Vorsicht in der Ferienzeit Täter könnten auch Facebook zum Ausspionieren nutzen
BONN · Es gibt Zufälle, bei denen man nachdenklich wird und nicht mehr an Zufall glauben mag. Wie im Fall des Bonners Josi Wild, der im vorigen Jahr mit seinem Kumpel Roman Wagner in Hintertux Urlaub machte. Den beiden gefiel es dort gut, sie machten Fotos, und Wild stellte sie auf sein Facebook-Profil, damit alle sehen konnten, wie schön sie es hatten. "Ich war eine Woche weg, und mitten im Urlaub, einem Mittwoch, wurde bei mir eingebrochen", erzählt der 63-jährige Ex-Beamte.
Nicht, dass er jemandem seiner Freunde zutrauen würde, diese Information missbraucht zu haben. "Aber ich war damals sehr freizügig mit meinen Daten, so dass jeder meine Mitteilungen lesen konnte. Deshalb kann man irgendwie schon einen Zusammenhang vermuten. Er ist jedenfalls nicht ganz auszuschließen."
Erschwerend kam hinzu, dass sein Wohnungsnachbar in dieser Zeit auszog und das Haus leer war. Der Schaden hielt sich mit 2000 Euro zwar in Grenzen - gestohlen wurden Fernseher, Kamera, Uhren, eine Münzsammlung und etwas Bargeld - , aber Wild hat daraus gelernt: "Aus dem Urlaub poste ich keine Informationen mehr, höchstens nach der Rückkehr." Mehr noch: Er gibt nicht mal mehr Infos preis, wenn er im Fußballstadion sitzt. "So etwas habe ich mir komplett abgewöhnt. Ich schreibe kaum noch etwas."
Aber ist es tatsächlich so, dass Diebe auch Facebook-Infos zum Ausspionieren nutzen? Die Polizei glaubt eher nicht. "Das war wohl Zufall", erklärt Christoph Schnur, Sprecher der Bonner Polizei. "Es gibt keine Hinweise, dass Täter sich an Facebook orientieren."
Auch der immer wieder geäußerte Hinweis, dass Diebe die Zeit von öffentlich bekannt gemachten Beerdigungen nutzen, um während dieser Zeit die Wohnungen von Angehörigen auszuräumen, entbehrt offensichtlich jeder Grundlage. "Es gibt keine Zahlen darüber, dass während Beerdigungen solche Einbrüche stattfinden", sagt Schnur. "Das Gerücht hält sich zwar hartnäckig, ist aber durch nichts zu belegen." Gleichwohl empfiehlt die Polizei, bei sozialen Netzwerken vorsichtig zu sein und Urlaubs-Abwesenheiten nicht auf den Anrufbeantworter zu sprechen (siehe Kasten unten).
Die Verbraucher-Zentrale weist immer wieder darauf hin, mit Informationen vorsichtig zu sein und seine sensibelsten Daten - und dazu gehört nun mal auch die Abwesenheit von zu Hause - nicht öffentlich ins Netz zu stellen. "Ich kenne den geschilderten Fall nicht und weiß nicht, ob die Bekanntgabe des Urlaubs nur einem kleinen Kreis von Freunden mitgeteilt wurde oder ob diese Mitteilung gleich Tausenden zugänglich war", sagt Susanne Bauer-Jautz von der Verbraucher-Zentrale. "Wenn dies nur einem kleinen Kreis von richtigen Freunden bekannt war, dann hat der Betroffene Pech gehabt, wenn sich unter seinen Freunden Kriminelle befinden. Normalerweise teilt man seinen Freunden den Urlaub mit, und es passiert nichts. . ."
Wenn solche Informationen aber nicht in einem geschützten Raum kommuniziert werden und auch Unbekannte diese Meldungen lesen können, dann geht man ein unkalkulierbares Risiko ein, findet Bauer-Jautz. Josi Wild hat seinen Facebook-Account inzwischen umgestellt. Jetzt können nur noch seine "Freunde" etwas über ihn lesen. Wenn er es denn schreibt.
Die Verbraucherschützer bieten Flyer an mit dem Titel "Ihre Daten gehören Ihnen - Wozu Datensparsamkeit?" Er ist kostenlos in der Bonner Beratungsstelle in der Thomas-Mann-Straße 2 zu haben.