Projekte der Bonner Wahlverwandtschaften Verein stößt an seine Leistungsgrenze

Endenich · Die Wahlverwandtschaften Bonn realisieren drei Wohnprojekte gleichzeitig. Die Schumannshöhe in Endenich ist nun weitgehend fertiggestellt. Doch mehr geht derzeit nicht.

 Thomas Falter vor dem fertigen Wohnhaus Schumannshöhe in Endenich. Die Abstände zwischen den Pollern werden noch verringert.

Thomas Falter vor dem fertigen Wohnhaus Schumannshöhe in Endenich. Die Abstände zwischen den Pollern werden noch verringert.

Foto: Stefan Knopp

Eigentlich ist alles fertig, und die meisten Bewohner der Schumannshöhe sind auch schon eingezogen. Nur kleine Restarbeiten auf dem Dorfplatz vor dem Haupthaus mussten noch erledigt werden: Dort fuhren immer wieder Umzugswagen direkt ans Haus vor. „Das ist so nicht vorgesehen“, sagt Thomas Falter, Vorstandsvorsitzender der Wahlverwandtschaften, die den Komplex betreiben. Deshalb würden die Abstände zwischen den Pollern an der Zufahrt jetzt schmaler gemacht.

Die Wahlverwandtschaften haben derzeit einiges zu organisieren: Drei Wohnprojekte gleichzeitig sind unter der Leitung des Vereins entstanden. Neben der Schumannshöhe auf dem Grundstück des ehemaligen Paulusheims sind das die Villa, wie Falter das sanierte Gebäude an der Magdalenenstraße nennt, und ein Neubau in Röttgen. Die Zahl der Mitglieder – wer einziehen will, muss bereit sein, vorher dem Verein beizutreten – ist auf mehr als 400 gestiegen. Die Bauarbeiten liefen parallel, also musste auch der Einzug der vielen Leute koordiniert werden.

Vorher schon hatten die Wahlverwandtschaften drei Häuser. Aber das Projekt in Endenich, in das 55 Erwachsene und acht Kinder einziehen, ist etwas Besonderes: Erstmals hat man nicht mit der Rheinhaus GmbH zusammengearbeitet. Mit dem neuen Partner, die Firma Wohnbau, müsse sich die Arbeit noch einpendeln, sagt Falter.

Zur Erinnerung: Die Alexianer verkauften das Grundstück des Paulusheims, weil sich das Seniorenpflegeheim nicht mehr rentierte, und zwar an die Firma Instone Real Estate. Die erhielt von der Stadt die Auflage, ein innovatives Wohnprojekt zu integrieren. Deshalb ging das Unternehmen auf die Wahlverwandtschaften zu. „Instone ist aber ein echter Bauträger“, so Falter. Mit Vermietung habe er nichts am Hut. Das fertige Gebäude wurde somit an die Wohnbau verkauft, mit der die Wahlverwandtschaften nun in vielen kleinen Belangen auf einen Nenner kommen müssen. Die Firma vermietet, aber die Wahlverwandtschaften schlagen die Mieter vor.

Insgesamt gibt es 43 Appartements in Endenich, davon 20 als Eigentums- und 23 als Mietwohnungen. Letztere sind im großen Gebäudekomplex untergebracht, dessen Fassade an das alte Paulusheim und das Schumannhaus nebenan angelehnt ist. Die Eigentumswohnungen liegen dahinter in würfelförmigen Gebäuden. Im Erdgeschoss gibt es außerdem einen Versammlungsraum mit Küche. Auch ein Gäste-Appartement findet sich dort, es ist allerdings noch nicht eingerichtet, vor allem wegen Corona.

Ein Weg führt vom Platz aus seitlich am Komplex vorbei zu einer neuen Treppe, die hinab führt zur Alfred-Bucherer-Straße. Die ist schmuck geworden, endet aber unten direkt vor einem parkenden Auto. Falter würde sich wünschen, dass der Straßenabschnitt dort noch fußgängerfreundlicher ausgebaut wird. Aber das sei Sache der Stadt.

In der ehemaligen Villa Richarz – nur die Straße runter, aber sie hat eine andere Postleitzahl – wohnen ebenfalls bereits Familien. Acht Einheiten gibt es dort, davon zwei in den neuen Torhäuschen direkt an der Straße. Sechs sind schon belegt. Das Bauwerk aus dem Jahr 1864 steht unter Denkmalschutz, deshalb kam ein Neubau nicht infrage. Die Bewohner gehören der Wahlverwandtschaften-Genossenschaft an, die eigens für dieses Projekt gegründet wurde.

Und dann gibt es noch das Gebäude im Neubaugebiet Am Hölder in Röttgen mit 33 Wohnungen, in das ab Mitte Dezember laut Falter 41 Erwachsene und 13 Kinder einziehen werden. Doe ist dann wieder Rheinhaus zuständig.

Überall haben sich im Haus Arbeitsgemeinschaften gebildet, elf sind es in der Schumannshöhe. Erstaunlich viel, findet Falter. Eine Finanzgruppe ist dabei, auch eine, die die Nutzung des Gemeinschaftsraums organisiert. Er ist gespannt, wie viele der Gruppen sich halten. „Zu Anfang ist in einem neuen Projekt die Begeisterung immer größer.“ Aber so wachse die neue Hausgemeinschaft zusammen, und das ist Ziel des Vereins.

Der hat sich jetzt erstmal gegen ein weiteres Projekt entschieden, sagt der Vorsitzende. Die Wahlverwandtschaften hätten die Chance gehabt, im Wohnpark II in Vilich-Müldorf Fuß zu fassen, wo sechs Mehrgenerationen-Wohnprojekte angedacht sind. „Zwei Jahre machen wir jetzt Pause, danach können wir nachdenken, ob wir ein neues Projekt machen wollen.“ Erst mal will man mit der so rasant gestiegenen Mitgliederzahl zurechtkommen. So einen großen Verein ehrenamtlich zu führen und zu organisieren, „das droht unsere Kapazitäten zu übersteigen“.

In ferner Zukunft würde man gerne dahin kommen, wo das Wohnprojekt Amaryllis in Vilich-Müldorf schon angelangt ist: Die Nutzungsentgelte – also Mieten – dort richten sich nach den Kosten und konnten 2017 um 4,4 Prozent gesenkt werden. Dafür braucht man aber eine Genossenschaft.

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