FDP-Wahlkampfauftakt in Bonn Westerwelle und Rösler unterstützten Spitzenkandidaten Lindner

BONN · Ein wenig mehr Selbstvertrauen hätte wohl nicht geschadet. Im Restaurant Midi auf dem Münsterplatz war beim besten Willen kein Stehplatz mehr zu bekommen. Die FDP hatte am Sonntagvormittag zum politischen Frühschoppen geladen und das Interesse unterschätzt.

 FDP-Wahlkämpfer (v.l.): Joachim Stamp, Guido Westerwelle, Gerhard Papke, Philipp Rösler und Christian Lindner am Sonntag in Bonn.

FDP-Wahlkämpfer (v.l.): Joachim Stamp, Guido Westerwelle, Gerhard Papke, Philipp Rösler und Christian Lindner am Sonntag in Bonn.

Foto: Horst Müller

Während drinnen die Jazz-Combo Eike und Friends unverdrossen aufspielt, bis die Parteiprominenz eintrifft, macht sich draußen Unmut breit: "Das hätte man doch auch anders organisieren können."

Tatsächlich hatte Stadtdechant Wilfried Schumacher darauf gedrungen, dass die Veranstaltung drinnen stattfindet, wie FDP-Generalsekretär Joachim Stamp später erklärt - damit der Gottesdienst nicht gestört wird. Am Ende findet die Wahlkampfveranstaltung dann doch draußen statt, aus Sicherheitsgründen.

"Wie haltet ihr es mit den Studiengebühren?" Christian Lindner, Spitzenkandidat der nordrhein-westfälischen Liberalen, bahnt sich noch seinen Weg durch die Menschen vor dem Restaurant, da muss er schon die erste Frage beantworten. "Wir sind gegen die Abschaffung", erklärt er kurz und knapp und gibt gleich eine Leseempfehlung: Selbst der Bildungsexperte der taz sei für Studiengebühren - "schauen Sie sich das doch mal an."

Die Liberalen haben jede Menge Prominenz aufgeboten: Neben Lindner und Stamp ist Außenminister Guido Westerwelle ebenso da wie Parteichef Philipp Rösler und Fraktionschef Gerhard Papke. Auch Ex-Parteichef Klaus Kinkel ist erschienen, um den NRW-Wahlkämpfern den Rücken zu stärken.

Die nehmen vor allem die Schulden- und die Bildungpolitik von Rot-Grün ins Visier: "Wer behauptet, der Abbau von Schulden gehe nur auf Kosten von Bildung und Kultur, der hat nichts verstanden", sagt Westerwelle, der als einziger der Redner zumindest indirekt auf die Piraten eingeht: Wer nur dem Zeitgeist folge und den Schutz des geistigen Eigentums infrage stelle, gefährde die geistige Vielfalt, die Kreativität und den Erfindungsreichtum, die Basis der deutschen Wettbewerbsfähigkeit seien.

Rösler warnt vor einem Staat, der alles organisieren und in Gesetze gießen will: "Wir wollen diese Bevormundung des Bürgers nicht", ruft er. Lindner setzt auf den Dreiklang von "gesundem Staat", "fairer Bildung" und "sicherem Wohlstand". Rot-Grün wirft er vor, trotz neuer Steuereinnahmen die Verschuldung fortzusetzen: "Egal wie viel Geld der Staat einnimmt - Rot-Grün kommt nicht damit aus."

Und der Schulkonsens in NRW sei "in Wahrheit die Weichenstellung Richtung Einheitsschule". Die FDP, so der Tenor von Westerwelle, Rösler und Lindner, sei die einzige Partei, die den Bürger wirklich ernst nehme. Im Publikum kommt das unterschiedlich an: Während die einen klatschen, sind andere wie Ann Kathrine Maier (26) enttäuscht: "Die haben sich inhaltlich an nichts wirklich rangetraut."

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