Online-Umfrage unter Mitarbeitern Technische Angestellte im Gesundheitswesen leiden am stärksten unter der Pandemie

Bonn · Eine Studie der Universität Bonn und Partnern zeigt auf, wie stark Angestellte im Gesundheitswesen psychisch durch die Corona-Krise belastet waren. Das Ergebnis überrascht: Besonders betroffen waren die Technischen Angestellten.

 Medizinisch-Technische Assistentinnen und Assistenten (MTA) litten in der Pandemie besonders oft unter Depressions-Symptomen und Ängsten.

Medizinisch-Technische Assistentinnen und Assistenten (MTA) litten in der Pandemie besonders oft unter Depressions-Symptomen und Ängsten.

Foto: © Johann Saba, Stabsstelle Kommunikation & Medien, Universitätsklinikum Bonn/Saba, Johann F. - UKB

Der Applaus für die in der Pandemie stark belasteten Pflegekräfte ist zwar längst verhallt, doch zählt dieser Ausdruck der Wertschätzung zu den Bildern, die von der Corona-Krise bleiben werden. Die psychische Belastung betrifft allerdings auch weitere Berufszweige im Gesundheitswesen. Neben den Pflegekräften und dem ärztlichen Personal zählen auch Technische Angestellte, Seelsorgerinnen und Seelsorger in den Kliniken dazu. Eine neue Studie, deren Ergebnisse am Dienstag von der Universität Bonn gemeinsam mit weiteren Partnereinrichtungen veröffentlicht wurden, untersucht, welche Schutzfaktoren den Betroffenen helfen können, mit diesen Belastungen umzugehen.

Die Online-Umfrage unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Gesundheitswesens fand bereits kurz nach Beginn der Corona-Krise während der ersten Corona-Welle im vergangenen Jahr statt. „Darunter waren neben dem ärztlichen Personal und den Pflegekräften auch zwei Gruppen, die in der Diskussion bislang vernachlässigt wurden“, erklärt Professorin Franziska Geiser, Direktorin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bonn. „Einerseits die vergleichsweise kleine Zahl der Seelsorgerinnen und Seelsorger in den Kliniken. Und andererseits die vielen medizinisch-technischen Angestellten – die MTAs in den Untersuchungsbereichen, der Radiologie und den Laboren.“

Bei Ärzten und Pflegern ist psychische Belastung während der Pandemie rückläufig

Jeweils mehr als 20 Prozent der Befragten gaben demnach Depressions- oder Angstsymptome in einem behandlungsbedürftigen Ausmaß an. Während aber in Normalzeiten Ärzte und Pflegepersonal eine höhere psychische Belastung aufwiesen als die restliche Bevölkerung, hätten sie in der Pandemie in der Befragung geringere Angstwerte. „Das macht natürlich neugierig auf mögliche Schutzfaktoren.“ Dies umso mehr, da Geiser Teil einer interdisziplinären DFG-Forschungsgruppe an der Universität Bonn ist, die sich der Erforschung der Resilienz widmet.

Aus Geisers Sicht ergeben sich aus der Studie einige wichtige Schlussfolgerungen, wie man in Zukunft mit Krisen wie der Covid-19-Pandemie umgehen sollte: „Je besser Mitarbeiterinnen erklärt wird, warum dies so ist, und je mehr persönlichen Sinn sie in ihrer Arbeit erleben, desto besser können sie damit umgehen.“ Dabei sei es wichtig, in einen Dialog zu treten, der auch Rückfragen und die Rückmeldung von Bedenken zulasse, sagt sie.

Diejenigen, die am stärksten unter den psychischen Folgen der Pandemie litten, waren in der Studie die MTAs. „Warum das so ist, darüber können wir nur spekulieren“, erklärt die Forscherin. „Wir sollten aber auf jeden Fall im Auge behalten, dass in derartigen Situationen nicht nur die Intensivstationen belastet sind, sondern das ganze System. Wir müssen auch diejenigen stärken, die vielleicht nicht so sehr im Rampenlicht stehen, sondern als Helfer im Hintergrund häufig vergessen werden.“ Die Ergebnisse erscheinen in der Fachzeitschrift „Plos One“.

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