Suche nach "sozialverträglicher Lösung" am Johanneskreuz

Beim Ortstermin machen die Anwohner am Johanneskreuz ihrem Unmut über die dortige Situation Luft

Suche nach "sozialverträglicher Lösung" am Johanneskreuz
Foto: Barbara Frommann

Bonn. "Bei uns liegen die Nerven blank." Mit diesen Worten fasste ein Mann die Stimmung der Anwohner der Ecke Kölnstraße/Am Johanneskreuz zusammen. Wie der GA berichtete, bevölkern seit einiger Zeit mehr und mehr suchtkranke Menschen den Platz, trinken dort Bier und verhalten sich aggressiv.

Um sich ein Bild von der Lage zu machen, hatte die Stadtverordnete Christiane Overmans (CDU) am vergangenen Dienstag Anwohner sowie Vertreter von Polizei, Ordnungsamt und Sozialverbänden zum Ortstermin geladen.

Rund drei Dutzend Anwohner waren gekommen, um ihrem Unmut Luft zu machen. Sie berichteten von verbal-aggressiven Verhalten ihnen gegenüber, von Streitereien unter den Suchtkranken, aber auch von "Tablettenhandel und Körperverletzungen". Ein Anwohner berichtete, dass ihm mit einem Stein ein Fenster eingeworfen worden sei.

"Ich habe zehn Mal die Polizei gerufen, es ist aber nichts passiert", fügte er hinzu. Auch wenn eine Anwohnerin die Ansicht äußerte, dass die Situation doch nicht so schlimm sei, wie dargestellt werde, war der einhellige Konsens: Es muss etwas getan werden.

"Eine Musterlösung gibt es aber nicht", sagte Harald Borchert vom Stadtordnungsdienst. Um die Menschen einfach wegzuschicken, habe man "keine rechtliche Handhabe". Vielmehr müsse man verschiedene Dinge ins Auge fassen, beispielsweise die als Sitzgelegenheiten benutzen Steinblöcke entfernen, um den Platz weniger attraktiv zu machen.

Ein Alkoholverbot, um zu verhindern, dass sich die Suchtkranken bei dem anliegenden Imbiss billig mit Bier versorgen, sei "nur sehr schwer durchzusetzen", sagte Borchert. Das wäre ein rechtlicher Eingriff, der einer gesetzlichen Ermächtigung bedürfe. Gerhard Roden von der Caritas schlug den Anwohnern vor, auf den Imbissbetreiber einzuwirken.

Durch Streetworker habe man mittlerweile "zur Gruppe einen guten Kontakt", fügte er hinzu. Sie bestünde überwiegend aus Menschen, die sich in Methadon-Behandlung befinden. Die Schließung einer ortsnahen Substitutionspraxis sei aber weitgehend ausgeglichen worden, sagte Maria Leucker von der ambulanten Suchthilfe von Diakonie und Caritas.

Die meisten Patienten seien auf Einrichtungen, auch außerhalb Bonns, verteilt worden. Für die rund 20 Personen, die noch übergangsweise in den Rheinischen Kliniken versorgt werden, würde man zeitnah eine Lösung finden.

Christiane Overmans schlug vor, sich in einem Monat erneut vor Ort zu treffen. Es sei wichtig, wie Gerhard Roden betonte, eine "sozialverträgliche Lösung" zu finden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort