Unterwegs auf Meßdorfer Feld: Wo der Fuchs guten Morgen sagt

Das Meßdorfer Feld ist beliebtes Freizeitgebiet für viele Bonne. Jogger, Radfahrer und Spaziergänger genießen das grüne Fleckchen der Bundesstadt und meinen: Sollte das Feld jemals bebaut werden, wäre dies ein großer Verlust.

Unterwegs auf Meßdorfer Feld: Wo der Fuchs guten Morgen sagt
Foto: Barbara Frommann

Lessenich-Meßdorf. Die Autotür klappt zu. Noch ein paar Schritte, vorbei an Kita und Schrebergärtchen, und das Meßdorfer Feld öffnet sich vor dem Blick. Der schöne Frühlingstag lässt sich schon jetzt erahnen, aber so früh am Morgen ist es noch kalt. Raureif liegt auf dem Grün, ohne Fleece oder Anorak geht gar nichts. Vogelstimmen lassen das stete Autogeräusch in den Hintergrund treten, ein Kaninchen sitzt auf dem Acker und scheint sich von der noch schwachen Sonne das Fell wärmen lassen zu wollen. Von irgendwoher klingen Kirchenglocken.

Helma Schulz liebt diese frühe Morgenstunde rund um das Meßdorfer Feld. Sie dreht wie jeden Tag ihre Runde mit Labrador-Retriever Scottie. Der ist nicht mehr ganz fit, so fällt der Gang etwas kürzer aus. "Wenn ich nicht mit dem Hund unterwegs bin, jogge ich hier auch", erzählt sie. "Es ist einfach wunderschön. Grün und ruhig." Nur über den "Kleinkrieg" mit manchen Radfahrern ärgert sie sich etwas, "einige mögen einfach keine Hunde".

Das Meßdorfer Feld Zwischen Duisdorf, Lessenich-Meßdorf, Dransdorf und Endenich erstreckt sich das etwa 180 Hektar große Meßdorfer Feld. Nach jahrelangen Querelen wird nun das am Rande des Feldes liegende Gebiet "Im Bruch", das auch scherzhaft nach dem ehemaligen Hardtberger Bezirksvorsteher Gerhard Lorth (CDU) "Lorthzipfel" genannt wird, vorwiegend mit Reihen- und Einfamilienhäusern bebaut. Im stetigen Streit um mögliche weitere Bebauungen geht es den Gegnern insbesondere um den Erhalt des Feldes als Frischluftschneise.Ein Stück weiter trainiert Hildegard Uebbing mit ihrer Walking-Gruppe. "Wir treffen uns schon seit Jahren viermal die Woche immer um 8 Uhr morgens", erzählen die sportlichen Damen aus Messdorf, "nur nicht wenn's glatt ist". Das Training an der frischen Luft in der Natur gefällt ihnen. "Wir haben gerade dahinten schon einen Fuchs gesehen", schwärmen sie, manchmal könne man auch Reiher beobachten.

Die muntere Truppe der Generation 60 plus kennt "ihr" Feld. "Dort an der weißen Brücke finden Sie das Pinselstriche-Projekt", erklären sie der Ortsunkundigen. Die farbige Bepflanzung erinnert im Sommer an die beiden Maler August Macke und Hans Thuar. Und im vergangenen Jahr habe es entlang der Äcker zum ersten Mal den Wildblumenstreifen gegeben mit Kornblumen und Mohn, "das war vielleicht schön".

Sollte das Feld jemals bebaut werden, "das wäre ein großer Verlust, eine Katastrophe". Das findet auch Marlene Lantz. Die Gymnasiallehrerin joggt ein- bis zweimal in der Woche ums Feld. "Je nach Tagesform gibt's da mehrere Varianten", sagt sie.

Überall auf den Wegen queren Radler das Gelände auf dem Weg zur Arbeit. Eine Inlinerin dreht mit Musik im Ohr ihre Runden, Jogger, Walker und Hundebesitzer nutzen die frühe Stunde. Der Blick schweift über das Braun der Äcker, das vom Grün der Büsche und Bäume und von gelben Forsythienklecksen unterbrochen wird. Auch Landwirt Daniel Bosse ist schon mit Trecker und Kreiselegge unterwegs, die Elstern folgen seiner Spur.

"Ich bereite den Boden vor. In den nächsten Tagen sollen da die Kartoffeln rein", erklärt Bosse. Im vergangenen Jahr hat er im Rahmen eines Projektes der Stiftung Rheinische Kulturlandschaften und anderer Kooperationspartner den Blühstreifen eingesät, der die Walking-Gruppe so begeistert hat. "Im zweiten Jahr kommen neue Blumen dazu", erzählt der Landwirt, "das Farbspektrum wird anders sein."

Jogger Konrad Bittl wird das auf jeden Fall beobachten. Der Pensionär ist seit 22 Jahren in Bonn und läuft bei Wind und Wetter jeden zweiten Morgen. Eineinhalb bis zwei Stunden ist er immer unterwegs. Er findet: "Das hier ist das Schönste, was es in ganz Bonn gibt." Vor allem morgens früh, im Frühling.

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