Vor fünf Jahren wütete Orkan Kyrill im Kottenforst

RÖTTGEN · Kyrill war in der Nacht zum 19. Januar über Bonn und die Region gefegt und hatte zahlreiche Bäume umgeknickt. Die Schäden im Wald sind auch heute noch sichtbar.

 Auf dieser sieben Hektar großen Waldfläche wurden nach dem Orkan Kyrill fast 20 000 junge Bäume gepflanzt.

Auf dieser sieben Hektar großen Waldfläche wurden nach dem Orkan Kyrill fast 20 000 junge Bäume gepflanzt.

Foto: Holger Willcke

Wer vor fünf Jahren durch den Kottenforst gewandert ist, hat verwüstete Waldflächen entdeckt. In der Nacht zum 19. Januar war Kyrill übers Land gefegt und hatte bundesweit Schäden in Milliardenhöhe angerichtet. Auch im Zuständigkeitsbereich des Regionalforstamtes (RFA) Rhein-Sieg-Erft waren 20 000 Bäume abgebrochen. Die Schäden sind längst beseitigt, die Waldflächen wieder aufgeforstet - aber der Orkan hat auch heute noch gut sichtbare Narben in der Landschaft hinterlassen.

"Im Vergleich zum Sauerland sind wir noch einigermaßen glimpflich davon gekommen", erinnert sich Forstdirektor Stephan Schütte, der am RFA-Standort in Röttgen für den Staatswald zuständig ist. Schätzungsweise 15.000 Kubikmeter Holz lagen im Kottenforst und im Siebengebirge am Boden, 95 Prozent waren Fichten.

Nach der Besichtigung der Schäden stellte das RFA eine Schadensbilanz auf: 30 Hektar Kahlflächen waren rechts und links des Rheins entstanden. Das entspricht einer Größe von rund 40 Fußballfeldern.

Die NRW-Landesregierung steckte 100 Millionen Euro in ein Kyrill-Sofortprogramm, damit die Waldschäden so schnell wie möglich bewältigt werden konnten. Das Forstamt kaufte daraufhin 70 000 Setzlinge - vorwiegend Buchen und Eichen.

Diese Laubbäume prägen in der Region die Waldgesellschaften von Kottenforst (Eiche) und Siebengebirge (Buche). Die dreijährigen Pflanzen stammten alle aus einer regionalen Forstbaumschule, weil dort das Saatgut aus einheimischen Waldbeständen verwendet wird. Pro Stück kosteten die jungen Bäume einen Euro. Sie hatten damals eine Größe von 1,20 Meter. Heute sind sie etwa 1,80 Meter hoch. Diese "Massenpflanzung" war eine Investition in die Zukunft: Bis die jungen Buchen ausgewachsen, sind vergehen bis zu 140 Jahre, bei Eichen sogar bis zu 200 Jahre.

Als alle Bäume von Hand im Waldboden gepflanzt waren, konnte das Regionalforstamt die genauen finanziellen Verluste berechnen, die der Orkan Kyrill zwischen Siebengebirge und Kottenforst angerichtet hatte: 733.000 Euro. Der größte Teil der Schadenssumme entfiel auf die Mindererlöse beim Holzverkauf. Grund: Weil in einer Nacht so viel Holz umgefallen war, wie sonst in NRW in drei Jahren gefällt wird, war auf einmal so viel Holz auf dem Markt, dass die Preise drastisch fielen.

"Kyrill war gemessen an den Schäden der bisher schwerste Orkan in Nordrhein-Westfalen und hat uns gezeigt, welche Folgen der Klimawandel auch in unseren Breiten haben kann. Orkane, Starkregen und Trockenperioden sind Folgen des Klimawandels, auf die wir unseren Wald vorbereiten müssen", erklärte jetzt NRW-Umweltminister Johannes Remmel. Eine der Folgen dieser Erkenntnis ist, dass die Fichten-Monokulturen in den heimischen Wäldern abgeholzt und durch standortgerechte Laubbäume ersetzt werden. Ziel ist es, einen gesunden, standfesten und altersgemischten Laub- und Nadelholzwald zu erhalten. [Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft]

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