Geheimnisvolle Kurzschrift für Kinder Wie die „Sprechspur“ nach Pech kam und wieder verschwand

Pech · Ein Pecher Lehrer vermittelte in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg die Kurzschrift „Sprechspur“ in der Grundschule. Christa von Düsterlho hat die kuriose Geschichte erforscht.

 Christa von Düsterlho berichtet von ihrer Arbeit am aktuellen Pecher Dorfporträt mit dem Thema Sprechspur.

Christa von Düsterlho berichtet von ihrer Arbeit am aktuellen Pecher Dorfporträt mit dem Thema Sprechspur.

Foto: Petra Reuter

In einer neuen Ausgabe der Pecher Dorfporträts beschreibt Christa von Düsterlho, welche Rolle die auch als Wurzelschrift bekannte Kurzschrift „Sprechspur“ in der Pecher Dorfschule der Nachkriegszeit spielte. Die lose Reihe der Dorfporträts des Heimatvereins Pech beleuchtet anhand von Zeitzeugenberichten, historischen Dokumenten und der Pecher Schulchronik die Historie des in den 50er und 60er Jahren stark gewachsenen Wachtberger Orts.

„Zuerst sah es in der Chronik so aus, als hätte der Lehrer Otto Reifferscheid diese Schrift erfunden“, erinnerte sich von Düsterlho an ihre ersten Recherchen in den historischen Bänden. Ein genauerer Blick in die Daten, der persönliche Kontakt mit Zeitzeugen - der Tochter Otto Reifferscheids, Margret Cüppers, und mit Eduard Stolz, einem Sprachforscher aus Düsseldorf - brachten die Geschichte der Sprechspur deutlicher ans Licht.

Reifferscheid sorgt für viel Neues an der Schule

 Ein Beispiel der Buchstabenzuordnung im Kurzschriftsystem der Sprechspur aus dem Pecher Dorfporträt, in dem die Linienführung die Buchstaben anzeigt. 

Ein Beispiel der Buchstabenzuordnung im Kurzschriftsystem der Sprechspur aus dem Pecher Dorfporträt, in dem die Linienführung die Buchstaben anzeigt. 

Foto: Repro Petra Reuter

„Lehrer Reifferscheid war sehr engagiert und hat für Pech, die Schule und die Kinder sehr viel bewegt“, berichtete von Düsterlho über Reifferscheids rund 23-jähriges Wirken im Ort. Kaum angekommen, ließ er 1926 die desolaten Schulaborte abreißen und sorgte für den Neuaufbau. Auch der Bau des heute als Alte Schule bekannten Gebäudes in der Straße Am Langenacker verdankten die Kinder der Hartnäckigkeit, mit der er die Belange der Schule vertrat.

„Die Sprechspur brachte Reifferscheid von einer Fortbildung mit“, erzählte von Düsterlho von den Anfängen dieser Kurzschrift in Pech im Jahre 1947. Den Erfolg der in dem kleinen Ort gelehrten, schnell schreibbaren Schrift lobten bald schon die Zeitungen. Schulräte, Professoren, Nachwuchslehrer und Vertreter des Kultusministeriums informierten sich persönlich an der Pecher Schule über das Konzept.

Auch Reifferscheids Schwiegersohn Carl Cüppers, Lehrer an der Gimmersdorfer Volksschule, brachte den Kindern bald neben den allgemein bekannten Lettern die Buchstaben und das System dieser Kurzschrift bei. Laut von Düsterlho endeten die Eintragungen des Lehrers 1949 abrupt. Den Grund dafür kannte die heute 98-jährige Margret Cüppers. „Ihr Vater war an Tuberkulose erkrankt und hielt sich lange im Schwarzwald auf“, berichtete von Düsterlho vom Telefonat mit der Tochter des ehemaligen Pecher Lehrers.

Gegner sorgen für das Verschwinden der „Sprechspur“

Reifferscheids lange Abwesenheit nutzten zahlreiche Gegner der Sprechspur für Anfeindungen. Schließlich sorgten sie für das Verschwinden des Kurzschriftunterrichts. Während die Sprechspur im Laufe der Jahre an Bedeutung verlor und nur noch von wenigen Wachtbergern beherrscht wird, wurde die Einheitskurzschrift weiterhin gelehrt und lange von Gerichtsprotokollanten genutzt. Laut der Vorsitzenden des Stenografievereins Bonn, Edeltraud Cremerius-Meyer, nutzen die meisten Kurzschriftkundigen die schnelle Schrift nach Franz Xaver Gabelsberger heutzutage für Telefonnotizen, Protokollführungen bei Sitzungen, Diktate oder einfach als Gehirnjogging.

Die ganze Geschichte können Interessierte im 32 Seiten starken Dorfporträt nachlesen, bestellbar zum Preis von voraussichtlich vier Euro unter info@heimatverein-pech.de.

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