WCCB-Prozess: "Für sie war ich der Mann fürs Foto"

Vertragsunterzeichnung, Erster Spatenstich, Richtfest: Bonns ehemalige OB Bärbel Dieckmann und Man-Ki Kim, Investor des World Conference Center Bonn (WCCB), waren oft gemeinsam - meist lächelnd - auf Fotos zu sehen. Doch Kim soll laut Vernehmung nie direkt mit der ehemaligen OB Dieckmann verhandelt haben.

Man Ki Kim im Bonner Landgericht (Archivfoto vom 30. September 2011).

Man Ki Kim im Bonner Landgericht (Archivfoto vom 30. September 2011).

Foto: dapd

Bonn. Vertragsunterzeichnung, Erster Spatenstich, Richtfest: Bonns ehemalige OB Bärbel Dieckmann und Man-Ki Kim, Investor des World Conference Center Bonn (WCCB), waren oft gemeinsam - meist lächelnd - auf Fotos zu sehen.

Doch sollen die beiden nie miteinander, etwa im Rahmen eines WCCB-Arbeitstreffens, gesprochen haben, sagte am Donnerstag Hans-Peter Brune, Mitglied der Ermittlungsgruppe "Gold" des Landeskriminalamtes (LKA). Er trägt als Zeuge an Prozesstag vier die Ergebnisse aus der Vernehmung des unter anderem wegen Betrugs angeklagten Kims vor.

Brune hat auch an den Vernehmungen weiterer Angeklagter, von Ha-S. C. und Wolf-Dittrich Thilo, in der ersten WCCB-Verfahrensrunde teilgenommen. Damit ist klar: Brune wird als Zeuge wohl Dauergast in dem Verfahren sein. Doch bevor am Donnerstag die Zeugenbefragung in Saal 0.11 beginnt, verliest Joachim Albert, Verteidiger des vierten Angeklagten, Rechtsanwalt Michael Thielbeer, zwei Erklärungen.

In einer widerspricht Albert dem Ansinnen der Wirtschaftsstrafkammer, ein Gutachten einer Münsteraner Wirtschaftsprüfungsgesellschaft über Thielbeers Wirtschaftlichkeitsberechnung zu Kims SMI Hyundai einzuholen. Dieses Papier war die Basis für die Investor-Entscheidung des Stadtrates zugunsten der südkoreanisch-amerikanischen SMI Hyundai Corporation. Richter Jens Rausch verkündet, die Kammer wolle die Gutachten-Frage erstmal zurückstellen.

Zuvor hat Rausch knapp sechs Stunden lang Brunes Erinnerungsvermögen strapaziert. Denn Kim selbst sagt im Prozess nichts. Ob Brunes Aussagen zur Erhellung beitragen werden, wie es zu dem von der Staatsanwaltschaft angenommenen Geflecht von Betrug, Untreue und Korruption rund ums WCCB kommen konnte, wird indes immer fraglicher.

Die wenigen Zuhörer im Saal, darunter Vertreter der Anwälte von städtischen Bediensteten, gegen die ebenfalls ermittelt wird, hören Erstaunliches. Der Richter verfügt zudem, dass nur die Presse mitschreiben dürfe - und zum Beispiel nicht anwesende Vertreter der Anwälte städtischer Mitarbeiter, gegen die ebenfalls ermittelt wird. Zuvor hatte Rausch zudem CDU-Ratsherrn Herbert Kaupert gebeten, den Saal zu verlassen. Kaupert hatte als Anwalt einst Kim vertreten und könnte ein potenzieller Zeuge sein.

Zum Nachlesen: Alle Teile der MillionenfalleLaut Brune hat Kim ausgesagt, er habe den Eindruck gehabt, der von C. ins WCCB-Spiel gebrachte Bauchef Young-Ho Hong konnte Thielbeer nicht leiden. Und Hong sei nicht der einzige gewesen. Man habe Thielbeer als arrogant empfunden. Zudem habe Kim den Eindruck gehabt, Hong und C. wollten ihm die Baufirma SMI Hyundai Europe "stehlen". Und: Jedem bei der Stadt sei klar gewesen, dass er, Kim, die 40 Millionen Euro, die er laut Vertrag nachweisen sollte, über eine Bank fremd finanzieren musste.

So sei auch nie die Rede von "Eigenkapital" gewesen, sondern nur von "Kapital". Er habe nie einen anderen Eindruck erweckt. Auf dem Konto seiner SMI Hyundai hätten nur zwei Millionen gelegen. Wegen "des großen Projektdrucks der Stadt" sei C., so Kim, immer sehr zuversichtlich gewesen, dass alles verhandelbar gewesen sei, auch eine Bankbürgschaft.

Kim selbst habe nie ein direktes Finanzierungsgespräch mit der ehemaligen OB oder ihren einstigen WCCB-Projektbeauftragten Arno Hübner und Evi Zwiebler geführt. Grund: "Sprachbarrieren." So sei alles vor allem über seinen einstigen Rechtsanwalt C. gelaufen. Wörtlich hat Kim laut Vernehmungsprotokoll ausgesagt, "Frau Dieckmann habe ich nur bei offiziellen Anlässen getroffen. Ich war für sie der Mann fürs Foto." Der Prozess wird am Dienstag, 25. Oktober, ab 9 Uhr fortgesetzt.

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