Kurdisches Neujahrsfest Tausende Demonstranten zogen durch Bonn - Buntes Kulturfest zum Abschluss

Bonn · Als eine friedliche Veranstaltung bezeichnet die Bonner Polizei die Großdemonstration der Kurden am Samstag in Bonn und Beuel. Die Versammlung sei ohne größere Zwischenfälle abgelaufen. Allerdings geriet ein Lagerfeuer der Besucher am Abend in der Beueler Rheinaue außer Kontrolle.

Wie die Feuerwehr mitteilte, erlitten dabei drei Erwachsene und zwei Kinder Brandverletzungen und Rauchvergiftungen. Ein Notarzt behandelte die Betroffenen, ein fünfjähriges Mädchen wurde mit Brandverletzungen ins Krankenhaus gebracht. Die anderen lehnten eine weitere Behandlung ab. Während der Demonstration war zeitweise die Kennedybrücke gesperrt, was für einen Rückstau sorgte. Busse nutzten die ÖPNV-Spur in der Brückenmitte.

Aus ganz Deutschland und den Nachbarländern waren Tausende Kurden angereist, um das Neujahrsfest "Newroz" zu feiern, und für die Freiheit des Rebellenchefs Abdullah Öcalan zu demonstrieren. Ursprünglich feierten die Menschen mit diesem Fest, das hauptsächlich im iranischen Kulturkreis begangen wird, den Beginn des Frühlings. Für die Kurden hat der Tag jedoch eine tiefere politische Bedeutung.

Sie erinnern damit auch an den Widerstand gegen ihre Unterdrückung. Dazu trafen sich etwa 15.000 Menschen in Bonn. Ursprünglich waren Polizei und Veranstalter, die "Föderation kurdischer Vereine in Deutschland" mit Sitz in Düsseldorf, von fast doppelt so vielen Demonstranten ausgegangen.

Demonstrationen zum Newroz-Fest in Bonn
35 Bilder

Demonstrationen zum Newroz-Fest in Bonn

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Bereits ab acht Uhr versammelten sich die ersten Besucher am Fritz-Schroeder-Ufer. Eine Gruppe von etwa hundert Menschen war aus dem Norden Deutschlands angereist. "Wir wollen hier friedlich feiern", erklärten zwei junge Frauen, die nicht genannt werden möchten. Schließlich sei Newroz das höchste Fest der Kurden. Bonn als Veranstaltungsort habe keine tiefere Bedeutung.

"Bonn liegt einfach gut", erklärten sie. So hätten die Menschen aus allen Himmelsrichtungen einen ähnlich weiten Weg. Damit auch möglichst viele kommen können, hatte der Veranstalter die Massenkundgebung auf das Wochenende gelegt. Denn normalerweise wird am 21. März das Neujahrsfest gefeiert.

Bevor die Menschen um 11 Uhr loszogen, tanzten sie den traditionellen Volkstanz "Halay", feierten auf dem Gehweg, trommelten und sangen. Auf der anderen Rheinseite in Pützchen bereiteten sich derweil weitere Demonstranten vor. Sie starteten von der Marktstraße aus. Auch dort feierten die Besucher friedlich. In der Beueler Rheinaue trafen sich die beiden Züge. Dort war eine große Bühne aufgebaut, auf der sowohl kulturelle Veranstaltungen gezeigt als auch politische Reden gehalten wurden.

Kurz gefragt

Mit Yüksel Koc, Bundesvorsitzender der Kurdischen Vereine in Deutschland/Yek-Kom, sprach Axel Vogel über den Verlauf der Großdemonstration anlässlich des Newroz-Festes.

Herr Koc, sind Sie zufrieden mit der Veranstaltung?
Yüksel Koc: Sehr. Alles verlief bislang friedlich, die Teilnehmer sind entspannt, freundlich und feiern. Dabei möchte ich mich für die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Bonn bedanken.

Gleichwohl gab es während der Demonstration deutschlandfeindliche Parolen zu hören. Die Rede war etwa von einer Unterstützung des "türkischen Staatsterrorismus durch die Bundesregierung". Haben die Kurden ein Problem mit Deutschland?
Koc: Ich möchte dazu nur so viel sagen: Lassen Sie uns jetzt nach der aktuellen politischen Initiative von Abdullah Öcalan, dem Chef der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), nach vorne schauen. Schließlich hat Öcalan anlässlich des Newroz-Festes der Gewalt abgeschworen und sich nur noch für einen demokratischen Kampf der Kurden ausgesprochen. Damit hat eine völlig neue Phase der kurdischen Beziehungen begonnen.

Was soll Deutschland jetzt tun?
Koc: Bundesaußenminister Westerwelle hat die Erklärung Öcalans bereits begrüßt und ich erwartete jetzt von Deutschland und der EU moralische Unterstützung. Sie sollen aufhören, die PKK als Terrorgruppe zu betrachten, vielmehr als eine Partei, die nach friedlichen Lösungswegen sucht. Ein Verbot der PKK würde den Frieden verhindern.

Fordern die Kurden von der Türkei weiterhin Autonomie?
Koc: Entscheidend ist zunächst, dass alle Bürger in der Türkei die gleichen Rechte bekommen, etwa um ihre Kultur auszuüben.

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