Steinkoloss hängt am Haken
Ein Kran hievt den zwei Tonnen schweren Sockel für das Jubiläums-Bronzemodell in die Godesburg.
Bad Godesberg. Der entscheidende Moment kommt um kurz nach acht: Langsam aber sicher hebt ein Kran den zwei Tonnen schweren Basaltstein vom Tieflader auf dem Vorhof der Godesburg. Kurz darauf schwebt der Block, gehalten von zwei dicken Tauen, an einer schweren Eisenkette in der Luft.
Ab dem kommenden Wochenende soll er das Fundament für das Godesburgmodell sein, das Künstler Friedemann Sander anlässlich des 800-jährigen Bestehens der Burg im Auftrag des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte (VHH) angefertigt hat.
Zehn, 20 Meter baumelt der steinerne Koloss über den Köpfen. Wenn jetzt ein Tau reist, helfen weder Schutzhelm noch Stahlkappe im Schuh, fürchtet der Laie. Die Mitarbeiter des Bauunternehmens Schäfer machen sich offenbar keine Sorgen. Gelassen schauen sie dabei zu, wie ihr Kollege die Fracht mit dem Kran-arm über die Burgmauer hebt. Ein Mitarbeiter mit Funkgerät dirigiert den Kranführer vom Burghof aus.
Die genaue Einpassung des Basaltsteins auf das Fundament erfolgt per Hand. Mit vereinten Kräften bringen drei Männer den Stein, der jetzt wenige Zentimeter über dem Boden hängt, in die richtige Position. Nach einigem Schieben, Drücken und Ziehen kommt das Kommando "Langsam ab". Mit der Wasserwaage wird überprüft, ob die Oberfläche des Steinblocks eben ist. Kleine Schieflagen gleichen die Arbeiter mit schmalen Plättchen aus, die unter den Basaltblock geschoben werden.
Zu guter Letzt kommt die entscheidende Frage: "Was sagt der Chef?" Er findet es "gut", bescheidet Martin Ammermüller, Vorsitzender des VHH knapp. Jetzt fehlt nur noch Friedemann Sanders Modell der Godesburg.
Das soll genau wie die Burg selbst auf dem Basaltsockel ausgerichtet und mit einer Legende versehen werden, damit Besucher schnell die Ruine mit dem Modell vergleichen können. Die Abbildung in Bronze soll sehr detailreich sein, verspricht Ammermüller. "Sie werden staunen."
Nicht ganz unschuldig daran ist Heinz Fischer, der von 1959 bis 1960 die Rekonstruktion der Godesburg leitete. Der Bauingenieur beriet Sander bei Gestaltung des Modells. Den Moment, als das Fundament einschwebt, hält er persönlich mit der Kamera fest.
800 Jahre Godesburg: Das Festjahr im Überblick Am Samstag wird das Godesburg-Modell um 16 Uhr von Bürgermeister Horst Naaß enthüllt. Weitere Termine im Jubiläumsjahr:
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10./11. Juni: Rheinischer Archivtag in der Stadthalle.
- 12. Juni: Festkapitel des Bündnisses abendländischer Ritterschaft.
- 12./13. Juni: Großes Burgfest mit Mittelaltermarkt.
- 1. Oktober: offizieller Festakt mit 250 geladenen Gästen. Stadtarchivar Norbert Schlossmacher hält einen Festvortrag.
- Dezember: Ausstellung "Ansichten der Godesburg vom 15. bis 20. Jahrhundert" im Haus an der Redoute.
Bleibende Erinnerungsstücke an die 800-Jahr-Feier sollen eine Erinnerungsplakette, eine Godesburg-Krawatte und eine Sonderprägung des Bad Godesberger Rheintalers sein. Neu aufgelegt werden soll das Standardwerk zur Godesburg von Walter Haentjes von 1960. Im Haus an der Redoute will der Godesberger Fotoclub eine Ausstellung zum Thema zeigen.
