Steno-Wettbewerb: Die Besten schaffen 475 Silben pro Minute
Verbände aus ganz Deutschland treffen sich in Bonn - Kurzschrift ist auch heute noch gefragt
Duisdorf/Tannenbusch. Linierte Zettel und einen gut schreibenden Stift - mehr brauchen Stenografen nicht, um das gesprochene Wort in Kurzschrift wiederzugeben. Am Wochenende trafen sich in Bonn die Besten aus den Landesverbänden zum 21. Bundespokalschreiben des Deutschen Stenografenbundes in der Bertolt-Brecht-Gesamtschule. Die Sieger wurden in Duisdorf geehrt.
In Mannschaften aus fünf Personen konkurrierten sie in den Disziplinen Kurzschrift, Texterfassung und Textgestaltung nach vorgegebenen DIN-Normen. Der Bonner Thomas Wagner ging für den Westdeutschen Stenografenverband als Stenograf ins Rennen. Wie viele Teilnehmer ist für ihn Stenografie Hobby und Beruf zugleich. Er arbeitet als Parlamentsstenograf und ist zudem Mitglied im Stenografenverein.
InfoSteno lernen Die Kurzschrift in Deutschland begründete Franz Xaver Gabelsberger 1834. Statt Wort für Wort mitzuschreiben, benutzen Stenografen vereinfachte Zeichen. Stenografie und Tastenschreiben kann auch in Bonn erlernt werden, unter anderem in einer Arbeitsgemeinschaft an der Bertolt-Brecht-Gesamtschule. Weitere Informationen unter der Rufnummer (01 51) 23 84 77 78
Aber auch Amateure waren vertreten. "Es ist eine Leidenschaft, das gesprochene Wort festzuhalten und perfekt wiederzugeben", sagt Hannelore Schindelasch, Präsidentin des Deutschen Stenografenverbandes. Trotz Diktiergerät und Computer sei die Kurzschrift aktueller denn je.
"Beim Tonband muss ich mir alles noch mal anhören. Das muss man mit Kurzschrift nicht", sagt Johannes Schüler vom Stenografenverein Bonn. "Es ist wie eine Fremdsprache", erläutert die Bonner Vorsitzende Edeltraud Cremerius-Meyer. Zunächst müsse man zwar Fleiß und Zeit investieren, aber dann könne man die Kenntnisse auch jeden Tag einsetzen. Die Nachfragen aus Betrieben und Schulen stiegen wieder an.
Ein halbes Jahr dauert es etwa, bis man die Grundlagen beherrscht. "Diejenigen, die die Kurzschrift können, sind klar im Vorteil", so Schindelasch, ob für Mitschriften im Hörsaal, im Büro oder für private Notizen. Im Mercure Hotel wurden abends die Sieger gekürt: Der Bayerische Stenografenverband gewann in der Disziplin Kurzschrift. Die Besten erfassten 475 Silben pro Minute. Zum Vergleich: Ein Nachrichtensprecher spricht circa 350.
Thomas Wagner wurde mit einer der Mannschaften des Westdeutschen Verbandes sechster. Bei der Texterfassung gewann das Team des Westdeutschen Verbandes. Ebenso bei der Textbearbeitung.