15. Oktober - "Tag des Schornsteinfegers" Unterwegs mit angehender Bonner Schornsteinfegerin

BONN · Messen, Beraten, Prüfen: Das klassische Kaminkehren macht nur noch einen geringen Teil der Arbeit eines Schornsteinfegers aus. Und immer mehr Frauen entdecken den einst typischen Männerberuf für sich. Eine junge Bonnerin steckt gerade in der Ausbildung.

 Sophia Schmahl, Auszubildende zur Schornsteinfegerin.

Sophia Schmahl, Auszubildende zur Schornsteinfegerin.

Foto: dpa

Wenn Sophia Schmahl in voller Montur unterwegs ist, zaubert sie vielen Menschen ein Lächeln aufs Gesicht. "Wie schön, heute ist mein Glückstag", rufen manche. Oder: "Darf ich mal an Ihren goldenen Knöpfen drehen?" Die 19-Jährige aus Bonn macht eine Ausbildung zur Schornsteinfegerin. "Solche Reaktionen auf der Straße bringen auch mir selber gute Laune", sagt die junge Frau und lacht. Am "Tag des Schornsteinfegers" an diesem Donnerstag (15. Oktober) will die Branche für ihr Handwerk werben.

Mit schwarzer Kappe, schwarzer Jacke und weißem Halstuch besucht Sophia Schmahl die Kunden, etwa 20 Haushalte am Tag. Am besten gefällt ihr das Kaminkehren: Aufs Dach klettern und den Kehrbesen durch den Schornstein sausen lassen - "das ist gar nicht so einfach, wie es aussieht", erklärt sie. "Am Feierabend ist man dann wirklich überall schwarz."

Das klassische Schornsteinfegen mache heutzutage allerdings nur noch etwa 20 Prozent des Umsatzes aus, erläutert Stephan Langer vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks in Sankt Augustin. Den Großteil ihrer Arbeitszeit seien Schornsteinfeger mit Messtätigkeiten beschäftigt. Sie überprüfen Abgaswerte von Heizungen im Hinblick auf Sicherheit und Umweltschutz und geben Verbrauchern Tipps zum Energiesparen.

Frauanteil inzwischen bei 15 Prozent

In Deutschland gibt es nach Verbandsangaben rund 20.000 Schornsteinfeger. Der Frauenanteil in dem einst typischen Männerberuf steige: Betrug er 1979 noch 2 Prozent, liege er inzwischen bei 15 Prozent. Nachwuchssorgen habe die Branche nicht. Mit derzeit 2300 Auszubildenden sei die Zahl so hoch wie noch nie.

Einige Schulkameraden hätten sich gewundert, dass sie sich nach dem Abitur zu einer Schornsteinfeger-Ausbildung entschloss, erzählt Sophia Schmahl. "Viele fanden das schon etwas ungewöhnlich." Ihr Vater ist ebenfalls Schornsteinfeger, doch ihre Lehre macht die zierliche 19-Jährige in einem anderen Betrieb. Mit ihrer Berufswahl sei sie glücklich: "Es hat mir vom ersten Tag an Spaß gemacht. Ich finde es zum Beispiel toll, dass ich mit so vielen Menschen in Kontakt komme."

Gute kommunikative Fähigkeiten seien wichtig, betont auch Verbandssprecher Langer. "Denn der Schornsteinfeger geht ja in die Wohnungen." Seit der Marktöffnung Anfang 2013 können Hausbesitzer selbst entscheiden, welchen Kaminkehrer sie beauftragen wollen.

Nur für die sogenannten hoheitlichen Aufgaben wie die Feuerstättenschau sind weiterhin die Bezirksschornsteinfeger zuständig. Für die große Mehrheit der rund 7800 Betriebe habe sich durch die Aufhebung des Monopols aber nichts geändert, sagt Langer. Vor allem in ländlichen Gebieten hingen die Menschen an "ihrem Schornsteinfeger". Lediglich Betriebe, die bis dahin nicht kundenfreundlich gearbeitet haben, hätten Einbußen erlitten.

Sophia Schmahl will nach ihrer Abschlussprüfung erst mal als Gesellin arbeiten und dann die Meisterschule besuchen, sich vielleicht auch durch ein Studium weiterqualifizieren. "Großes Ziel ist dann irgendwann die Selbstständigkeit." Auf jeden Fall - so fügt sie augenzwinkernd hinzu - wolle sie auch in Zukunft gerne Glücksbringer sein.

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