Strom geklaut

Angeklagte kam mit einem blauen Auge davon. Es ging um viel für eine vorbestrafte 24-Jährige, die sich am Dienstag wegen "Entziehung elektrischer Energie" vor dem Bonner Amtsgericht verantworten musste.

Bonn. Es ging um viel für eine vorbestrafte 24-Jährige, die sich am Dienstag wegen "Entziehung elektrischer Energie" vor dem Amtsgericht verantworten musste. Die Angeklagte steht gleich zweifach unter Bewährung: Mehr als fünf Monate der vor allem aus Beschaffungskriminalität und Schwarzfahren resultierenden Strafen sind noch offen. Und sie kam für den Stromklau mit einem blauen Auge davon.

Auf Umwege besorgte sich die Frau im Mai Strom, nachdem ihr der eigene Anschluss wegen nicht gezahlter Rechnungen abgestellt worden war. Von einem Nachbar lieh sie sich ein Verlängerungskabel, führte es aus dem Fenster ihrer Wohnung im zweiten Stock hinab in den Keller und schloss es an einer Steckdose an.

Einem anderen Nachbarn fiel der Stromklau auf, und er zeigte die junge Frau an. Das Gericht ließ "vorweihnachtliche Milde" walten. Statt sie wie vom Staatsanwalt gefordert zu zwei Monaten ohne Bewährung verurteilte sie der Strafrichter zu einer Geldstrafe von 480 Euro.

Groß geworden ist die 24-Jährige in Pflegefamilien und Heimen. Offenbar trinkt sie seit ihrem neunten Lebensjahr Alkohol. Mit zwölf nimmt sie regelmäßig Heroin, mit 14 auch noch Kokain. Mit 19 Jahren wurde sie zudem Mutter eines Kindes, das nicht bei ihr lebt. Seit diesem Sommer scheint die Frau sich aber gefangen zu haben. Sie ist im Substitutionsprogramm und wird psychosozial betreut. Drogentests waren bislang stets negativ.

Ihr Ziel ist es, einen Schulabschluss nachzuholen. In ihrem letzten Wort hatte sich die junge Frau mit Tränen in den Augen reumütig gezeigt: "Ich bin dabei, mich zu bessern. Es kommt nicht mehr vor - auch das Schwarzfahren nicht."

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