Kommentar WCCB-Prozess - Ein Indiz

Quasi im Vorbeigehen berichtete am Dienstag ein Zeuge über ein Gespräch mit der ehemaligen Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann. Der Inhalt liefert erstmals ein Indiz gegen das Unvorstellbare: Dass eine Oberbürgermeisterin bei einem 100-Millionen-Projekt nicht gewusst haben soll, auf welch riskantem Fundament dessen Kapitalausstattung stand.

Und alle Risiken konzentrierten sich bei der Stadt Bonn. "Über wesentliche Dinge war die OB immer informiert", hatte zudem Ex-Stadtdirektor Arno Hübner vor Gericht ausgesagt.

Im Gerichtssaal zeichnet sich seit Ende September 2011 ab, dass es hinsichtlich der WCCB-Informationen eine Zwei-Klassen-Gesellschaft gab: Hier eine informierte Verwaltungsspitze, dort der desinformierte Rat, dem etwas vom Hyundai-Weltkonzern und einer zweifelsfreien Investorprüfung der Sparkasse vorgegaukelt worden war. Die Strategie dahinter kann man bisher nur vermuten: Stimmenfang. Nur so ließ sich eine Stadtrats-Mehrheit erreichen.

Dennoch: Was für Laien plausibel klingt, ist noch lange nicht bewiesen. Was hatte Dieckmanns erster Strafverteidiger im Dezember 2009 noch gemeldet? "Der Rat wusste alles, was Frau Dieckmann wusste. Mehr Wissen besaß sie nicht." Nicht weniger als das Gegenteil muss bewiesen werden. Wenn erstmal das Verfahren gegen die beiden städtischen WCCB-Projektbeauftragten beginnt, wird das Versteckspiel um Schuld und Mitwisserschaft wahrscheinlich noch kunstfertiger geführt. Unterdessen laufen Wetten. Was ist eher fertig: Die juristische Aufarbeitung oder das WCCB?

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