Will Peek & Cloppenburg nach Bonn?

BONN · Das Modehaus "Peek & Cloppenburg" interessiert sich offenbar für das Karstadt-Grundstück in der Innenstadt. Dort läuft der städtische Erbpachtvertrag demnächst aus.

Die Stadtverwaltung will den auslaufenden Erbpachtvertrag für das Karstadt-Grundstück an der Poststraße um 30 Jahre verlängern. Der Wirtschaftsausschuss des Rates verweigerte am Donnerstagabend jedoch zunächst seine Zustimmung und vertagte die Entscheidung auf eine Sondersitzung im Januar. Bis dahin sollen Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und seine Fachleute offene Fragen beantworten. Hintergrund des Zögerns ist unter anderem, dass es andere Interessenten für die 4846 Quadratmeter in bester Innenstadtlage gibt - darunter wohl auch Peek & Cloppenburg.

Für das städtische Grundstück existiert seit 1962 ein Erbpachtvertrag, den die Stadt damals mit Hertie abgeschlossen hatte. Im Jahr 2000 übernahm KarstadtQuelle den Vertrag, bis er 2006 schließlich an die Highstreet B Portfolio GbR in Amsterdam überging. Der Karstadt-Konzern hatte seine Gebäude an das Immobilien-Konsortium verkauft, zu dem Deutsche Bank und Goldmann Sachs gehören. Seitdem verhandelt die Bonner Stadtverwaltung mit Highstreet über einen neuen Erbpachtvertrag. Der alte endet im Mai nächsten Jahres.

Über Jahre hinweg konnte man sich nicht einigen, wie hoch die künftige Erbpacht sein solle. Nachdem zwei Gutachter eingeschaltet worden waren, verständigten sich beide Seiten nun auf 650.000 Euro im Jahr - bisher waren es rund 400 000 Euro. In einer vertraulichen Vorlage für die nichtöffentliche Beratung im Wirtschaftsausschuss weist die Stadt aber darauf hin, dass sich auch andere Bieter "nachhaltig für den Standort Poststraße interessieren", die mehr zahlen könnten. An anderer Stelle wird ein Angebot der Modekette Peek & Cloppenburg erwähnt.

Bei diesen Sätzen horchten einige Kommunalpolitiker auf. "Mit Blick auf die Finanzlage der Stadt sind wir doch geradezu verpflichtet, uns die Sache genauer anzusehen", sagte ein Sitzungsteilnehmer dem GA am Freitag. Würde das Grundstück an einen anderen Nutzer verpachtet, müsste die Stadt an Highstreet eine Entschädigung zahlen - in Höhe des Verkehrswertes des Warenhausgebäudes. Doch diesen Wert hat die Stadtverwaltung bisher nicht ermittelt. Einen entsprechenden Prüfauftrag setzten CDU und Grüne im Wirtschaftsausschuss durch.

Die Verwaltung soll bis zur Sondersitzung auch die "wirtschaftliche Angemessenheit der Erbbauzinshöhe" nachweisen und begründen, warum Highstreet ab 2027 das gewünschte Ankaufsrecht für das Grundstück bekommen soll. Mit einem Verkauf würde die Kommune den direkten Einfluss darauf verlieren, wie das Filetgrundstück genutzt wird.

Die SPD verlangte in der lebhaften Debatte, die Stadt müsse in Gesprächen mit anderen Interessenten darauf drängen, dass die Jobs der rund 200 Karstadt-Mitarbeiter erhalten bleiben.

Die Stadtverwaltung macht sich dafür stark, die Traditionsfirma Karstadt in Bonn zu halten. In den nächsten Jahren sei zudem eine millionenschwere Modernisierung im Inneren des Gebäudes angekündigt. Die Karstadt-Filiale gilt als eine der umsatzstärksten in Deutschland. Weder Karstadt noch Peek & Cloppenburg reagierten gestern auf Anfragen des General-Anzeigers.

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