Projekt verzögert sich Viktoriakarree: Investor kündigt Mietern

BONN · Koalition vertagt Entscheidung über die Zukunft des Viktoriakarree: Das Projekt verzögert sich weiter - und wirft doch schon Schatten voraus. Mehrere Geschäftsinhaber an der Ecke Stockenstraße/Rathausgasse müssen ihre Ladenlokale bis zum Jahresende räumen.

Der neue Eigentümer des 1253 Quadratmeter großen "Dahm-Grundstücks" hat Mietverträge nicht verlängert: Die Signa Development Deutschland GmbH (München) will die Bestandsgebäude irgendwann abreißen, um einen Zugang zu einem Einkaufszentrum zu schaffen, das sie im künftigen Viktoriakarree plant - wenn sie denn von der Stadt den Zuschlag bekäme.

Abdallah Rahi muss sein Stehcafé bis zum 31. Dezember verlassen haben. Hintergrund sei ein "fest geplantes Großprojekt", heißt es in dem Anwaltschreiben, das Rahi erhalten hat. Räume er nicht pünktlich, drohten hohe Schadenersatzforderungen. "Mir bleibt nur der Gang aufs Arbeitsamt", bedauert der 45-Jährige.

Der Anwaltsbrief kommt vom Betreiber des benachbarten Kopier-Geschäftes, der an Rahi und weitere Ladeninhaber untervermietet hatte. "Wir können nichts machen", versichert ein Mitarbeiter im Copy-Shop. "Der neue Hauseigentümer hat unseren auslaufenden Hauptmietvertrag nicht verlängert. Wir wissen jetzt selbst nicht, wo wir hin sollen." Von Signa war am Freitag keine Stellungnahme zu bekommen.

Unterdessen hat der Wirtschaftsausschuss mit Mehrheit gegen die Stimmen der SPD beschlossen, die Verwaltung zunächst einige Punkte klären zu lassen, bevor die städtischen Anteile am Viktoriakarree europaweit ausgeschrieben werden . "Die Koalition spielt auf Zeit, sie kann sich wohl nicht festlegen, was sie will", kritisierte Ernesto Harder (SPD) den Antrag von CDU und Grünen.

"Solch ein wichtiges Projekt mitten im Bonner Zentrum kann man doch nicht immer weiter verschleppen." Die SPD hatte beantragt, das Gelände "möglichst umgehend" öffentlich europaweit auszuschreiben und dabei festzuschreiben, dass die Neunutzung des Geländes sowohl Einzelhandel als auch Gastronomie, etwas Wohnen und natürlich die Unterbringung der Philologischen Bibliothek der Universität berücksichtigt.

"Wir wollen erst einmal verlässliche Zahlen und Fakten haben, bevor wir solch ein wichtiges Grundstück ausschreiben", verteidigt Fraktionsgeschäftsführer Tom Schmidt (Grüne) das Vorgehen der Koalition. Da sei etwa erst einmal abzuklären, zu welchen Bedingungen die Universität überhaupt bereit ist, 6500 Quadratmeter anzumieten. "Welche Preise ist die Uni bereit zu zahlen?", so Schmidt weiter.

"Außerdem wollen wir ganz klare Vorstellungen darüber haben, wo das Stadtmuseum und die Gedenkstätte angemessen untergebracht werden können." Auch die verkehrliche Situation, etwa die Neuanbindung der Markttiefgarage sei noch keinesfalls von der Verwaltung durchkalkuliert. Das Wichtigste für CDU und FDP ist, wie viel und welchen Einzelhandel die Bonner City noch verträgt. Schmidt: "Eine Mall als Insellösung, wo Leute hinfahren, einkaufen und wegfahren, kann ich mir zum Beispiel nicht vorstellen."

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