IHK Bonn/Rhein-Sieg Unbesetzte Ausbildungsstellen: Es fehlt an passenden Bewerbern

BONN · Für 1500 Bewerber gibt es zurzeit noch 1600 unbesetzte Ausbildungsstellen, zeigen die aktuellen Zahlen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/ Rhein-Sieg. Sorgen bereitet aber der Umstand, dass freie Stellen und Bewerber in vielen Fällen nicht zusammenpassen, sagt IHK-Geschäftsführer Jürgen Hindenberg. Dabei bieten die Unternehmen in Bonn und Umgebung vor allem im technischen Bereich interessante Ausbildungen, auf die sich immer seltener beworben wird.

 An der Werkbank mit Lupe entstehen die Spritzgussformen für die Produktion: Werkzeugmechaniker Martin Grönefeld, Geschäftsführer der Magnetfabrik Bonn.

An der Werkbank mit Lupe entstehen die Spritzgussformen für die Produktion: Werkzeugmechaniker Martin Grönefeld, Geschäftsführer der Magnetfabrik Bonn.

Foto: Nicolas Ottersbach

"Das liegt vermutlich daran, dass die Menschen eine falsche Vorstellung von den Berufen haben", sagt Martin Grönefeld, Geschäftsführer der Magnetfabrik Bonn. So werde der Werkzeugmechaniker oft als grobschlächtig eingestuft. Doch das Gegenteil ist der Fall: So klein, wie die winzigen Magnete für Stellmotoren in Tachos und Getrieben sind, so fein müssen auch die Maschinen sein, die sie herstellen.

"Da braucht es viel Ruhe und Geduld, die Werkzeuge dafür herzustellen", sagt Grönefeld. In der Magnetfabrik ist der Werkzeugmechaniker das Herzstück der Produktion. Für immer neue Produkte macht er die Spritzgussformen, die die Magnete in die kompliziertesten Gestalten bringt. "Es dauert Monate, bis so ein neue Form fertiggestellt ist", so Grönefeld. Der Werkzeugmacher arbeitet im Mikrometerbereich, mit Lupe und filigranem Gerät an der Werkbank.

Dass die Produkte, die bei GKN Sinter Metals in Bad Godesberg das Fließband verlassen, auch lange halten, stellt der Werkstoffprüfer sicher. "Er kontrolliert beispielsweise unter dem Mikroskop, ob das Material kleinste Risse hat und hart genug ist", sagt Werksleiter Matthias Voss.

Der Arbeitsplatz ist deshalb im Labor, einen Kittel muss man trotzdem nicht tragen. Die Bauteile, die GKN vor allem für die Automobilindustrie fertigt, werden aus Metallpulver gepresst und gesintert, also im Ofen erhitzt. "Der Werkstoffprüfer arbeitet eng mit der Produktion zusammen", sagt Voss. Er liefert Lösungsansätze, wenn etwas nicht so funktioniert wie es soll. "Wie ein Detektiv muss er die Fehler aufspüren". Deshalb braucht er gute Kenntnisse in Physik, Chemie und eine Menge Neugierde.

Chemisches Verständnis für verschiedenste Materialien ist in der Ausbildung zum Industriekeramiker unabdingbar. "Das macht diesen exotischen Job so vielseitig", sagt Christian Lindner, der Betriebsleiter bei der Deutschen Steinzeug in Alfter ist. Mitten in Witterschlick werden pro Tag so viele Fliesen hergestellt, dass drei Fußballfelder damit abgedeckt werden könnten. "Da wird es auch mal schmutzig", sagt Lindner.

Im Job mischt man die widerstandsfähigen Keramiken zusammen und bedient die riesigen Anlagen, in denen sie produziert werden. Während die parallel laufende Berufsschule alle Arbeitsbereiche des Industriekeramikers abdeckt, spezialisiert das Unternehmen den Azubi auf Fliesen in allen Arten.

"Wir müssen am Ball bleiben und bei Unternehmen und Ausbildungsplatzsuchenden werben, um sie zusammenzubringen", so Jürgen Hindenberg.

Ausbildungshotline

Die IHK hat bis zum 13. September eine Ausbildungshotline geschaltet. Betriebe, die noch freie Ausbildungsstellen haben oder bei denen Bewerber abgesprungen sind, können sich dort ebenso melden wie Jugendliche, die noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind. Die Hotline ist telefonisch von montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr unter 0228/2284-800, per Fax an 0228/2284-801 oder per E-Mail an hotline@bonn.ihk.de erreichbar.

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