Sanierung oder Neubau? Streit um die „Rettung des Melbbads“ geht weiter

Bonn · Das Melbbad zählt aufgrund seiner Lage am Fuß des Venusbergs zu den schönsten Freibädern Bonns. Um die Pläne für eine Randbebauung des Bads mit Wohnungen und neuen Sanitär- und Umkleideräumen ist ein heftiger Streit entbrannt.

 Das Melbbad (Archivfoto)

Das Melbbad (Archivfoto)

Foto: Volker Lannert

Das Melbbad zählt aufgrund seiner Lage am Fuß des Venusbergs zu den schönsten Freibädern Bonns. Um die Pläne für eine Randbebauung des Bads mit Wohnungen und neuen Sanitär- und Umkleideräumen ist ein heftiger Streit entbrannt.

 Der Streit um das Melbbad geht weiter. So sieht die bisherige Planung der Vebowag am Melbbad zur Trierer Straße aus, gegen die Bürger protestieren.

Der Streit um das Melbbad geht weiter. So sieht die bisherige Planung der Vebowag am Melbbad zur Trierer Straße aus, gegen die Bürger protestieren.

Foto: grafik/Vebowag

■ Worum geht es?

Die Sanitär- und Umkleideräume sind so marode, dass sie saniert oder neu errichtet werden müssen. Ansonsten ist laut Stadt der Badbetrieb gefährdet. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Vebowag will dort 85 geförderte Wohnungen errichten und die Sanitäranlagen in den Neubau integrieren. Die Wohnungen sollen anschließend an die Uniklinik für ihr Pflegepersonal vermietet werden. Der Verkauf des Grundstücks an die Vebowag soll in der Ratssitzung am 1. September beschlossen werden und verstößt laut Verwaltung nicht gegen nationales oder europäisches Vergaberecht. Die Bauvoranfrage ist eingereicht, ein Bescheid liegt noch nicht vor.

■ Warum sind Bürger dagegen?

Die Initiative „Rettet das Melbbad“ sorgt sich ihrem Sprecher Kai Schröder zufolge um die Kaltluftschneise und den alten Baumbestand in dem Bereich. Auch schenkt sie dem Verschattungsgutachten der Vebowag keinen Glauben, nach dem das Bad und die Liegewiese durch den Neubau kaum mehr verschattet würden als es heute schon durch die Bäume und Bestandsbauten der Fall sei. Zudem befürchten die Gegner Konflikte zwischen Bewohnern und Freibadnutzern, die am Ende zum Aus des Bads führen könnten (Lärmklagen).

 Die Skizze des Architekten der Vebowag zeigt, wo der Neubau am Melbbad errichtet werden soll.

Die Skizze des Architekten der Vebowag zeigt, wo der Neubau am Melbbad errichtet werden soll.

Foto: Krey, Norbert

■ Welche Gutachten liegen noch vor?

Neben dem Verschattungsgutachten hat die Vebowag ein Klimagutachten beauftragt. Die Verwaltung hat das Gutachten vorliegen und die Aussagen darin vom Deutschen Wetterdienst (DWD) prüfen lassen. Der DWD, so die Stadt, habe die Aussagen des Gutachtens als „physikalisch plausibel“ bezeichnet. Demnach gebe es, so Kleine-Hartlage, keine nennenswerte Beeinträchtigung. Zudem hat die Vebowag eine Baugrund- und Gründungsbeurteilung in Auftrag gegeben. Demnach ist eine Pfahlgründung erforderlich, die Kosten werden auf bis zu 1,4 Millionen Euro geschätzt. Eine Übernahme lehnt die Stadt bisher ab.

■ Wie hoch sind die Kosten für das Gesamtprojekt und wer trägt sie?

Vebowag-Chef Michael Kleine-Hartlage beziffert die Gesamtkosten des Projekts vorläufig auf rund 15 Millionen Euro. Die Höhe der Grundstückskaufsumme wird laut Stadt Bonn zurzeit noch ermittelt. Laut einer Stellungnahme für die jüngste Ratssitzung will die Stadt nur die Kosten für den Rückbau der Funktionsräume und gegebenenfalls die Mehrkosten für Altlastenentsorgung übernehmen. Kostenschätzungen liegen dafür noch nicht vor.

■ Was wäre die Alternative? 

Der Ingenieur und das frühere Vorstandsmitglied des Stadtsportbunds, Achim Dehnen, hält eine Sanierung der Sanitäranlage im Bestand für die einzig machbare und finanzierbare Lösung. Dehnen hat mit einem Experten dafür rund 800 000 Euro an Kosten ermittelt. Er warnt, bei Bauarbeiten mit erheblichen Erschütterungen drohe unter anderem, dass das mehr als 60 Jahre alte Sportbecken absacken oder gar reißen könnte.

■ Warum baut die Uni nicht auf ihrem Gelände auf dem Venusberg Wohnungen?

Uniklinik-Vorstandschef Wolfgang Holzgreve erklärt, der aus den 1960er Jahren stammende Bebauungsplan lasse dort kaum noch Neubauten zu. Zwar wird der B-Plan zurzeit von der Stadt überarbeitet, doch auch in neuer Fassung, so Holzgreve, könne der B-Plan nicht genügend Flächen für Wohnungen ausweisen. Bezahlbare Wohnungen nahe dem Klinikstandort seien jedoch ein wichtiges Kriterium, um Pflegepersonal gewinnen zu können.

Die Bürgerinitiative lädt für diesen Freitag zu einer Infoveranstaltung ab 20 Uhr in die Lutherkirche an der Reuterstraße 11 ein. Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich unter rettetdasmelbbad@gmail.com.

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