Thailands Ex-Premier suchte Unterschlupf in Bonn

Thaksin Shinawatra beantragte Aufenthaltsgenehmigung im Ausländeramt - Heftige Irritationen zwischen Thailand und dem Auswärtigen Amt

  Unterschlupf in Bonn:  der frühere thailändische Regierungschef Thaksin Shinawatra.

Unterschlupf in Bonn: der frühere thailändische Regierungschef Thaksin Shinawatra.

Foto: dpa

Bonn. (dpa/jad) Der von der Justiz seines Heimatlandes gesuchte frühere thailändische Premierminister Thaksin Shinawatra hat für fünf Monate in Bonn Unterschlupf gefunden.

Thaksin sei am 29. Dezember 2008 im Ausländeramt erschienen und habe eine Aufenthaltsgenehmigung beantragt, sagte der Sprecher der Stadt Bonn, Friedel Frechen, am Freitag und bestätigte damit einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung".

Ende Mai wurde die Genehmigung für Thaksin zurückgenommen. Thaksin habe alle notwendigen Unterlagen vorgelegt, darunter ein Führungszeugnis des Bundesamtes der Justiz, einen Nachweis über ausreichend Barmittel sowie einen gültigen Pass. Thaksin wird von Thailands Justiz unter anderem wegen Korruptionsverdachts gesucht.

Eine Eintragung im Ausländerzentralregister, in dem Personen aufgeführt sind, die keine Aufenthaltsgenehmigung erhalten sollen, habe es nicht gegeben, sagte Stadtsprecher Frechen.

Für die Beamten des Bonner Ausländeramtes habe es deshalb keinen Grund gegeben, die Aufenthaltsgenehmigung zu verweigern. Nach Erteilung der Genehmigung soll es heftige Irritationen zwischen Thailand und dem Auswärtigen Amt in Berlin gegeben haben.

Daraufhin habe das Auswärtige Amt gegenüber dem Land Nordrhein- Westfalen und der Stadt Bonn erklärt, der fehlende Eintrag im Ausländerzentralregister sei ein redaktionelles Versehen des Auswärtigen Amtes.

Zentrale Begründung für die Bitte, die Genehmigung zurückzuziehen, sei die Abwendung eines erheblichen außenpolitischen Schadens für die Bundesrepublik Deutschland gewesen.

Die Entscheidung, die Aufenthaltsgenehmigung aufzuheben, sei Ende Mai zugestellt worden - verbunden mit der Aufforderung an Thaksin, das Land zu verlassen. Nach Einschätzung der Stadt Bonn sei Thaksin der Aufforderung gefolgt.

Der 59 Jahre alte Milliardär wurde der "Süddeutschen Zeitung" zufolge bei der Antragstellung von einem ehemaligen Bonner Kripochef, einem renommierten Anwalt und dem aus zahlreichen Affären bekannten Privatdetektiv Werner Mauss, der sich als Richard Nelson vorstellte, begleitet.

Unterstützung habe Thaksin, der zuvor in London lebte und dort vorübergehend den Fußballclub Manchester City besaß, auch von dem früheren CSU-Bundestagsabgeordneten und Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium, Rudolf Kraus, bekommen, schreibt die Zeitung. Inzwischen habe die nicaraguanische Regierung Thaksin einen Diplomatenpass ausgestellt.

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