Traum vom Thermalbad in Bad Godesberg ist ausgeträumt

Bei der Vergabe von Ausgleichsgeldern des Bonn-Berlin-Beschlusses hat Bad Godesberg aufs falsche Pferd gesetzt.

Traum vom Thermalbad in Bad Godesberg ist ausgeträumt
Foto: Ronald Friese

Nach dem Aus für Bonn als Bundeshauptstadt träumten die Bad Godesberger von Ausgleichsgeldern. Doch die Chance auf Zuschüsse wurde vertan.

Von einem Bad Godesberg mit Thermalbad, einem schöneren Kurpark und einer erneuerten Stadthalle hatte der damalige Bezirksvorsteher Christoph Brüse geträumt. Außerdem von einer Renaissance des berühmten Mineralwassers durch neue Bohrungen.

Kurzum: Godesberg sollte den Titel Bad in Zukunft wieder mit Stolz tragen können. Finanziert werden sollte die Wellnesskur mit einem Teil der Ausgleichsgelder, welche der Bund nach dem Wegzug der Hauptstadt zahlte. Der Traum von Christoph Brüse ist schon lange geplatzt. Sein Fazit: "Gar nichts haben wir erreicht, auf gut Deutsch!"

Rückblick ins Jahr 1994: Nachdem der Bundestag den Umzug nach Berlin beschlossen hatte, saßen Vertreter der Stadt Bonn, des Rhein-Sieg-Kreises und des Kreises Ahrweiler an einem Tisch.

Jede Partei konnte Projekte vorschlagen, um dafür Geld vom Bund zu erhalten. Unter anderem standen der Ausbau der Beethovenhalle, neue Fachhochschulen in Hennef und Remagen und ein Forschungszentrum auf der Wunschliste. Eine Kommission verhandelte dann mit der Bundesregierung über die Höhe der Zuschüsse. Insgesamt belief der Ausgleich sich schließlich auf 1,4 Milliarden Euro, 2 500 neue Arbeitsplätze, 90 geförderte Projekte.

Godesberg jedoch ging leer aus. "Die Politiker in Bad Godesberg haben zu leise ?hier' gerufen", sagt Ulrich Hausschild, Vorsitzender der FDP-Bezirksfraktion. Die Politiker hätten es nicht geschafft, für ihre Ideen überzeugend zu werben. Bernhard Wimmer, der heute für den Bürger Bund Bonn im Stadtrat sitzt, war bis 1992 Kämmerer von Bonn. "Die Vision des Gesundheitsstandortes stand schnell fest, aber als es um konkrete Projekte ging, kamen zu wenig Ideen", erinnert er sich.

Es sei aber nicht nur die Schuld der Politik gewesen, es habe auch an Investoren gefehlt - schließlich wäre nur ein Teil der geplanten Maßnahmen vom Bund finanziert worden.

Im Endeffekt bekam der Bezirk Bad Godesberg dann andere Stückchen vom Ausgleichskuchen. Die Business School "Nimbas" erhielt eine Anschubfinanzierung von 270 000 Euro und einige UN-Institutionen wurden im Schloss Carstanjen am Plittersdorfer Rheinufer untergebracht. Die Business School ist mittlerweile aus dem Gebäude hinter dem Rathaus ausgezogen.

Im Schloss befindet sich nur noch das UN-Klimasekretariat, das demnächst ebenfalls aus Bad Godesberg verschwindet. Nur ein Relikt bleibt aus den Zeiten der Hauptstadt zurück: der Straßentunnel unter der Innenstadt - nicht aus den Ausgleichsgeldern, aber doch durch Bundesgelder finanziert. Schon in den 70er-Jahren hatte die Bundesregierung den Tunnel geplant, als sie sich auf einen längeren Verbleib in Bonn einstellte.

Kein Bad mehr im klassischen Sinne, so charakterisiert die heutige Bürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann ihren Bezirk. "Das Bad ist nur noch ein Namensbestandteil." Vielmehr liege der Schwerpunkt auf dem Medizintourismus, beispielsweise aus den arabischen Ländern. Sie möchte nicht über Versäumnisse reden, sondern lieber in die Zukunft blicken: mit einer neuen Klinik in der Kurfürstenallee beispielsweise. Auch werde das Altstadtcenter - in privatem Eigentum - bald umgebaut. Und in der Stadt will sie Bänken und Papierkörben ein einheitliches Aussehen geben.

Ihr Vorgänger Christoph Brüse sieht die Situation nicht so positiv. Es habe zwar Erfolge gegeben wie den Ausbau der Dardenne-Klinik, dies sei aber der Erfolg von privaten Investoren. Viele Straßen und Plätze seien hingegen in einem schlechten Zustand, den Mineralbrunnen habe die Stadt lange verrotten lassen. "In Wanne-Eickel kann man so was machen, aber nicht in einer Stadt mit einem Bad im Namen."

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