Veranstalter von Klassenfahrten wegen Betruges angeklagt

Jupiter-Tours soll Schüler bundesweit um Reisen geprellt haben und bietet nach wie vor Dienste an

  Den Firmensitz  von Jupiter Tours Im Krausfeld durchsuchte die Bonner Staatsanwaltschaft im Herbst 2006.

Den Firmensitz von Jupiter Tours Im Krausfeld durchsuchte die Bonner Staatsanwaltschaft im Herbst 2006.

Foto: Lannert

Bonn. Enttäuschte Schüler, empörte Eltern, verärgerte Lehrer überall in Deutschland und einen Schaden von insgesamt 200 000 Euro.

Diese Geschäftsbilanz stellt die Staatsanwaltschaft nun dem Bonner Online-Reiseveranstalter Jupiter Tours für die Zeit von Oktober 2005 bis Oktober 2006 aus - und klagt die drei Gesellschafter der Firma mit Sitz in der Bonner Altstadt wegen Betruges in 24 Fällen und Verstoßes gegen die Gewerbeordnung in 20 Fällen an.

Wie Behördensprecher Fred Apostel mitteilt, hätten der 37-jährige Gesellschafter und seine beiden Mitgesellschafterinnen, 42 und 41 Jahre alt, in diesem Zeitraum bei Schulen im gesamten Bundesgebiet, darunter auch in Bonn, Königswinter, Rheinbach, Neunkirchen-Seelscheid kräftig abkassiert für die Veranstaltung von Klassenfahrten, die sie in Wahrheit jedoch weder organisiert noch bezahlt hatten.

Und so endeten die Reisen in fast allen Fällen, bevor sie überhaupt begonnen hatten. Viele wurden wenige Tage vor Beginn abgesagt, aber es kam auch vor, dass Schüler wie die des Vinzenz-Palotti-Kollegs in Rheinbach mit ihrem Gepäck vergeblich auf den Reisebus warteten.

Im Fall einer Hamburger Schule erfuhren die Schüler von zwei Abschlussklassen erst auf dem Flughafen, dass ihre für 30 000 Euro gebuchte Reise nach Frankreich nicht stattfinden konnte: Das Bonner Unternehmen hatte für sie laut Anklage keine Flugtickets hinterlegt und die ganze Reise nicht organisiert.

Auch Schüler des CJD in Königswinter erfuhren laut Anklage im September 2006 zwei Tage vor Reisebeginn, dass die für 8 223 Euro gebuchte Klassenfahrt nach Spanien ausfallen würde. Sie hatten laut Apostel Glück und konnten dank des Einsatzes der Schule doch noch fahren.

Ebenfalls im September 2006 erhielten Schüler des Bonner Friedrich-Ebert-Gymnasiums erst drei Tage bevor ihre Fahrt nach Rom losgehen sollte die schlechte Nachricht. Und die Schüler der Clara-Schumann-Schule in Neunkirchen-Seelscheid erfuhren zwei Tage vor Reisebeginn, dass ihre Fahrt nach Tschechien ausfiel.

Im September 2006, so die Anklage, war das Unternehmen derartig in eine finanzielle Schieflage geraten, dass die Angeklagten nur noch ein Loch mit dem anderen stopften. Und die Leidtragenden waren die Schüler. Aber nicht nur die. Denn der Anklage zufolge sollen die drei Gesellschafter auch Busunternehmer nicht bezahlt und das Deutsche Herbergswerk geschädigt haben.

Für die Staatsanwaltschaft steht fest: Die Angeklagten haben ganz bewusst noch Fahrten verkauft und dafür im Voraus kassiert, als sie längst wussten, dass sie das Geld dafür nicht mehr einsetzen würden.

Die Angeklagten bestreiten alle Vorwürfe. Und bieten nach wie vor Klassenfahrten und Studienreisen im Internet an - "sicher, komfortabel, preiswert". Die Stadt Bonn hat, wie deren Presseamt dem GA Freitag auf Anfrage mitteilte, bei Bekanntwerden der Vorwürfe ein Gewerbeverbot geprüft. Aber da bisher keine rechtskräftige Verurteilung erfolgt sei, müsse man den Ausgang dieses Verfahrens abwarten.

Eine Verurteilung gibt es zwar bisher nicht, aber Strafanzeigen gegen Jupiter Tours schon seit 2003. Doch sowohl die Staatsanwaltschaft Köln, wo die Firma bis 2004 ihren Sitz hatte, als auch die Staatsanwaltschaft Bonn stellten bis 2006 alle Verfahren ein - insgesamt sechs. Nun wird der Fall ein Bonner Schöffengericht auf Trab halten; die Staatsanwaltschaft hat bisher 50 Zeugen benannt.

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