es immer dementieren, aber es ist so: Pater Hans Langendörfer, der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), ist einer der wichtigsten Männer der katholischen Kirche im Land, einflussreicher als mancher Bischof.

Denn Langendörfer heißt zwar Sekretär, ist aber mindestens Staatssekretär. Sein direkter Chef: der Vorsitzende der DBK, jetzt Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch, zuvor der Mainzer Kardinal Karl Lehmann.

Und Langendörfer ist Bonner. Schon bei seiner Geburt vor 59 Jahren übrigens kein Unbekannter, denn sein Großvater war Oberstadtdirektor in Bonn, erlebte und beeinflusste entscheidend mit, dass Bonn 1949 Bundeshauptstadt wurde. Jetzt lenkt also der Enkel die Geschicke der Deutschen Bischofskonferenz und damit den Papstbesuch. Langendörfer ist durch und durch Bonner geblieben, nicht nur weil er seit 15 Jahren seinen Arbeitsplatz im Haus der DBK an der Kaiserstraße hat. Abwanderungsgedanken nach Berlin sind sie und er bisher nicht erlegen...

Langendörfer wuchs unterhalb der Rosenburg in Kessenich auf, machte am Beethoven-Gymnasium Abitur. 1972 trat er in den Jesuitenorden ein, studierte in München und Frankfurt, wurde 1979 zum Priester geweiht.

Die erste Hälfte der 80er Jahre verbrachte er an der Uni Bonn, wurde im Fach Moraltheologie promoviert, arbeitete als Assistent am Projekt "Ethische Probleme der Sicherheitspolitik" mit und landete folgerichtig in der Politik, genauer im Bundeskanzleramt, wo es ihn aber nur knapp drei Jahre ebenfalls als wissenschaftlicher Mitarbeiter hielt. Es folgten Jahre als Leiter des "Foyers der Jesuiten" in Bonn, ehe er Mitte 1996 seinen Dienst als Sekretär antrat. In St. Winfried im Regierungsviertel liest er regelmäßig die Messe.

Der Mann, der um seine Verantwortung weiß, der auch weiß, wie schwer es immer wieder ist, die sehr unterschiedlichen Ansichten deutscher Bischöfe zum Kompromiss zu bündeln, strahlt rheinische Freundlichkeit und Bescheidenheit aus. Und spricht eine ganz und gar nicht abgehobene Sprache. Die Reise Benedikt des XVI . nennt er schon als solche den "großen Wurf", dessen Besuch im Augustinerkloster in Erfurt, wo Martin Luther als Mönch lebte, "ein ganz großes Ding".

Und genauso klar ist Langendörfer, wenn er die Erwartungen an den Papst beschreibt. "Natürlich repräsentiert der Papst die hierarchische Kirche", sagt er beispielsweise in einem langen Interview mit der Katholischen Nachrichtenagentur. "Und er betont auch immer wieder, dass man sich als Christ den Glauben nicht einfach selbst zusammenstellen kann." Oder wenn er im "Focus" mehr Realismus im Blick auf den Papst einklagt: ",Gut, jetzt machen wir das mit den Regeln zum Abendmahl mal ganz anders`. Das funktioniert so nicht. Es gibt offene Fragen und keine Spielräume für rasche publikumswirksame Entscheidungen."

Dem Publikum wird Langendörfer in den kommenden Tagen eher verborgen bleiben, so wie sonst auch. Und wenn der Papst dann Sonntagabend wieder weg ist, wird sein Statthalter in Bonn aufatmen - ohne es zuzugeben.

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