Planer wollte zu viel Geld Treppe zum Rheinufer in Bonn ist immer noch gesperrt

Bonn · Seit mehr als einem halben Jahr ist die denkmalgeschützte Treppenanlage in der Kaiser-Friedrich-Straße, die zum Wilhelm-Spiritus-Ufer führt, gesperrt. Ein bislang unbekannter Autofahrer hatte die Steinbrüstung mit seinem Wagen massiv beschädigt.

 Noch nicht einmal die Mauerreste der zerstörten Treppenanlage in der Kaiser-Friedrich-Straße sind bis heute entfernt worden.

Noch nicht einmal die Mauerreste der zerstörten Treppenanlage in der Kaiser-Friedrich-Straße sind bis heute entfernt worden.

Foto: Benjamin Westhoff

Seit gut einem halben Jahr ist die Treppenanlage zum Rheinufer an der Kaiser-Friedrich-Straße neben der Villa Hammerschmidt zum Teil gesperrt. Wann sie repariert wird und wieder nutzbar ist, das ist derzeit noch nicht klar.

Die Treppe samt Steinbrüstung ist bei einem Unfall mit Fahrerflucht im Januar zerstört worden. Damals berichtete die Polizei dem GA, der Fahrer eines Daewoo hatte in der Adenauerallee beim Spurwechsel zunächst den Golf eines anderen Fahrers gerammt. Um den Unfall abzuklären, waren beide Fahrer mit den beschädigten Autos in die Kaiser-Friedrich-Straße abgebogen. Als der Golffahrer die Polizei hinzuziehen wollte, floh der Daewoo-Fahrer in Richtung Rheinufer, wo die Straße an der Treppe in einem Wendehammer endet.

Ein Zeuge beobachtete daraufhin, so damals die Polizei, wie zwei Menschen aus dem Auto ausstiegen und die Treppe zum Wilhelm-Spiritus-Ufer in Richtung Rhein hinunterliefen. Bei ihnen soll es sich um einen Mann und eine Frau, beide von kräftiger Statur und mit dunkler Hautfarbe, gehandelt haben. Der Mann soll laut Zeugenaussage etwa 1,80 Meter groß und mit einer gelben Jacke bekleidet gewesen sein. Die Frau trug demnach eine rosafarbene oder rote Jacke. Bis heute ermittelt die Polizei noch in der Sache, sagte Polizeisprecher Michael Bayer dem GA jetzt auf Nachfrage. Die geflohenen Insassen des Daewoo seien der Polizei nach wie vor nicht bekannt.

Und warum ist die Treppe nicht längst wiederhergestellt, zumal sie in prominenter Nachbarschaft zum Bonner Amtssitz von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier liegt? Die dafür zuständige Stadt Bonn erklärt auf GA-Nachfrage: Das Angebot für die Planung der Treppensanierung unter Verwendung des alten Materials wegen der Erhaltung der alten Bausubstanz und der Denkmalwürdigkeit der Treppenanlage liege bei 30.000 Euro – und zwar lediglich für die Planung. Die ausführenden Arbeiten seien in der Summe nicht enthalten, betont Isabel Klotz vom städtischen Presseamt.

Stadt schätzt bisheriges Angebot als zu hoch ein

„Das Tiefbauamt schätzt das als zu hoch ein und versucht deshalb schon seit geraumer Zeit, ein weiteres Angebot zu erhalten. Das Interesse der Planungsbüros ist aber gering.“ Durch den Architekten beziehungsweise Sanierer müsse untersucht werden, welche Materialien noch zu nutzen und welche zu entsorgen seien. Klotz weiter: „Danach erfolgen die Ausschreibung der Steinmetzleistung, die Fertigung der Bauteile und schließlich die Montage vor Ort.“ Bis zur Fertigstellung der Brüstungen und Handläufe müsse eine Seite der Treppe gesperrt bleiben. Wie lange das noch der Fall sein werde, hänge davon ab, wie sich die Auftragsvergabe entwickelte.

Das LVR-Amt für Denkmalpflege beschreibt in einer Expertise die Treppenanlage zwischen Villa Spiritus und dem Park der Villa Hammerschmidt als städtebaulich vermittelndes Element zur Rheinuferpromenade. Einem Vertrag von 1895 zufolge, so das LVR-Amt, wurde die Treppenanlage zum Rhein am Straßenende durch den Unternehmer Spettmann gebaut. Die Firma Hüser & Cie aus Oberkassel goss den tragenden Kern der Anlage als Betonkonstruktion. Die Treppenanlage sei als Teil der Promenadengestaltung vergleichbar mit der Gestaltung der Straßenköpfe von Tempelstraße und Schaumburg-Lippe–Straße.

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