"Strichhölzje" ist Einheitsbönnsch

"Kesselskuchen" und "Döppekooche" kennt man überall in Bonn. In Bad Godesberg ist das Kartoffelgericht meist unter dem Namen "Knüles" bekannt, und (nur) in Beuel sagt man dazu "Diejelsknall".

 Auf der Karte haben Katharina Rempel und Georg Cornelissen eingezeichnet, wo die Begriffe für "Kesselskuchen" vorkommen.

Auf der Karte haben Katharina Rempel und Georg Cornelissen eingezeichnet, wo die Begriffe für "Kesselskuchen" vorkommen.

Foto: Rolf Kleinfeld

Bonn. "Kesselskuchen" und "Döppekooche" kennt man überall in Bonn. In Bad Godesberg ist das Kartoffelgericht meist unter dem Namen "Knüles" bekannt, und (nur) in Beuel sagt man dazu "Diejelsknall".

Aber das ist nur ein Beispiel dafür, wie der Dialekt selbst in Bonn variiert, erklärten am Freitag Georg Cornelissen und Katharina Rempel, zwei Sprachforscher in Diensten des Landschaftsverbands Rheinland. Sie hatten die Bonner aufgerufen, ihre Erfahrung mit bestimmten Begriffen mitzuteilen.

Und 230 Leute machten mit: Sie vereinte, dass sie alle des bönnschen Dialekts mächtig und älteren Semesters sind. Am Freitagnachmittag waren 60 von ihnen zum Dank ins Stadtmuseum eingeladen, wo es eine Vortragsveranstaltung der Sprachforscher gab.

Unterm Strich ziehen Rempel und Cornelissen das Fazit: Auch im Dialekt geht der Trend immer mehr zum Hochdeutschen. Zum Beispiel beim Begriff "Strichhölzje" (Streichholz). Das sei inzwischen "Einheitsbönnsch", kaum jemand sage noch wie früher "Fipsche" oder "Schwääfelche" dazu.

Für die Forscher ist das kein Wunder: "Die Sprecher leben in der Gegenwart und übernehmen Wörter aus der Standardsprache des Hochdeutschen. Das zeugt von Vitalität." Nehmen wir die Stachelbeere: Das Ergebnis, wie sie genannt wird, gibt noch Hinweise auf den Wohnort der Menschen. In Bad Godesberg sagen sie dazu "Knurschele, in Beuel dagegen "Krüünschele".

Über die Schreibweise vieler Begriffe wollen sich die Forscher übrigens nicht auf einen Streit einlassen. "Die Schreibweise ist immer ein Problem, aber nicht entscheidend", so Cornelissen. Das liegt übrigens nicht nur an den Nuancen und Varianten des Dialekts in Bonn, sondern auch an fehlenden Aufzeichnungen aus alten Zeiten.

Johanna Kinkel habe zwar 1849 mal ein Weihnachtsbüchlein für Kinder herausgegeben ("Ä Verzellsche für Blahge"), das den Titel trug: "Dä Hond on dat Eechhohn" und auf Platt geschrieben war. Aber ansonsten sucht man vergebens nach schriftlichen "Bönnsch"-Aufzeichnungen.

Zurück zur Stachelbeere und ihren rheinischen Freunden: "Wer heute Knurschele dazu sagt, wird das bis an sein Lebensende tun", so Cornelissen. Daran ändere sich nichts mehr. In einem nächsten Schritt wollen die Forscher auch jüngere Leute nach ihren Bönnsch-Kenntnissen befragen und ein Buch über die Erhebung schreiben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort