Ausstellung in der Alten Sternwarte Welthistorie - von Bürgern fotografiert

Poppelsdorf · 34 Fotografien, die während und nach der Herrschaft Mubaraks auf dem Tahrir-Platz in Kairo aufgenommen wurden, sind jetzt in einer vom Goethe-Institut präsentierten Ausstellung in der Alten Sternwarte zu sehen.

 Ausstellung über den Arabischen Frühling: (von links) Dieter Faulhaber, Mohammed El Sawy, Anne-Kathrein Weber und Hebatallah Ismail-Hafez schauen sich die Fotos an.

Ausstellung über den Arabischen Frühling: (von links) Dieter Faulhaber, Mohammed El Sawy, Anne-Kathrein Weber und Hebatallah Ismail-Hafez schauen sich die Fotos an.

Foto: Volker Lannert

Ein Mann hat sich ein Pappschild um den Bauch und ein weiteres um den Kopf gebunden, so dass nur die Augen herausschauen, mit der rechten Hand formt der Demonstrant das Peace-Zeichen. Auf seinem Schild fordert er den damals noch amtierenden ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak zum Rücktritt auf.

Neben diesem Bild ist eine weitere Fotografie zu sehen, auf der ein Mann in ägyptischer Schrift die Worte "No Mubarak" auf ein Stück Pappe geschrieben hat. Das Schild hat er seiner Katze umgehängt, die in seinen Armen schlummert.

Insgesamt 34 Fotografien, die während und nach der Herrschaft Mubaraks auf dem Tahrir-Platz in Kairo aufgenommen wurden, sind jetzt in einer vom Goethe-Institut präsentierten Ausstellung in der Alten Sternwarte zu sehen. Der ägyptische Fotograf Beshoy Fayze hat die Ereignisse des Arabischen Frühlings auf dem Tahrir-Platz festgehalten und die Gefühlswelt der Demonstranten, die auf dem Platz ihre Zelte aufgeschlagen hatten und dort übernachten wollten, bis ihre Forderungen erfüllt wurden, gelungen eingefangen.

Auf mehreren Fotos sind Kinder mit eigenen Plakaten zu sehen. Ein kleiner Junge sitzt auf den Schultern seines Vaters und hält ein Plakat hoch. "Kinder sind politisch sehr selbstbewusst geworden", erklärte Hebatallah Ismail-Hafez bei der Ausstellungseröffnung. Die Journalistin arbeitet in der arabischen Redaktion der Deutschen Welle und reist regelmäßig nach Ägypten, um aus ihrem Heimatland zu berichten.

Die in den Fotografien festgehaltenen Momente hat Ismail-Hafez selbst miterlebt. "Die Menschen schreien laut nach ihren Rechten, aber keiner hört sie. Das führt zu Verzweiflung", erklärte sie und sprach damit die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender in Deutschland an, die am 2. Februar die Ereignisse so gut wie ignoriert hätten.

Die so genannte "Bürgerfotografie" erfahre vor diesem Hintergrund immer mehr an Bedeutung, stellte Professor Caja Thimm vom Institut für Sprach-, Medien- und Musikwissenschaft der Uni Bonn bei der Ausstellungseröffnung fest: "Die Fotografie ist ein wichtiger Teil der Ausbildung zum Medienwissenschaftler geworden." Insbesondere sei die "teilnehmende Fotografie", also jene Fotografie, die von am Geschehen teilnehmenden Bürgern ausgeübt wird, bei Medienwissenschaftlern zu einem begehrten Forschungsobjekt geworden.

Den Abschluss der Veranstaltungsreihe bildet ein Vortrag mit anschließender Diskussionsrunde zur arabischen Literatur und Politik, gehalten von Professorin Dagmar Glaß und Sarjoun Karam, beide vom Institut für Orient- und Asienwissenschaften der Uni Bonn. Der Vortrag findet statt am Mittwoch, 27. Juni, um 18 Uhr im Goethe-Institut, Lennéstraße 6.

Die Ausstellung "Tahrir Platz" ist noch bis zum 27. Juli werktags von 9 bis 18 Uhr in der Alten Sternwarte, Poppelsdorfer Allee 47, zu sehen. Der Eintritt zur Ausstellung und zur Diskussionsrunde am Mittwoch ist frei.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort