Vertreter in Bonn uneins Auch Oberbürgermeisterin Katja Dörner stimmt für höhere Fahrpreise

Bonn · Die Fahrpreise für Bus und Bahn im VRS-Gebiet steigen weiter. Der Erhöhung hat die Trägerversammlung mit einer breiten Mehrheit zugestimmt. Die Vertreter aus Bonn stimmten unterschiedlich.

 Auch in Bonn steigen ab Januar wieder die Fahrpreise für Bus- und Bahn.

Auch in Bonn steigen ab Januar wieder die Fahrpreise für Bus- und Bahn.

Foto: Meike Böschemeyer

Die Fahrpreise im Gebiet des Verkehrsverbunds Rhein/Sieg (VRS) und damit auch in Bonn sollen im nächsten Jahr wieder steigen. Das beschloss die Trägerversammlung des VRS mit breiter Mehrheit. Die Vertreter aus Bonn votierten unterschiedlich: Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne) und CDU-Ratsherr Jürgen Wehlus stimmten für die Preiserhöhung. Seine beiden Ratskollegen Gabi Mayer (SPD) und Rolf Beu (Grüne) votierten mit zwei Vertretern der SPD aus dem Rhein-Sieg-Kreis dagegen. Erhöht werden sollen die Tickettarife zum 1. Januar 2023 um 3,5 Prozent, ab 1. Juli nochmals um 3,87 Prozent.

Dörner, die auch Aufsichtsratsvorsitzende der SWB Bus und Bahn ist, begründet ihre Zustimmung so: „Selbstverständlich sind Tariferhöhungen nicht im Sinne der dringend notwendigen Verkehrswende, schließlich wollen wir den ÖPNV noch attraktiver machen. Die Kostenentwicklung bei den Verkehrsbetrieben sind aber dramatisch. Das gilt auch für unsere Bonner SWB Verkehrsbetriebe.“ Alternativen zur Tariferhöhung wären die Einschränkung des Angebots oder die Kompensation von mehr als drei Millionen Euro aus dem städtischen Haushalt.

Ersteres würde ebenfalls die Attraktivität des ÖPNVs massiv beschneiden, letzteres sei angesichts der aktuellen finanziellen Belastungen der Stadt nicht darstellbar, so Dörner. „Wir befinden uns derzeit in einem massiven Spannungsfeld. Einerseits müssen die Verkehrsunternehmen enorme Kostensteigerungen schultern, andererseits können die Nutzerinnen und Nutzer des ÖPNV diese nicht allein kompensieren.“ Es sei dringend notwendig, dass Bund und Land schnell ein attraktives Nachfolge-Modell für das 9-Euro-Ticket auf den Weg bringen und dieses solide finanzieren.

Dörner verwies darauf, dass es in Bonn seit September ein Sozialticket von 19 Euro für Menschen mit geringem Einkommen gebe, sodass diese von der Tariferhöhung nicht betroffen seien. „Der Beschluss dieser zweistufigen Tariferhöhung zum jetzigen Zeitpunkt ist ein schmerzhafter, aber notwendiger Kompromiss“, sagt die OB.

In dasselbe Horn bläst Ratsherr Jürgen Wehlus, der für die Bonner CDU in der Versammlung sitzt. Auch er hat der Erhöhung – anders als noch im vorigen Jahr – zugestimmt. „Damals habe ich geschwankt“, räumt er ein, „doch jetzt müssen sich alle die Frage stellen, wer denn die Tariferhöhung für die Fahrer, die ja bitter nötig ist, und die Kosten für die unbedingt notwendigen neuen Fahrzeuge übernehmen soll“, meint er.

Vor allem Corona habe ein Riesenloch in die Kassen der Verkehrsbetriebe gerissen, „nötig wäre eigentlich eine Erhöhung um 20 Prozent gewesen“, habe er erfahren. Wie Dörner setzt auch Wehlus darauf, dass sich Bund und Länder jetzt schnell auf ein Nachfolgeticket des 9-Euro-Tickets verständigen. 49 Euro, so ist Wehlus überzeugt, müsse es mindestens kosten, um einigermaßen wirtschaftlich vertretbar zu sein.

Dörners Parteifreund Rolf Beu verwies darauf, dass im Koalitionsvertrag der Ratsmehrheit eindeutig festgehalten sei, dass man sich ohne Finanzierungsvorbehalt für günstigere Fahrtarife einsetzen wolle. „Die Verkehrswende ist auch in Bonn nicht für gratis zu haben. Neben dem Radverkehr, bei dem schon Millionenbeträge durch die Zustimmung zum Radentscheid fließen, gilt dies auch für Bus und Bahn“, betonte Beu.

Die Benutzung des ÖPNV müsse für jeden Bonner bezahlbar bleiben. „Es kann nicht sein, dass Sozialtickets für 19 Euro monatlich in Bonn zu erhalten sind, Personen, die als Geringverdiener knapp über den Grenzbeträgen liegen, dann direkt das Vielfache für ihr VRS-Monatsticket zahlen müssen.“

Der VRS habe, so Beu, über viele Jahre den Anteil des Kostenanteils, den die Fahrgäste zahlen müssten, stetig erhöht, so dass die Fahrpreise in der Region heute zu den teuersten in ganz Deutschland zählten.

„Selbst im rund zehnmal so großen und nicht wohlhabenden Berlin wurde jetzt ein billiges Monatsticket für alle eingeführt, bei derselben Kostensituation wie in Bonn, während Verantwortliche hier in der Region von Leistungseinschränkungen reden“, scheut sich Beu nicht, seiner Parteifreundin Dörner einen Seitenhieb zu erteilen. „Für die Verkehrswende brauchen wir nicht weniger Angebote, sondern mehr, zuverlässigere und preiswertere. Dazu trifft der Bonner Koalitionsvertrag auch verbindliche Aussagen.“

SPD-Ratsfrau Gabi Mayer weiß zwar auch, dass die Verkehrsunternehmen mit steigenden Kosten zu kämpfen hätten. „Die VRS-Tickets gehören aber schon jetzt deutschlandweit zu den teuersten. Mit Preiserhöhungen die zusätzlichen Kosten allein auf die Fahrgäste abzuwälzen, ist der falsche Weg“, zeigt sie sich einer Meinung mit Beu.

„Wir brauchen eine neue Finanzierungsstruktur“, so Mayer, die Preiserhöhungsspirale im VRS müsse endlich durchbrochen werden. „Gerade jetzt, in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit, die Ticketpreise zu erhöhen, ist weder sozial noch klimafreundlich. Besonders enttäuscht hat mich daher, dass Oberbürgermeisterin Dörner für die Preiserhöhung gestimmt hat“, so Mayer, die in dem Zusammenhang ebenfalls auf die Koalitionsvereinbarung verweist.

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