Umstrittene Besucher in der Stadthalle

Der Bruno Gröning-Freundeskreis, dem "sektenhafte Momente" und ein "okult-magisches Weltbild" vorgeworfen wird, traf sich kürzlich in Bad Godesberg. Die Stadt und der Pächter sehen darin kein Problem.

  Ein Bild aus den fünfziger Jahren:  Bruno Gröning spricht vor seinen Anhängern.

Ein Bild aus den fünfziger Jahren: Bruno Gröning spricht vor seinen Anhängern.

Foto: dpa

Bad Godesberg. Mit offensichtlich rheinischer Toleranz begegnen die Stadt Bonn und der Pächter der Stadthalle dem Treiben in ihren Räumen am Wochenende. Dort traf sich kürzlich der Bruno Gröning-Freundeskreis - eine umstrittene Vereinigung.

Das Plakat am Eingang der Stadthalle kündigt die Theorie des "Wunderheilers" Bruno Gröning bereits an: Keine Krankheit ist unheilbar. Das soll der professionelle Kinofilm beweisen, den sich in einem Raum in der Stadthalle rund 30 Besucher anschauten.

Die Formel des Mannes, der kurz nach dem Zweiten Weltkrieg angeblich Tausende heilte, lautet vereinfacht gesagt: Durch eine offene Körperhaltung und einem festen positiven Glauben verschwindet jede Krankheit. Gröning ist längst verstorben, doch ein sogenannter "Heilstrom" wirkt weiter, sagen seine Anhänger, von denen es nach eigenen Angaben weltweit 60 000 gibt.

Kritiker, wie etwa die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, werfen dem Freundeskreis "sektenhafte Momente" vor und ein "okult-magisches Weltbild". Es sei eine Art Gesundheitsreligion, durch die Druck auf Personen entstehen könne, bei denen Heilungserfolge ausblieben.

Gröning selbst werde als Messias dargestellt, sagt Matthias Pöhlmann von der Zentralstelle. Auch die katholische Kirche warnt vor dem Freundeskreis. Im Vertrauen auf den Heilsstrom bestehe die Gefahr, dass wichtige Besuche beim Arzt unterlassen würden, heißt es etwa in einem Amtsblatt des Erzbistums Köln.

Der Gröning-Freundeskreis weist auf GA-Nachfrage solche Vorwürfe strickt von sich. "Es gibt keinen Zwang und keinerlei Verpflichtungen, weder moralische noch finanzielle. Wir sind definitiv keine Sekte", sagt ein Sprecher vom Freundeskreis, der die Veranstaltungen organisiert. Es werde nicht missioniert und die Freiheit jedes einzelnen geachtet, betont er.

Auch werde nicht von Arztbesuchen abgeraten. Zudem seien Heilungen von einer unabhängigen medizinischen Fachgruppe bestätigt worden. Grönings Ideen stünden im Übrigen nicht im Widerspruch zur Kirche. Dies sehen die katholische und evangelische Kirche jedoch nach eigener Aussage nicht so.

Thomas Weiermann, Pächter der Stadthalle, kann die Aufregung nicht verstehen. "Es ist eine kleine Gruppe, die sich dort seit Jahren trifft. Bisher hat es nie eine Beschwerde gegeben." Auch andere Bibelkreise würden sich dort treffen. Ein Sprecher des Presseamtes verweist auf die Religionsfreiheit. "Dort findet keine Indoktrination statt. Insofern steht ein Belegungsverbot nicht zur Debatte."

Im mehrstündigen Film reiht sich eine Heilung an die nächste an. Männer und Frauen sitzen in ihren Wohnzimmern und berichten sehr emotional von ihren Leiden, der anfänglichen Skepsis gegenüber Grönings Ideen und dann von der überraschenden Heilung - teils untermalt von ergreifender Musik. Auf eine gescheiterte Heilung wartet der Zuschauer - bis auf eine Ausnahme - vergebens.

Bruno Gröning Bruno Gröning wurde 1906 in Danzig geboren. Er verdiente als Gelegenheitsarbeiter sein Geld. 1948 trat er das erste Mal öffentlich mit einer Wunderheilung in Erscheinung, tausende strömten zu ihm in die nordhrein-westfälische Stadt Herford. 1954 erhielt er Auftrittsverbot. Gröning starb 1959 an einem Krebsleiden.

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