"Wir waren arm und wollten arbeiten"

Gäste sind bei Hamide und Acarbey L. immer willkommen - auch wenn das Geld oft knapp ist

Bonn. (dpa) Vor rund 40 Jahren kam die vierköpfige Familie aus der Türkei nach Deutschland. "Wir waren arm und wollten arbeiten", erzählt der gelernte Flugzeugbauer Acarbey L. dem Mitarbeiter der Aktion "Weihnachtslicht".

Das klappte auch zunächst gut: Viele Jahre lang baute er Flugzeugteile zusammen, danach war er in einer Aluminiumfabrik tätig. Seine Frau Hamide arbeitete als Stationshilfe in einer Klinik.

"Die viele Arbeit auf der Intensivstation macht krank", meint sie - nicht nur im übertragenen Sinne. Sie wurde tatsächlich krank, fast zeitgleich mit ihrem Mann, der ein Herzleiden hat. Heute leidet der 70-Jährige zudem an Parkinson.

Außerdem wurden bei ihrem Sohn Psychosen festgestellt. Er verlässt seither nicht mehr oft das Haus und muss rund um die Uhr beaufsichtigt werden. Auch die Tochter ist gesundheitlich angeschlagen.

Zu viert bewohnen sie eine kleine Wohnung in Auerberg, leben von den Renten der Eltern. Die Hälfte davon fließt in die Miete, der Rest in die Versorgung der Familie mit Essen und Medikamenten sowie in die Betreuung des Sohnes. Ausgleich findet die Mutter in der Moschee, für die sie ehrenamtlich sehr engagiert ist.

Für die Wohnung, die sie gepflegt und sauber hält, können sie sich selten etwas leisten. Jetzt ist auch noch die Tiefkühltruhe kaputt gegangen, auf die die Familie angewiesen ist. Auch die durchgelegenen Matratzen können sie nicht ersetzen. Selbstmitleid ist in dieser Wohnung aber nicht zu hören, und die Familie zieht sich auch nicht zurück: Gäste sind immer willkommen.

Kürzlich konnten sie den Mitarbeiter des "Weihnachtslichts" erneut willkommen heißen. Er hat ihnen eine Frühstückskorb und einen Zuschuss mitgebracht, mit dem die beiden Senioren für eine Weile ihre kleinen Renten aufstocken können.

Gut, dass so viele Menschen in Bonn und der Region die Sache des "Weihnachtslichts" unterstützen. Denn auch heute können wir wieder eine stattliche Spendenliste veröffentlichen. Die stolze Summe von 15 284,28 Euro ist an einem einzigen Tag zusammengekommen. Dafür danken wir allen im Namen der Beschenkten ganz herzlich. Und sie können alle sicher sein, dass auch jeder Cent bei bedürftigen Seniorinnen und Senioren ankommt.

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