Kommentar Wahl in Bonn - Das ist ein Dammbruch

Das hat Renate Hendricks sich in ihren kühnsten Träumen nicht vorgestellt. Die SPD-Kandidatin gewinnt im Wahlkreis Bonn II, der seit jeher fest in CDU-Hand war. Und nicht nur bei den Erststimmen hat sie klar die Nase vorn.

Nein, auch mit ihrem Zweitstimmenergebnis lässt sie den Christdemokraten Benedikt Hauser deutlich hinter sich. Das kommt einem Dammbruch in Bonn gleich. Und ist ein Desaster für Hauser. Denn der einstige CDU-Ratsfraktionschef hat wohl im Leben nicht damit gerechnet, dass seine jungen Politkarriere im Land ein so jähes Ende nehmen könnte.

Ein Grund dafür ist sicher, dass er mit der ausgewiesenen Schulexpertin Hendricks eine starke Gegenkandidatin hatte, die er offensichtlich total unterschätzt hat. Zwar war sie Hauser bei der Wahl 2010 noch unterlegen, hatte aber schon damals den Abstand zur CDU deutlich verringert.

Ein anderer - wahrscheinlich der ausschlaggebende - Grund für Hausers persönliches Waterloo heißt Norbert Röttgen. Schon bei seiner Kür zum Direktkandidaten im Wahlkreis I war der Unmut über diese Personalie in den Reihen seiner Bonner Parteifreunde deutlich spürbar.

Denn dass der Bundesumweltminister gegen die soziale Stimme Bonns, wie Bernhard von Grünberg gern genannt wird, wohl nichts reißen würde, war vielen schon zu diesem Zeitpunkt bewusst. Auch ahnten viele, dass Röttgens Schweigen zu seiner Zukunft im Falle einer Niederlage die CDU in Bonn ebenfalls viele Stimmen kosten würde. Ein glaubwürdiger Politiker sieht anders aus. Eine ihrer fatalsten Personalentscheidungen kommt die CDU in der Bundesstadt nun teuer zu stehen.

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