Vollmar & Söhne existieren seit 150 Jahren am Kaiserplatz

BONN · Das Bonner Geschäft mit der vielseitigen Produktpalette wird bereits in der vierten Generation als Familienbetrieb geführt.

Vollmar & Söhne existieren seit 150 Jahren am Kaiserplatz
Foto: privat

Im Bonner Geschäftsleben ist "Vollmar & Söhne" am Kaiserplatz eine feste Größe. Schließlich feiert das Geschäft mit der vielseitigen Produktpalette - von wertvollem Schmuck über exklusiven Tee bis edlem Porzellan - sein 150-jähriges Bestehen. Das Familienunternehmen wird bereits in vierter Generation geführt.

Alles fing mit Urgroßvater Wilhelm Vollmar an: "Das war eine Bonner Größe - auch im Sozialen", berichtet Mitinhaber Johannes Vollmar. So sei Wilhelm Vollmar unter anderem Mitbegründer des Kinderkrankenhauses in Dottendorf und Mitglied des Verwaltungsrates der Sparkasse Bonn sowie des Kirchenvorstands der Münsterkirche gewesen. "Das war ein Netzwerker", weiß Johannes Vollmar. Noch heute hat das Porträtfoto des Urgroßvaters einen Ehrenplatz in dem Bonner Traditionsunternehmen.

1910 gründeten Wilhelm und Gertrud Vollmar in der Sternstraße eine Kerzenfabrik, die sich zur größten Kirchenkerzenfabrik Europas entwickelte. 1927 vergrößerte sich der Unternehmer und kaufte ein Einzelhandelsgeschäft für Parfümerie, Schmuck- und Silberwaren am Kaiserplatz. "Mit allem drum und dran", erläutert Geschäftsführer Raphael Vollmar. Das Geschäft, das bei der IHK seit 1861 gelistet ist, lief zunächst unter dem Namen "Wilhelm Vollmar vormals Franz Lauffs". In dem Jahr der Firmengründung wurde Wilhelm I. König von Preußen, und im fernen Amerika hieß der Präsident Abraham Lincoln.

Vollmar&Söhne belieferte Bundesergierung mit Gastgeschenken

Während des Zweiten Weltkriegs blieb das Geschäft geschlossen. Im April 1945 fiel Wilhelm Vollmars ältester Sohn Albert, der Vater von Johannes Vollmar. Erst 1949 eröffnete dessen Witwe, Maria Vollmar, wieder das Geschäft. Neben kostbarem Schmuck und Silberwaren wurden jetzt auch wertvolles Porzellan sowie Seifen und Kerzen angeboten.

Als Bonn Bundeshauptstadt wurde, belieferte das Geschäft viele Jahre lang die Bundesregierung mit Gastgeschenken und den Petersberg sowie die verschiedenen Botschaften mit Besteck und Porzellan. Der damalige französische Botschafter habe sich dafür eingesetzt, dass das Traditionsunternehmen eine Verkaufslizenz für wertvolles französisches Kristall verschiedener Firmen erhielt, schildert Raphael Vollmar. Noch heute ist Vollmar & Söhne der älteste Lizenzträger Deutschlands für diese Marken.

Natürlich kauften auch Vertreter aus der Politik in dem Geschäft ein. Und so konnte es passieren, dass sich politische Gegner hier unmittelbar nach einer Bundestagsdebatte über den Weg liefen. Unvergessen auch der Fall einer acht Kilo schweren Kristall-Statue, die auf mysteriöse Weise verschwand.

Seit kurzem beherbergt das Unternehmen ein Goldschmiedeatelier

1974 stieg Johannes Vollmar in das Unternehmen mit ein. Nun wurde auch hochwertiger Modeschmuck angeboten und EDV eingeführt. Ehefrau Anita Vollmar ist ebenfalls in der Firma aktiv.

Heute gehörten beispielsweise Mitarbeiter der DAX-Unternehmen zu den Kunden, berichtet Johannes Vollmar. Häufig pilgern italienische Touristen zu dem herrschaftlichen Eckgebäude. Denn hier wohnte einst der Literaturnobelpreisträger Luigi Pirandello. Und auch als Kulisse für den Dieter-Wedel-Film "Gier" diente Vollmar & Söhne schon.

Als "ein Laboratorium" bezeichnet Raphael Vollmar derweil den 2005 eröffneten Concept-Store Honigmond. Er habe neue Wege beschreiten wollen, meint er und zitiert Apple-Mitgründer Steve Jobs: "Stay hungry, stay foolish." Nach fünf Jahren holte er den neu entwickelten Produktmix ins Stammhaus am Kaiserplatz zurück, das nun "Vollmar & Söhne - feine Waren seit 1861" heißt.

Nicht die einzige Neuerung: Seit Anfang des Jahres beherbergt das Unternehmen ein Goldschmiedeatelier. Und auch auf Facebook und Twitter ist Vollmar & Söhne vertreten. "Wir sind ein modernes Unternehmen in traditionellem Gewand", sagt Raphael Vollmar. Der beste Nebeneffekt sei, "es mit schönen Sachen zu tun zu haben."

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