Warnstreik in Bonn "Wir streiken!" - Städtische Mitarbeiter erklären, warum

BONN · Ein Gärtner, eine Erzieherin und eine Sachbearbeiterin der Stadt Bonn erklären, warum sie streiken.

 Daniela Sternitzke: "Wir wollen Anerkennung."

Daniela Sternitzke: "Wir wollen Anerkennung."

Foto: Roland Kohls

Jeden Tag spielt und lernt Daniela Sternitzke (39) mit bis zu 27 Kindern in einer Gruppe der Carl-Schurz-Grundschule mit offenem Ganztagsbetrieb in Tannenbusch. Viele der Jungen und Mädchen kommen aus benachteiligten Familien. Sie brauchen besondere Zuwendung und Förderung. Kein leichter Job, aber er macht der Erzieherin auch noch nach zehn Jahren im Beruf viel Spaß. Am Mittwoch geht sie mit vielen Kolleginnen auf die Straße, um für eine bessere Bezahlung, "eine gerechtere Bezahlung", wie sie sagt, zu streiken. Um die 2500 Euro brutto verdient Sternitzke im Monat im Vollzeitjob.

Aber sie streikt auch für mehr Anerkennung und Wertschätzung ihrer für den Zusammenhalt einer Gesellschaft so wichtige Arbeit. Es sind ihrer Ansicht nach die schlechte Bezahlung und die immens gewachsenen Anforderungen an ihren Beruf, weswegen viele Erziehungskräfte auch schnell wieder abspringen. "Die Fluktuation in unserer OGS ist enorm hoch", sagt sie. "Dadurch sind wir personell chronisch unterbesetzt."

Einen "Knochenjob" übt aus Ralf von der Stein aus, allerdings auf andere Weise. Der 49-jährige Gärtnermeister pflegt das öffentliche Grün und ist auch im Straßendienst unterwegs. Bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit. Auch er kämpft am Mittwoch mit vielen Kollegen beim Warnstreik für eine bessere Bezahlung. "Unser Problem ist, dass der Nachwuchs fehlt. Unser Altersdurchschnitt liegt inzwischen schon bei über 50 Jahren, da steigt die Krankheitsrate natürlich rapide an." Doch der Beruf sei aufgrund des niedrigen Lohns wohl zu unattraktiv: "Ein ausgebildeter Gärtner verdient in den ersten Berufsjahren gerade einmal 1100 Euro netto. Wie soll er denn damit eine Familie ernähren?", fragt von der Stein.

Mit den Ärmsten der Armen unter uns hat Ninja Kernig täglich zu tun: Die 28-Jährige arbeitet als Sachbearbeiterin im Sozialamt und ist dort für die Krankenhilfe von Asylbewerbern und Obdachlosen zuständig. Da ist viel Fingerspitzengefühl und Geduld gefragt im Umgang mit diesen Menschen, "die Aufgaben werden mit den wachsenden sozialen Problem immer komplexer", sagt sie. Im Vergleich zur Privatwirtschaft werde ihre Tätigkeit viel schlechter bezahlt, ist sie überzeugt. Auch wenn sie sich bewusst sei, dass sie dafür einen sicheren Arbeitsplatz habe. "Aber die Kluft ist heute doch sehr groß, deshalb setzte ich mich für eine gerechtere Bezahlung unserer Tätigkeit ein."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort