Untertisch Popularmusik "Wir brauchen mehr Spielstätten": Kulturdezernent Schumacher spricht mit Konzertveranstaltern

BONN · Nach massivem Druck aus der Szene ist kurzfristig ein Untertisch Popularmusik gegründet worden, der kürzlich getagt hat. Vor einem Monat noch hatten die Konzertveranstalter Ernst-Ludwig Hartz und Martin J. Nötzel bei der Vorstellung ihre Open-Air-Reihe Kunst!Rasen bemängelt, dass sie nicht am Kulturprozess der Runden Tische beteiligt würden.

 Die australische Band Dirty York begeistert in der Endenicher Harmonie: Dort finden etwa 500 Besucher Platz . Veranstalter wünschen sich eine weitere und größere Spielstätte im Bonner Zentrum.

Die australische Band Dirty York begeistert in der Endenicher Harmonie: Dort finden etwa 500 Besucher Platz . Veranstalter wünschen sich eine weitere und größere Spielstätte im Bonner Zentrum.

Foto: Akalin

Auch andere treibende Kräfte aus der Rock- und Popszene hatten kritisiert, dass fast ausschließlich Vertreter aus dem klassischen Fach zum Runden Tisch Musik eingeladen waren.

Jetzt hatten neben Hartz und Nötzel auch Holger Jan Schmidt (Bonn Promotion Dept. und früherer RheinKultur-Chef), Cyrus Valentine (Musiknetzwerk gGmbH), Jürgen Harder (Brückenforum), Armin Nöth (Headline Concerts), Julian Reininger (Green Juice Festival), Wolfgang Koll (Harmonie), Sabine Funk (the competence network) und Manuel Banha (2gether Bonn) Gelegenheit, ihre Nöte und Wünsche darzustellen. Immerhin erreichen sie mit jährlich mehr als 300 Konzerten verschiedenster Stilrichtungen mehr als 250.000 Besucher, durch ihr überregionales Engagement sogar rund eine Million.

Viele wollen offiziell nichts sagen. Einigkeit besteht aber darin, dass sich die Szene der Popularmusik erstmals durch einen Kulturdezernenten ernst genommen fühlt. Nötzel: "Martin Schumacher ist ein Leuchtturm im Bonner Kulturbetrieb. Er hat Augen und Ohren für unsere Belange offen und ist bemüht, uns im Rahmen seiner Möglichkeiten zu unterstützen."

Vorwürfe macht Nötzel, der gern Tacheles redet, dagegen dem Bonner Stadtrat und einer "starken Lobby der etablierten Kultur, die massiven Druck auf die Politik und die Stadt ausübt und dadurch den anderen aus der freien Szene die Luft zum Atmen nimmt". Letztlich werde in Bonn mit fast 60 Millionen Euro viel Geld in die Kultur investiert. "Aber wo bleibt die Wirkung?"

Schumacher habe in der Runde klar gemacht, dass Schauspiel, Oper und Klassisches Orchester nicht auf diesem Niveau erhalten bleiben können, wenn sie nicht subventioniert würden. Aus der Runde sei dann die Gegenfrage gekommen: "Und wo bleibt die Popularkultur? Wir müssen auch schwer arbeiten, um ein solch hohes Niveau bieten zu können, wie es derzeit in Bonn angeboten wird." Darüber hinaus werde in Bonn nicht wertgeschätzt, was Veranstalter alles auf die Beine stellen. "Daran ist letztlich auch die Rheinkultur gescheitert", sagt Hartz.

Die Forderungen der Popularmusik-Szene: eine Spielstätte in der Bonner Innenstadt von wenigstens 1000 Quadratmetern Größe und ein geeignetes, infrastrukturell erschlossenes, oft bespielbares Open-Air-Gelände "mit der richtigen Größe".

"Wer etwas erleben will, muss nach Köln, das ist doch absurd", schimpft Nötzel, und Hartz sagt, er habe Schumacher vor Wochen angeschrieben und nachgefragt, ob nicht auch Konzerte im Schauspiel oder der Halle Beuel möglich seien. Schumacher habe an den Generalintendanten Klaus Weise verwiesen. Der habe sich bis heute nicht gerührt. Nötzel kann sich einen weiteren Seitenhieb nicht verkneifen: "Wenn wir jetzt endlich erhört werden mit unseren Vorstellungen, dann sind wir auch mit dem Katzentisch zufrieden, zu dem wir eingeladen worden sind."

Übrigens: Die Veranstaltung des Untertisches war eine einmalige Veranstaltung. Da sich die Stadt eine weitere Sitzung unter professioneller Moderation nicht leisten kann, trifft sich die Runde nun auf Privatinitiative in der Tapetenfabrik - am 11. April.

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