Westerwelle beim FDP-Kreisparteitag in Bonn: Heimspiel in der Krise

Auch trotz des Wahldebakels der FDP in Mainz und Stuttgart war FDP-Bundesvorsitzender Guido Westerwelle am Mittwochabend wie gewohnt beim Kreisparteitag dabei - und erntete viel Sympathie bei den knapp 100 Bonner Liberalen im Hotel Bristol.

Westerwelle beim FDP-Kreisparteitag in Bonn: Heimspiel in der Krise
Foto: Barbara Frommann

Bonn. Als Werner Hümmrich am 1. März die Einladung für den Kreisparteitag der Bonner Liberalen unterschrieb, hatte der FDP-Kreis- und Ratsfraktionsvorsitzende noch eine ganz normale Tagesordnung vor Augen. Begrüßung, Mitgliederehrung, Kassenbericht und Neuwahl des Kreisvorstands. Halt so wie immer. Doch diese Tagesordnung gerät Mittwochabend angesichts des Wahldebakels der FDP in Mainz und Stuttgart in den Hintergrund.

Beinahe 100 Bonner Liberale warten kurz vor 19 Uhr im Hotel Bristol gespannt auf die Ankunft des zurzeit prominentesten Mitglieds der Bonner FDP. Bundesparteichef und Außenminister Guido Westerwelle, der bei der Bundestagswahl 2009 als Bonner Kandidat die 20 Prozent-Marke nur knapp verpasst hat, fährt in einer schwarzen Limousine vor. Hümmrich wollte seinen Freund aus Kindertagen eigentlich am Eingang in Empfang nehmen. Doch drinnen im Saal sind noch wichtige Fragen zum Ablauf des Parteitages zu klären.

"Ich bin schon schwer enttäuscht", sagt Wilfried Löbach auf GA-Nachfrage, wie er denn den vergangenen Sonntag erlebt hat. Der FDP-Stadtverordnete ist seit 30 Jahren Parteimitglied. Aufgeben will er nicht. "Jetzt müssen wir wieder kämpfen", sagt er. Einige Meter weiter begrüßt Westerwelle den Ex-Ratsherrn Heinz Schätzer.

Der Beueler gilt als liberales Urgestein in Bonn. Er hebt beide Daumen hoch und macht dem jüngeren Parteifreund deutlich: "Ich stehe zu dir." Später sagt er es Westerwelle auch noch einmal ausdrücklich vom Mikrofon aus.

Westerwelle, der in Bonn aufgewachsen und zur Schule gegangen ist, der hier studiert hat und 1980 mit noch nicht 20 Jahren Mitglied des Kreisverbandes wurde, begrüßt nahezu jeden im Saal persönlich mit Handschlag. Das macht er fast immer so, wenn er zu den Kreisparteitagen nach Bonn kommt. Auch als Polit-Promi hat er bisher kaum einen ausfallen lassen.

Die meisten zeigen ihm offen ihre Sympathie. Manche klopfen ihm sogar auf die Schulter. Trotzdem wirken Westerwelles Gesichtszüge angespannt. Obwohl nur wenige Presseleute im Saal sind. Dabei ist der Parteitag öffentlich. Ebenfalls so wie immer.

"Heute Nacht noch geht es nach China", sagt der Außenminister in Richtung der drei Journalisten, die eigentlich ein Interview mit ihm führen wollen. Westerwelle bleibt eisern beim Nein. Und schwärmt von der Ausstellung "Kunst der Aufklärung", die er Donnerstagabend in Peking besichtigen will.

Erika Sebaldt, die gleich für 25 Jahre Mitgliedschaft geehrt wird, mag Kritik über Westerwelle gar nicht hören. "Wir Bonner Liberalen haben ihm so viel zu verdanken", sagt die Seniorin. Verhaltener gibt sich dagegen Lucas Zurnieden.

Der 22-Jährige ist Vorsitzender der Jungliberalen in Bonn. Westerwelle hat die Jugendorganisation der FDP einst mitbegründet. "Für mich ist Westerwelle der bisher erfolgreichste Parteivorsitzende. Aber jetzt muss er deutlich sagen, wie es weiter geht", sagt Zurnieden.

Hümmrich sitzt inzwischen auf dem Podium. Freundlich, aber bestimmt, bittet er alle auf ihre Plätze. Bis Westerwelle endlich sein Grußwort sprechen wird (siehe Bericht Seite 3) , vergeht noch einmal gut eine halbe Stunde. Zunächst sind die langjährigen Mitglieder an der Reihe. Brav schüttelt der Bundesvorsitzende die Hände und überreicht Urkunden.

Barthold C. Witte, Ex-Vorsitzender des Vereins Bürger für Beethoven, geht nach seiner Ehrung für 60 Jahre in der FDP ans Rednerpult und spricht von Defiziten in der FDP-Programmatik.

Ein junger Liberaler nimmt später in der Aussprache kein Blatt mehr vor den Mund: In Bezug auf das Moratorium der Bundesregierung "waren wir doch für unsere Klientel nicht mehr wählbar", glaubt er. Ein anderer meint dagegen, die FDP hätte schon vor Jahren mehr Mut zeigen und für einen schnelleren Umstieg auf erneuerbare Energien werben müssen.

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