Wenn der Saftkugler sich zusammenrollt

Neunter Bonner Frühlingsmarkt steht ganz im Zeichen biologischer Vielfalt

Wenn der Saftkugler sich zusammenrollt
Foto: Frommann

Bonn. Saftkugler, Schnurfüßler, Steinkriecher, die Rheinische Rote, Ulster Classic - was es an Vielfalt zu bieten gibt, das gab es auch zu sehen. Der neunte Frühlingsmarkt in der Bonner Innenstadt stand ganz im Zeichen biologischer Vielfalt und zeigte in Vorbereitung auf die UN-Biodiversitätskonferenz im Mai nicht nur unterschiedliche Insektenarten, sondern auch heimische Kartoffelsorten.

Bei dem beliebten Markt für Natur und Garten ging es in diesem Jahr nicht nur ums Pflanzen und Säen, Jäten und Ernten, sondern eben auch um die Artenvielfalt von Flora und Fauna in der heimischen Region.

"Biodiversität zum Anfassen lautet unser diesjähriges Motto", erklärte Christoph Bartscher vom Liegenschaftsamt der Stadt Bonn. Gemeinsam mit seinen Kollegen organisierte er den Frühlingsmarkt bereits im neunten Jahr, legte aber diesmal besonders viel Wert auf die Vielfältigkeit der Aussteller.

"Die Bürger sollen zum einen informiert werden, zum anderen aber auch die Möglichkeit geboten bekommen, auf dem Markt einzukaufen. Außerdem soll den Naturschutzverbänden ein Forum geboten werden", erklärte Bartscher. So gab es neben einer Staudengärtnerei und einem Stand mit rheinischen Kulturpflanzen auch Informationsstände über lokale und regionale Bürgerinitiativen.

Der Bürgerverein Limperich informierte über seine Arbeit am Weinberg Finkenberg, die Lengsdorfer Bachfreunde über ihre Wünsche, besagten Bach zu renaturieren. Ging man ein Stück weiter, kam man zum Stand der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Dort konnten sich Groß und Klein mit der Biodiversität vor Ort auseinandersetzen.

Bei einem Ratespiel konnten die Besucher Obstsorten erfühlen und unterschiedliche Fischsorten "angeln" und so zum "Meister der Vielfältigkeit" werden. Im Anschluss gab es noch Informationen über unterschiedliche Kartoffelsorten und die Möglichkeit, im Streichelzoo die seltene "weiße gehörnte Heidschnucke" und die bedrohte Haustierrasse "weiße deutsche Edelziege" zu sehen.

"Wir wollen den Besuchern zeigen, wie viele unterschiedliche Typen es gibt - sei es in der Tierwelt oder bei den Pflanzen", erklärte Frank Begemann von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Das gleiche Ziel hatten auch weitere Stände, die mit Blick auf die Biodiversität viel zu bieten hatten.

So konnte man am Stand der Botanischen Gärten Bonn die "Bonner Beste" und den "Bonner Besten" kaufen - einen Tomatenstrauch und einen Salat, die früher zwar in dieser Region weit verbreitet waren, nun aber erst wieder "ins Bewusstsein der Bevölkerung gerufen werden müssen", so Wolfram Lobin von den Botanischen Gärten.

Aber auch die Tierwelt war gut vertreten auf dem diesjährigen Frühlingsmarkt: Während man an der Rollenden Waldschule der Kreisjägerschaft Bonn-Rhein/Sieg ausgestopfte Komorane, Wiesel, Waschbären und Eichhörnchen bewundern und dabei sein Wissen über heimische Tierarten testen konnte, gab es am Stand von Falkner Franz-Josef Becher lebendige Sakerfalken, Waldohreulen und Bussarde zu sehen.

Beim Förderverein Zentrum Umwelterziehung Bonn hatten vor allem die kleinen Gäste viel Spaß mit den Tausendfüßlern. In kleinen Reagenzgläsern war zu beobachten, wie Saftkugler sich zusammenrollen, wenn man ihnen ein wenig zu nahe kommt und sie sich bedroht fühlen.

"Wir sind sehr zufrieden mit dem heutigen Markt, auch wenn wir schon fast ein bisschen erfolgsverwöhnt sind. Aber wir hatten großes Glück mit dem Wetter. Und außerdem ist nicht nur viel Laufkundschaft gekommen, die eigentlich nur zum Einkaufen in der Stadt war, sondern auch sehr viel interessiertes Publikum, das sich hier gezielt informieren wollte", freute sich Bartscher am Ende über die positive Resonanz auf den Frühlingsmarkt. Und machte sich auf seine Runde über den bunten Markt.

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