495 Einschläge im Jahr Warum es in Bonn nur wenige Blitzableiter gibt

Bonn · Auf einem Quadratkilometer schlagen in Bonn 3,5 Blitze pro Jahr ein. Damit liegt die Stadt in NRW auf dem zweiten Platz. Dennoch gibt es nur wenige Blitzableiter zum Schutz.

Gewitter Bonn

Gewitter Bonn

Foto: Benjamin Westhoff

Der Himmel verfinstert sich von Sekunde zu Sekunde, die Bäume biegen sich in den heftigen Sturmböen, dann fallen die ersten dicken Regentropfen. Das Grollen des Donners ertönt in der Ferne, im nächsten Moment verfärben die Wolken sich lila und zuckende Blitze erhellen die Nacht. Es lässt sich nicht bestreiten: Auch wenn manch einer Angst vor ihnen haben mag – Gewitter sind ein Naturspektakel für sich. Und im Rheinland donnert und blitzt es wohl besonders oft: Wie am Dienstag bekannt wurde, ist Bonn die Vize-Blitzhauptstadt von Nordrhein-Westfalen.

Genau 49.720 Blitze sind im vergangenen Jahr in NRW in die Erde eingeschlagen. Mit 1,5 Blitzen pro Quadratkilometer liegt das Bundesland damit zusammen mit Bayern deutschlandweit auf dem vierten Platz hinter dem Saarland, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Die meisten Einschläge in NRW gab es mit vier pro Quadratkilometer 2018 im Rheinisch-Bergischen Kreis. Auf dem zweiten Platz folgt Bonn mit einer Dichte von 3,5 Blitzen pro Quadratkilometer. Bei einer Fläche von 141,41 Quadratkilometern entspricht dies in etwa 495 Einschlägen im Jahr. Die Zahlen stammen vom Blitz-Informationsdienst von Siemens.

Wer nun annimmt, dass es aufgrund dieser Statistik in Bonn auffällig viele Blitzableiter geben müsste, der liegt falsch. GA-Leser Axel Schwalm berichtete kürzlich, ihm sei aufgefallen, wie wenige Blitzableiter auf Bonner Dächern vorhanden seien: „Ich bin Fotograf und mache häufig Architekturaufnahmen. Deshalb schaue ich mir Gebäude vielleicht auch im Alltag etwas detaillierter an“, sagte er. „Daher rührt meine Wahrnehmung, dass in der Innenstadt deutlich weniger Blitzschutz zu finden ist als in anderen vergleichbaren Städten.“

Diese Beobachtung kann Valentino di Donato, Inhaber der V.D. Elektrotechnik, nicht bestätigen. Zwar gebe es in Bonn tatsächlich nur wenige Blitzableiter, doch sei dies nicht ungewöhnlich und so auch in anderen Großstädten der Fall. Ein Grund dafür ist, dass laut Gesetzeslage keine Pflicht für Blitzschutz auf privaten Wohnhäusern besteht. Paragraf 45 der Bauordnung des Landes Nordrhein-Westfalen schreibt lediglich vor, dass „bauliche Anlagen, bei denen nach Lage, Bauart oder Nutzung Blitzschlag leicht eintreten oder zu schweren Folgen führen kann, mit dauernd wirksamen Blitzschutzanlagen zu versehen“ sind. Darunter fallen etwa öffentliche Gebäude wie Krankenhäuser, Schulen, Kaufhäuser und Supermärkte.

Laut Angaben der Stadt Bonn ist der Blitzschutz individuell von der Höhe des Gebäudes, der Lage und der Umgebung abhängig. „In der Regel sollen weitläufig freistehende Gebäude sowie die höchsten Gebäude in einem Bebauungsgebiet, etwa das Stadthaus in der Innenstadt als höchstes Gebäude, mit einer Blitzschutzanlage ausgestattet werden“, erklärt Kristina Buchmiller vom Presseamt. Zusätzlich installiere das Städtische Gebäudemanagement (SGB) auf allen von ihm errichteten Schulgebäuden grundsätzlich Blitzableiter, da dies eine Vorgabe aus der Schulbaurichtlinie NRW sei. Auch auf allen vom SGB errichteten Kindergärten sei ein Blitzschutz vorhanden. Das sei jedoch eine freiwillige Vorsichtsmaßnahme.

Deutschlandweit zählte der jährliche „Blitz-Atlas“ für das Jahr 2018 übrigens 446.000 Blitzeinschläge – 3000 mehr als 2017, aber auch fast 10.000 weniger als 2015. Insgesamt habe es tatsächlich „relativ wenige Gewitter“ gegeben, so der Leiter des Blitz-Informationsdienstes, Stephan Thern: „Der Jahrhundertsommer im vergangenen Jahr war zu warm, die Wetterlagen waren sehr stabil und Gewitterfronten fielen nicht so ausgeprägt aus.“ In NRW blitzt es nach dem Rheinisch-Bergischen Kreis und der Stadt Bonn am dritthäufigsten im Oberbergischen Kreis mit 3,2 Einschlägen pro Quadratkilometer. Am wenigsten blitzt es im Bundesland im Landkreis Minden-Lübbecke (0,6). (ga/dpa)

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