Zukunft des Pantheon in Bonn Vorhang auf für den nächsten Akt

Bonn · Nach einem Krisengespräch zwischen Rainer Pause, Oberbürgermeister Ashok Sridharan und Kulturdezernent Martin Schumacher gibt es eine Denkpause. Eine endgültige Entscheidung, ob er den Vertrag mit der Stadt Bonn für die Schauspielhalle unterschreibt, will der Pantheonchef am Freitag treffen.

Keine 24 Stunden nach der mit schweren Vorwürfen gespickten Absage an die Stadt per E-Mail will Rainer Pause nach einem Krisengespräch mit Oberbürgermeister Ashok Sridharan und Kulturdezernent Martin Schumacher am Mittwoch im Alten Rathaus noch einmal in sich gehen.

Eine verbindlich Entscheidung, ob er den Vertrag mit der Stadt Bonn für die Schauspielhalle unterschreibt, will der Pantheonchef am Freitag treffen. Wenn es bei der Absage bleibt, ist das Schicksal der bundesweit bekannten und renommierten Kabarett- und Kleinkunstbühne besiegelt.

Die Künstlerische Leiterin Martina Steimer berichtet nach dem Gespräch von einer „angenehmen Atmosphäre“ und davon, dass der OB die Sache in die Hand genommen habe und sich persönlich kümmern wolle. „Wir haben anders als bisher das Gefühl erhalten, dass man uns wertschätzt und das Projekt auch von der Stadtverwaltung ausdrücklich gewollt ist“, so Steimer.

„Es war ein sehr gutes und sehr vertrauensvolles Gespräch, in dem wir nochmals deutlich gemacht haben, dass die Stadt alles dafür tun wird, den Umzug des Pantheons in die Halle Beuel zu realisieren und die entsprechenden Miet- und Darlehensverträge zu unterschreiben“, betonten auch der OB und Schumacher in einer gemeinsamen Presseerklärung. Beide signalisierten zudem, jederzeit für das Pantheon ansprechbar zu sein und auch bei der Bauausführung „mit Rat zur Seite zu stehen“.

Zukunft sah rosig aus

Die Nachricht vom drohenden Aus für das Pantheon hat viele in der Stadt geschockt. Ganze Generationen haben vor Lachen über Rainer Pause alias Fritz Litzmann und seinen Konterpart Norbert Alich alias Hermann Schwaderlappen schon unterm Tisch gelegen. Und das soll vorbei sein?

Dabei sah die Zukunft für das Pantheon, das wegen des geplanten Abrisses des Bonn-Centers in wenigen Tagen seine seit 30 Jahren angestammte Bühne verlassen muss, seit Mai rosig aus. Nach monatelangem Hickhack um ein neues Domizil beschloss der Rat am 20. Mai, dass Pause & Co. im November in die dann für 1,6 Millionen Euro instandgesetzte Schauspielhalle in Beuel mit beinahe doppelt so vielen Sitzplätzen wie bisher einziehen sollen.

Den Investitionskostenzuschuss soll das Theater ohne Zinsen in jährlichen Raten von 63.000 Euro zurückzahlen, hinzu kommt eine Jahresmiete von rund 20.000 Euro plus Betriebskosten von derzeit 140.000 Euro. Die sollen nach der Sanierung deutlich niedriger ausfallen. Pause soll außerdem zehn Jahre lang für 500.000 Euro privat bürgen. So weit, so gut. Doch dann ließ er den Termin für die Vertragsunterzeichnung am Montag platzen. Am Dienstag dann die Absage. Seither herrscht hektische Betriebsamkeit im Rathaus.

Pauses Vorwürfe will Schumacher nicht auf sich sitzen lassen. Er lud deshalb noch am Dienstag die Fraktionsvertreter ein, um sie vom Gegenteil zu überzeugen. „Wir haben alles hinterfragt und festgestellt, dass es an dem Vertragsentwurf nichts zu kritisieren gibt“, so Georg Fenninger (CDU) später.

"Mit uns hat das nichts zu tun"

Nach wie vor wollen weder Pause noch Martina Steimer die konkreten Gründe für ihre kurzfristige Absage auf den Tisch legen. Damit sind wilden Spekulationen im Netz Tür und Tor geöffnet. Manche vermuten, Pause habe angesichts des finanziellen Risikos kalte Füße bekommen. „Das ist Quatsch. Es geht nicht ums Geld, sondern um die Art und Weise, wie mit uns verhandelt worden ist“, versichert Steimer. Nach GA-Informationen sollen vereinbarte Änderungen tatsächlich nicht mehr in dem an Pause versandten Vertragsentwurf enthalten gewesen sein. Das habe das Fass zum Überlaufen gebracht.

Ganz auf die Seite des Pantheons stellt sich die SPD: „Als langjähriger Mietrechtler muss ich feststellen, dass ich Vertragsbestimmungen wie die für das Pantheon über die Anmietung der Halle Beuel noch nicht gesehen habe“, sagte Mieterbundchef Bernhard von Grünberg (SPD). Hier solle der Mieter umfangreiche Investitionen für die Sanierung einer Halle übernehmen, die der Stadt gehöre.

Generalintendant Bernhard Helmich, Noch-Hausherr der Halle Beuel, hat die Nachricht vom möglichen Aus des Pantheons kalt erwischt. „Wir sind noch etwas benommen“, sagte er auf Anfrage. Und: „Wir haben noch keine Sekunde darüber nachgedacht, was das bedeuten könnte. Wir haben alles korrekt und pünktlich aufgeräumt, die Halle ist besenrein.“ Helmich kann sich nicht vorstellen, wo ein Problem liegen könnte und betont: „Mit uns hat das nichts zu tun.“

"Pantheon ist ein Phänomen"

Er sei gespannt, wie es in und mit der Halle Beuel weitergeht. Mit einer Neuauflage der Spielstättendiskussion rechnet er aber nicht. Seit er in Bonn sei, habe er die „unglaubliche Bedeutung des Pantheons in der Stadt“ gespürt, den „enormen Einsatz aller Parteien und der Verwaltung“ bewundert. „Es ist nicht meine Welt, wenn ich mich auch freue, wenn ,Quatsch keine Oper' bei uns läuft“, räumt der Theaterchef ein. „Aber das Pantheon ist ein Phänomen – ich kenne in keiner Stadt etwas Vergleichbares.“

Der WDR, mächtiger Medienpartner des Pantheons, reagierte abwartend auf die Situation: „Der WDR ist dem Bonner Pantheon in guter Tradition verbunden und steht in regelmäßigem Austausch mit den Verantwortlichen. Ob es Auswirkungen auf das WDR-Programm geben wird, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.“

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