Trend geht zum eigenen Graffito

Persönliche Entwürfe verhindern Schmierereien. Kommunalpolitiker werfen der Stadt Tatenlosigkeit vor.

Trend geht zum eigenen Graffito
Foto: Rüdiger Franz

Bad Godesberg. Das Thema Farbvandalismus in Bad Godesberg, zuweilen auch beschönigend als "Graffiti" umschrieben, lässt die Kommunalpolitik nicht los. Allerdings garantiert weniger der politische Eifer als vielmehr der fehlende durchschlagende Erfolg diesen Dauerbrenner, der im vergangenen halben Jahr immer wieder Thema in der Bezirksvertretung war.

Zumeist war dann auch die städtische Projektbeauftragte für Graffiti, Sabine Wilhelm, zugegen. Sie vermag dabei stets eine detaillierte Sach- und Ortskenntnis zu demonstrieren; den durchschlagenden Erfolg in Gestalt flächendeckender Reinigungen beschmierter Flächen hingegen muss sie bislang allzu oft schuldig bleiben.

Ein wesentlicher Grund: Da die Sonderbeauftragte nicht über Haushaltsmittel verfügen kann, mangelt es ihr an einer konkreten Direktive gegenüber der Stadtverwaltung. "Ihr Auftrag ist nicht die konkrete Beauftragung von Reinigungsarbeiten, sondern die Koordinierung von Prävention, Beseitigung und Ahndung von Graffiti innerhalb der Stadtverwaltung und die Kommunikation und Zusammenarbeit mit Polizei, Justiz, Firmen, Verbänden und privaten Initiativen", heißt es im Rathaus.

Mit anderen Worten: Ihr bleibt die Vermittlerrolle, die sich nicht selten im Überbringen schlechter Nachrichten erschöpft. Im November etwa rechnete Sabine Wilhelm den Fraktionen vor, wie hoch die Kosten einer Farbentfernung - gestaffelt je nach Aufwand - anzusetzen sind.

Im Dezember musste sie den verdutzten Politikern erklären, warum sich die Erfolge im Kampf gegen Schmierereien trotz der schnellen Einsatztruppe der Bezirksverwaltungsstelle in Grenzen halten: Die drei Männer haben bis heute nicht die erforderliche Zusatzausbildung im Umgang mit chemischen Reinigungsmitteln erhalten, die für eine nachhaltige Entfernung eigentlich erforderlich ist. So bleibt es oftmals bei der notdürftigen Oberflächenbehandlung.

Jüngst war es einmal mehr der Bürger Bund, der in der Bad Godesberger Bezirksvertretung seinen Finger in die Wunde des städtischen Erscheinungsbildes legte. Sein Antrag, die Stadtverwaltung zur Entfernung von fünf konkreten Wandschmierereien an exponierten Stellen in der Innenstadt aufzufordern, fand die Zustimmung aller anderen Fraktionen - vorbehaltlich jedoch, dass auch das nötige Geld zur Verfügung steht.

Womit die Diskussion wieder am Ausgangspunkt angelangt war: "Die Verwaltung strebt grundsätzlich die Entfernung von Farbschmierereien an städtischen Gebäuden an", hatte die Verwaltung bereits vor der Sitzung erklärt und ergänzt: "Derzeit wird geprüft, wie die benötigten Haushaltsmittel hierfür bereitgestellt werden können".

Andernorts schützt man sich inzwischen mit Präventiv-Graffitis vor Schmierereien und greift lieber selbst zu Pinsel und Sprühdose, bevor dies andere tun: In der Hoffnung, dass Sprayer den Graffiti-Kodex achten, bereits bemalte Flächen unangetastet zu lassen, wurde etwa die Bushaltestelle an der Waldburgstraße in Schweinheim umfassend verziert. Allein schon mangels Fläche konnte sich hier seitdem kaum noch ein ungebetener "Künstler" austoben.

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